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Hebammen-Mangel in der Geburtshilfe: So angespannt ist die Situation derzeit


Mangel an Hebammen
So angespannt ist die Situation in der Geburtshilfe

Von Nilofar Eschborn

05.05.2023Lesedauer: 2 Min.
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Eine Hebamme untersucht eine schwangere Frau: In Deutschland werden Tausende Hebammen gesucht. (Quelle: Annette Riedl/dpa/dpa-bilder)

Am Freitag ist Welt-Hebammentag. Anlässlich dessen fordern Verbände bessere Bedingungen in der Geburtshilfe. So steht es um die Berufsgruppe.

Immerhin, sie wünschte "alles Gute". Aber: "Leider kann ich Ihre Betreuung nicht übernehmen." Antworten wie diese dürften zahlreiche werdende Mütter in Deutschland auf ihrer Suche nach einer Hebamme zur Genüge kennen. Denn: Der Hebammenmangel in Deutschland ist immens.

Wie eine aktuelle Landkarte der Unterversorgung zeigt, fehlen in Deutschland Tausende Fachkräfte. Allein für Geburten – ob Haus-, Beleg- oder Geburtshausgeburt – werden den Meldungen zufolge derzeit insgesamt über 4.200 Hebammen gesucht.

Am drastischsten ist der Mangel in der Wochenbettbetreuung – also beim Umsorgen von Mutter und Kind mehrere Tage nach der Geburt: Der Landkarte der Unterversorgung zufolge fehlen hierzulande allein für diese Leistung 34.384 Hebammen. Dabei hat jede gesetzlich krankenversicherte Frau Anspruch auf diese Unterstützung.

Wie ein "Balkon-Applaus"

Auch Hebammen selbst machen jetzt, anlässlich des Welt-Hebammentages am Freitag, auf das Problem aufmerksam: "Es braucht einfach Hebammen und eine gute Betreuung für uns und unsere Töchter", schreibt etwa Sissi Rasche, Hebamme und vierfache Mutter aus Berlin, auf Instagram. Auf der Plattform folgen ihr rund 92.000 Nutzerinnen und Nutzer.

Hebamme und Buchautorin Kareen Dannhauer sagt im Gespräch mit "Deutschlandfunkkultur", letztendlich sei der internationale Hebammentag ein "Balkon-Applaus für uns Hebammen". Sie weist darauf hin, dass der Hebammenberuf zu den am schlechtesten bezahlten im Gesundheitswesen gehöre. Freiberufliche Hebammen könnten als Alleinverdienende sicherlich keine Familie ernähren, so Dannhauer weiter.

Auf die Frage, wie viel eine Hebamme ungefähr verdiene, antwortet sie: Wenn man eine 60-Stunden-Woche schaffe, könne man mit bis zu 2.500 Euro netto rechnen.

Verband beklagt schlechte Rahmenbedingungen

Auch der Deutsche Hebammenverband identifiziert die Bedingungen in der Geburtshilfe als das eigentliche Problem: "Viele junge Menschen sehen darin eine wertvolle Arbeit und durch die Akademisierung ist der Beruf noch attraktiver geworden. Es fehlt also nicht an Fachkräften oder engagiertem Personal", erklärt eine Sprecherin auf Anfrage von t-online.

"Es sind vielmehr die schlechten Rahmenbedingungen, die dazu führen, dass Hebammen oft nicht anders können, als frühzeitig ihren Traumberuf aufzugeben." Im Rahmen der laufenden Krankenhausstrukturreform fordert der Verband deshalb mit konkreten Vorschlägen, die Versorgung flächendeckend zu verbessern. Beispielsweise müsse eine wohnortnahe geburtshilfliche Versorgung gewährleistet werden, indem die ambulante und klinische Geburtshilfe besser verzahnt werden.

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Weniger Geburtshilfe, mehr Geburten

Ein weiteres Problem: Immer weniger Krankenhäuser bieten Geburtshilfe an. Nach aktuellen Angaben des Statistischen Bundesamts vom Februar führten im Jahr 2021 nur 32,4 Prozent der 1.887 Krankenhäuser in Deutschland Entbindungen durch. Im Jahr 1991 waren es noch 49,2 Prozent der damals insgesamt 2.411 Krankenhäuser.

Die gute Nachricht: Zuletzt ist die Zahl der Hebammen und Entbindungspfleger im Jahresvergleich leicht gestiegen: "Im Jahr 2021 leisteten 11.697 Hebammen und Entbindungspfleger Geburtshilfe in deutschen Krankenhäusern", teilten die Statistiker mit. Das seien 162 mehr als im Vorjahr gewesen. Ob sich diese Entwicklung unter den oben geschilderten Rahmenbedingungen fortsetzt, ist jedoch unklar.

In Deutschland ist gesetzlich festgelegt, dass bei jeder Geburt eine Hebamme anwesend sein muss. Während der Geburt unterstützt sie die werdende Mutter – greift jedoch nur ein, wenn es medizinisch notwendig ist. Im Notfall zieht sie eine Ärztin oder einen Arzt hinzu.

Verwendete Quellen
  • Statement des Deutschen Hebammenverbandes am 4. Mai 2023
  • unsere-hebammen.de: Landkarte der Unterversorgung
  • instagram.com: Profil von @hebammesissirasche
  • deutschlandfunkkultur.de: "Teure Versicherungen für Hebammen – das Problem ist weiter ungelöst"
  • destatis.de: "Fast ein Drittel aller Geburten im Jahr 2021 durch Kaiserschnitt"
  • Eigene Erfahrungen bei der Hebammensuche
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