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Darum hat Horst Seehofer als Kanzlerkandidat "keinerlei Chancen"


Der CSU-Chef als Kanzlerkandidat?
Wahlforscher: "Seehofer hat keinerlei Chancen"

ckr, t-online.de

Aktualisiert am 05.08.2016Lesedauer: 4 Min.
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Streit um "Wir schaffen das": Kanzlerin Merkel und CSU-Chef Seehofer.Vergrößern des Bildes
Streit um "Wir schaffen das": Kanzlerin Merkel und CSU-Chef Seehofer. (Quelle: dpa-bilder)

Die Zahlen klingen dramatisch: Kanzlerin Angela Merkel sackt in den Umfragen um zwölf Punkte

"FAZ" und "Welt" spekulieren nun darüber, ob Seehofer wohl als Kanzlerkandidat der Union antreten könnte. t-online.de sprach darüber mit dem Berliner Parteien- und Wahlforscher Oskar Niedermayer.

Herr Professor Niedermayer, auf einmal wird über Horst Seehofer als Kanzlerkandidat nachgedacht. Ist das eine realistische Vorstellung?

Nein, das sehe ich überhaupt nicht. Das sind nette Gedankenspiele, die aber mit der politischen Realität ganz wenig zu tun haben.

Warum nicht?

Ganz abgesehen von der Frage, ob Seehofer das wollen würde - seine kryptischen Andeutungen sind ja immer extrem auslegungsfähig - hat er keinerlei Chancen, weil die Union es mit Sicherheit nicht schaffen wird, bei der nächsten Bundestagswahl die absolute Mehrheit zu erreichen. Das heißt: Sie braucht einen Koalitionspartner, und alle denkbaren Koalitionspartner würden einen Bundeskanzler Seehofer nicht akzeptieren und wählen.

Spielt da auch der alte Bayern-Fluch mit hinein? Strauß und Stoiber haben es ja seinerzeit auch schon versucht und sind gescheitert, weil sie außerhalb von Bayern nicht genug Unterstützung hatten.

Es gab spezifische Gründe für die beiden Male, wo die CDU/CSU einen bayerischen Kandidaten aufgestellt hat. Was Seehofer selbst angedeutet hat, ist ja nicht, dass er Spitzenkandidat der Unionsparteien werden könnte, sondern der CSU. Auch die FDP hat mal einen Spitzenkandidaten aufgestellt. Das kann man machen, um die CSU-Wählerschaft zu optimieren. Und um den Bayern zu zeigen: Seehofer wirft sich in die Bresche und tut alles, um ein sinnvolles Ergebnis für die CSU in Bayern zu erreichen und damit der CDU/CSU zu helfen, stärkste Partei zu werden. Das ist aber etwas ganz anderes.

Aber als Gesamtkandidat kommt er nicht in Frage?

Selbst wenn er gemeinsamer Kanzlerkandidat würde, hätte er keine Chance. Man stelle sich mal vor, die Grünen würden damit konfrontiert, Seehofer zum Kanzler machen zu müssen, oder auch die SPD - das ist jenseits der politischen Realität.

Wenn wir mal von der politischen Arithmetik weggehen und nur auf die Stimmung in der Bevölkerung schauen: Da hatte man das Gefühl, dass er mit seinen Aussagen bei vielen sehr gut ankommt - als Antipode zu Merkel.

Man muss da trennen: Sowohl bei Merkel, als auch bei Seehofer. Es gibt unterschiedliche Ergebnisse - je nachdem, wie man fragt: Wenn man nach der allgemeinen Beurteilung fragt, wie es die Forschungsgruppe Wahlen tut, dann ist Merkel immer deutlich vor Seehofer. Wenn man nicht nach dieser allgemeinen Beurteilung fragt, wo ja auch Sympathie eine Rolle spielt, sondern nach der Bewertung der politischen Arbeit, wie bei Infratest Dimap, dann sieht es ganz anders aus: Dann ist es so, dass Seehofer - wie bei den letzten beiden Umfragen - ganz in der Nähe von Merkel ist.

Ein Spartenkandidat sozusagen?

Die Leute trennen schon zwischen der Beurteilung seiner politischen Arbeit - vor allem in der Flüchtlingskrise - und der generellen Bewertung, wo alles mögliche mit einfließt.

Wer wäre denn aus der Union noch geeignet? Hätte überhaupt jemand außer Merkel eine Chance?

Nein, momentan nicht. Wenn man sich die Werte aller potenziellen anderen Kandidaten anschaut - von der Leyen, de Maizière, viele andere gibt es ja gar nicht - dann sind deren Bewertungen deutlich niedriger als die von Frau Merkel. Wenn Merkel will, dann wird sie Kanzlerkandidatin werden. Ich gehe auch davon aus, dass die Union, wenn nichts extrem Dramatisches passiert, stärkste Partei werden wird. Das bedeutet aber immer noch nicht, dass sie Kanzlerin wird, weil sie eben einen Koalitionspartner braucht.

Laut "ARD-Deutschlandtrend" ist die Zustimmung zu ihrer Politik so schwach wie noch nie. Das ändert nichts an Ihrer Einschätzung?

Nein, weil das alles relativ ist. Merkels Werte sind deutlich schlechter als vor der Flüchtlingskrise. Das ist eindeutig. Sie schwanken und sind jetzt wegen der Terroranschläge besonders niedrig. Das ist den Leuten gerade sehr im Bewusstsein. Vor drei Wochen waren sie noch wesentlich höher. Sie schwanken aber auch auf einem niedrigeren Niveau als vor der Flüchtlingskrise. Das ist eindeutig. Die Frage ist aber: Was ist mit den Werten der anderen? Weder hat einer ihrer Konkurrenten aus der Union bessere Werte, noch ihr Hauptkonkurrent der anderen Regierungspartei, nämlich Sigmar Gabriel - der hat noch schlechtere Werte. Insofern ist alles relativ.

Sie bleibt "alternativlos"?

So ist es. Wenn sie das will - und sie lässt nicht erkennen, dass sie nicht will. Man muss immer dazu sagen: Wenn nichts Dramatisches passiert. Wenn wir jetzt - was Gott verhüten möge - einen großen islamistischen Anschlag mit 100 Toten hätten, dann wäre das etwas ganz anderes. Dann hätten wir eine Ausnahmesituation, die unberechenbar wäre. Aber unter Normalbedingungen wird es so ablaufen.

Die Fragen stellte Christian Kreutzer


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