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Aus Angst vor Affenpocken: Angriffe auf Affen in Brasilien mehren sich


WHO besorgt
Angriffe auf Affen in Brasilien mehren sich

Von dpa
Aktualisiert am 12.08.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 163142089Vergrößern des BildesWeißbüschelaffe aus Brasilien: Aufgrund der Angst vor Affenpocken haben die Angriffe auf Affen in Brasilien zugenommen. (Quelle: IMAGO/ALIMDI.NET / Arterra / Philippe)
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Aus Angst vor den Affenpocken werden in Brasilien zunehmend Affen attackiert. Die Suche nach einem neuen Namen für die Krankheit gestaltet sich schwierig.

Virus aus Wuhan, Schweinegrippe, Affenpocken: Was solche Namen für Viren oder Krankheiten auslösen können, ist bekannt. Als das neuartige Coronavirus von Wuhan in China aus Anfang 2020 in der Welt ausbreitete, wurden vielerorts Menschen ausgegrenzt, die für Chinesen gehalten wurden. Wegen der Schweinegrippe 2009 wurden in vielen Ländern Millionen Schweine geschlachtet. In Brasilien werden nun wegen der Affenpocken immer mehr Affen mit Steinen und Gift attackiert. Vor der Gefahr durch die Viren schützen alle dieser irrationalen Reaktionen nicht.

"Wir haben festgestellt, dass die Zahl der Vorfälle zunimmt, in denen Tiere verfolgt, mit Steinen beworfen oder sogar vergiftet werden", sagte Dener Giovanini, Koordinator des Nationalen Netzwerks zur Bekämpfung des Wildtierhandels (Renctas), der Deutschen Presse-Agentur. "Das liegt daran, dass in der brasilianischen Gesellschaft Information fehlt", darüber, dass die Affen nicht Träger des Virus seien und deshalb auch keine Gefahr für den Menschen darstellen würden.

Dem Zoo von São José do Rio Preto etwa waren zuletzt eine Reihe von misshandelten und vergifteten Affen gebracht worden, von denen elf starben, wie aus einer Mitteilung der Stadt im Bundesstaat São Paulo hervorging. In einem Video war zu sehen, wie die Tiere litten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf drückte ihre Sorge angesichts der Entwicklung in Brasilien aus. "Die Leute sollten keine Affen angreifen", sagte WHO-Sprecherin Margaret Harris bei einer Pressekonferenz. Auch bei Gelbfieber-Ausbrüchen war es in Brasilien immer wieder zu Angriffen auf Affen gekommen.

WHO möchte Krankheitsnamen ändern

Die WHO macht seit Wochen Druck, dass der Name Affenpocken geändert wird. Aber sind so einprägsame Bezeichnungen nicht besser als Buchstaben- und Zahlenkombinationen wie H1N1 für Schweinegrippe oder Sars-CoV-2 für das Coronavirus? "Was einfach ist, ist ja nicht notwendigerweise geboten", sagt Richard Neher vom Biozentrum der Universität Basel der Deutschen Presse-Agentur.

Er unterzeichnete im Juni einen Aufruf, neutrale Namen für Affenpocken-Untergruppen zu finden und nicht von "Westafrika"- oder "Kongobecken"-Gruppen zu reden. Damit werde der falsche Eindruck erweckt, die jüngsten Ausbrüche überwiegend in Europa, den USA und Brasilien hätten etwas mit Afrika zu tun, heißt es darin. Das sei diskriminierend und stigmatisierend. Die mehr als zwei Dutzend Virologinnen und Virologen kritisierten, dass dazu auch noch oft mit Fotos afrikanischer Patienten gestellt werden würden.

Am Freitagabend teilte die WHO mit, dass die Untergruppen künftig mit römischen Buchstaben ausgewiesen werden. Statt "Kongobecken-" oder "Westafrika-Gruppe" gilt ab jetzt die Bezeichnung Untergruppe I und II. Über einen neuen Nahmen für die Krankheit insgesamt wurde jedoch noch nicht entschieden. Vorschläge für einen neuen Namen können auf einer WHO-Webseite gemacht werden. Jeder kann dort ernst gemeinte Ideen vorbringen. Am Freitagabend stand dort bislang ein diese Woche aus Kanada eingereichter Vorschlag, die Krankheit – auf Englisch Monkeypox – Mpox zu nennen.

Namen dürfen keine negativen Folgen haben oder Gruppen anprangern

"Das Problem mit den geografischen Bezeichnungen ist zum einen, dass sie oft nicht stimmen, zum anderen, dass sie oft dazu führen, dass die Orte, nach denen die Erreger benannt werden, Nachteile erfahren", sagt Neher – zum Beispiel, dass Reisen in die Regionen vermieden werden. Zudem würden Länder, die Krankheiten gut überwachen und etwa neue Virenvarianten entdecken und beschreiben, bestraft, wenn die neue Variante dann nach dem Land benannt werde. Die legendäre Spanische Grippe 1918 etwa wurde zwar von Spanien als erstes gemeldet, die ersten Fälle traten aber schon früher in den USA auf, wie die US-Gesellschaft für Mikrobiologie (ASM) berichtet.

Dass sich Begriffe wie Schweinegrippe oder Wuhan-Virus schnell durchsetzten, sei menschlich, schrieb Susan Hardy, Dozentin für Sozialwissenschaften auf der Webseite der Universität von Sydney. "Angst braucht einen Namen, und etwas zu benennen suggeriert, dass etwas getan wird." Es gehe auch um die Suche nach Sündenböcken.

Seit 2015 hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Richtlinien, um zu verhindern, dass Krankheitsnamen negative Folgen für Handel, Reisen, Tourismus oder Tierwohl haben oder kulturelle, soziale, regionale oder ethnische Gruppen womöglich an den Pranger stellen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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