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Ufos in Deutschland: Was steckt hinter den vermehrten Sichtungen?


Deutsche Ufo-Sichtungen nehmen zu
"Bitte halten Sie mich nicht für verrückt"


Aktualisiert am 15.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Sternstrichspuren über Niedersachsen: Himmelsphänomene sorgen auch schon mal für einen Hinweis bei der deutschen Ufo-Meldestelle.Vergrößern des Bildes
Sternstrichspuren über Niedersachsen: Himmelsphänomene sorgen auch schon mal für einen Hinweis bei der deutschen Ufo-Meldestelle. (Quelle: imago)

Mehr Menschen als sonst haben sich in den letzten Tagen an die Ufo-Meldestelle gewandt, sagt deren Gründer. Was hinter den meisten Sichtungen steckt.

Flugobjekte am Himmel versetzen nicht nur die Menschen in den USA in Aufruhr, sondern auch die Deutschen: Angesichts der Nachrichten über abgeschossene Ballons in Amerika wenden sich mehr Leute an die Ufo-Meldestelle Cenap im Odenwald.

"Bei mir sind in den letzten Tagen mehr Meldungen als sonst eingegangen", sagt Cenap-Chef Hansjürgen Köhler auf Anfrage von t-online. Viele meldeten sich per Mail oder Telefon und fragten: "Ich habe da was fotografiert – ist das auch ein Spionageballon?"

Köhler, 66 Jahre alt, betreibt seit den 1990er-Jahren die Meldestelle für unidentifizierte Flugobjekte (Ufos). An ihn können sich Menschen wenden, die etwas vermeintlich Ungewöhnliches am Himmel entdeckt haben. Köhler bemüht sich dann um Klärung.

"Trotzdem kein Hinweis auf einen außerirdischen Besuch"

Und zwar mit einigem Erfolg: Bis heute seien ihm insgesamt 10.159 Sichtungen gemeldet worden. Lediglich 124 davon seien offen geblieben – in diesen Fällen war es also nicht möglich, eindeutig zu sagen, was hinter der Beobachtung steckte. "Das ist aber trotzdem kein Hinweis auf einen außerirdischen Besuch", sagt Köhler.

Verwunderlich ist das erhöhte Meldungsaufkommen kaum. Hintergrund sind die Nachrichten aus den USA. Nach der Meldung eines chinesischen Ballons, der vor der Atlantikküste abgeschossen wurde, hat die US-Luftwaffe innerhalb weniger Tage drei weitere Objekte vom Himmel geholt. Während die USA bei Ersterem davon ausgehen, dass China diesen zu Spionagezwecken einsetzte (was China abstreitet), ist über die anderen drei bislang nur wenig öffentlich bekannt.

Hansjürgen Köhler
Hansjürgen Köhler (Quelle: privat)

Hansjürgen Köhler

betreibt ehrenamtlich die Ufo-Meldestelle Cenap ("Centrales Erforschungs-Netz Außergewöhnlicher Himmelsphänomene"). Dort können sich Menschen melden, die eine Beobachtung am Himmel machen, die sie sich zunächst nicht erklären können. Außer Cenap engagiert sich auch der Verein "Gesellschaft zur Erforschung des Ufo-Phänomens" (GEP) in Lüdenscheid für diese Sache.

Auch deshalb kursiert derzeit eine Theorie, dass es sich bei den Objekten um Flugkörper von Aliens handle. Das Weiße Haus in Washington fühlte sich nun sogar zu der Klarstellung veranlasst, dass es "keinen Hinweis auf Aliens oder außerirdische Aktivitäten bei diesen jüngsten Abschussaktionen" gebe.

Zuvor hatte der US-General Glen VanHerck für Aufsehen gesorgt, als er auf die Frage eines Journalisten, ob das Pentagon ausschließen könne, dass Außerirdische dahintersteckten, das eben nicht tat. Hier lesen Sie mehr dazu.

"Wegen mangelnder Daten offen geblieben"

In den USA werden die Teile der abgeschossenen Gerätschaften nun geborgen und untersucht. Doch bis es Gewissheit darüber gibt, um welche Arten von Flugobjekten es sich dabei genau handelt, wird es voraussichtlich noch dauern: Die Bergung der Trümmer gestalte sich schwierig, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby – wegen des Terrains. Eines der Objekte sei vor Alaska auf Meereis gekracht, ein anderes liege am Grunde eines Sees.

Bei Köhler sind die Fälle, die er nicht klären kann, meist solche, bei denen Menschen von länger zurückliegenden Sichtungen berichten. "Die Fälle sind wegen mangelnder Daten offengeblieben", sagt Köhler.

So habe ihm etwa jemand in einer Mail geschrieben: "Ich habe da etwas gesehen, das kann 1983 gewesen sein, oder auch '84." Selbst wenn dann die Beschreibung des Objekts sehr deutlich sei, könne er das so weit in der Vergangenheit trotzdem nicht mehr "wasserdicht" sagen.

"Bitte halten Sie mich nicht für verrückt"

"Je schneller mir etwas gemeldet wird, desto besser kann ich das überprüfen", sagt Köhler. Dafür brauche er außerdem Datum, die Uhrzeit, die Länge der Beobachtung, die Himmelsrichtung und die Postleitzahl, wo sich der Beobachter befand.

Viele der Anrufer, die sich bei Köhler melden, sagten zu Beginn des Telefonats: "Bitte halten Sie mich nicht für verrückt, ich habe gerade etwas gesehen." Köhler versteht das: "Die wollen einfach wissen, was da draußen ist." Was also sehen die Bürgerinnen und Bürger im Himmel über Deutschland? Waren in den vergangenen Tagen womöglich sogar Ballons wie jene in den USA dabei?

Meldungen an Cenap

Sehen Sie etwas am Himmel, das Sie sich nicht erklären können, können Sie das rund um die Uhr an Cenap melden: telefonisch unter 0151–18736259 oder per E-Mail an cenap-h-koehler@t-online.de

Laut Hansjürgen Köhler haben sich die Sichtungen der vergangenen Tage zumeist als Wetterballons entpuppt – und als Starlink-Satelliten des US-amerikanischen Milliardärs Elon Musk. Dessen Unternehmen SpaceX schießt Satelliten ins All, um ein Netzwerk aufzubauen, das weltweiten Internetzugang bieten soll.

"Wenn die Satelliten im Orbit vom Träger abgelöst werden, fliegen sie ganz nah beieinander – das sieht dann aus wie eine Perlenkette", beschreibt Köhler, "ein hell-leuchtender Strich, der dann plötzlich im Erdschatten verschwindet." Er könne verstehen, dass das auf den ersten Blick für viele erst einmal mysteriös und unerklärlich erscheine, auch wenn eine einfache Erklärung dahintersteckt.

"Wir sind die Generation der Mondlandung"

Die Starlink-Satelliten machten auch insgesamt einen Großteil der Meldungen im vergangenen Jahr aus – nämlich 238 von 729. Das zeigt eine Cenap-Auflistung des Jahres 2022. Auch große Folienballons, die etwa bei Hochzeiten oder anderen Veranstaltungen gestartet werden, stecken oft hinter den Beobachtungen, zunehmend auch Drohnen. Häufig sorgen jedoch auch Planeten bei Bürgerinnen und Bürgern für Verwirrung, etwa der Jupiter.

Die Zahl der Fälle zeigt: Cenap wird gebraucht. Das war auch der ursprüngliche Impuls für die Gründung, sagt Köhler. "Wir sind die Generation der Mondlandung", sagt der 66-Jährige. Als Jugendlicher habe er sich gemeinsam mit seinem Freund Werner Walter bei einer Sternwarte angemeldet, um ihre Neugier hinsichtlich Himmelskörpern zu stillen.

"Es gab einen unglaublichen Bedarf"

Damals sei den beiden jungen Männern aufgefallen, dass der Leiter der Warte den Hörer oft neben dem Telefon habe liegen lassen. Als sie ihn darauf ansprachen, habe er gesagt: "Tue ich das nicht, rufen so viele Menschen an, dass ich nicht mehr dazu komme, selbst zu beobachten", erzählt Köhler.

Gemeinsam mit seinem Freund habe er dann den "Telefondienst" in der Sternwarte übernommen und verunsicherten Menschen erklärt, was hinter ihren Beobachtungen stecken könnte. "Es gab einen unglaublichen Bedarf", sagt Köhler. Deshalb hätten sie Cenap gegründet. Sein Mitgründer Walter ist 2016 gestorben, Köhler macht weiter mit der ehrenamtlichen Aufklärung der zunächst unbekannten Erscheinungen.

Flugobjekt versetzte Nürnberg und Umgebung in Aufruhr

Und was hält jemand wie er mit viel Erfahrung von den Vorkommnissen in den USA? Ruhe bewahren sei das Gebot, sagt Köhler. Auch hierzulande hätten Sichtungen von Ballons schon riesige Wellen geschlagen. Etwa im Jahr 1983: In der Nähe von Nürnberg wurde ein "riesiges Objekt am Tageshimmel" gesichtet. Tagelang hielt das unbekannte Flugobjekt die Stadt und das Umland in Atem.

Erst später stellte sich heraus: Es war ein sogenannter Stratosphärenballon aus Frankreich, der eigentlich zu Forschungszwecken in den Norden ins Polargebiet fliegen sollte. Wegen einer besonderen Konstellation in der Luft wurde er aber in Richtung Osten getragen und blieb ein paar Tage über Nürnberg hängen.

Für Köhler zeigt das: "Solche Dinge sind durchaus normal."

Verwendete Quellen
  • Persönliches Gespräch mit Hansjürgen Köhler am 14. Februar 2023
  • nordbayern.de: "Ufos über Nürnberg"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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