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Schiffsunglück vor Griechenland: Kapitän der Küstenwache wehrt sich


Schiffsunglück mit Hunderten Toten
Kapitän der Küstenwache wehrt sich gegen Vorwürfe

Von dpa, afp
18.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Das überfüllte Fischerboot: Zahlreiche Menschen sind an Bord des Fischerboots zu sehen, das später vor Südgriechenland kenterte und sank.Vergrößern des BildesDas überfüllte Fischerboot: Zahlreiche Menschen sind an Bord des Fischerboots zu sehen, das später vor Südgriechenland kenterte und sank. (Quelle: Uncredited/Hellenic Coast Guard/AP/dpa)
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Bezüglich des Schiffsunglücks im Mittelmeer sind noch viele Fragen ungeklärt. Der Kapitän der Küstenwache weist eine Schuld aber von sich.

Nach dem Schiffsunglück im Mittelmeer mit mutmaßlich mehreren Hundert ertrunkenen Geflüchteten aus Afrika hat sich der Kapitän eines Boots der griechischen Küstenwache gegen Vorwürfe zur Wehr gesetzt. Die griechische Zeitung "Kathimerini" veröffentlichte am Sonntag das Protokoll eines Berichts, den der Kommandeur des Patrouillenboots 920 seinen Vorgesetzten gegeben habe. Demzufolge bot der Kapitän dem völlig überfüllten Fischkutter etwa zwei Stunden vor dem Unglück Hilfe an – was von dort aber abgelehnt worden sei.

Das Boot war am Mittwoch mit bis zu 700 Migranten an Bord südwestlich von Griechenland gesunken. 104 Menschen wurden gerettet, 78 tot geborgen. Alle anderen wurden wohl in die Tiefe gerissen. Die Suche nach weiteren Überlebenden brachte keinen Erfolg. Von vielen Seiten gibt es Vorwürfe, dass der Kapitän bei der Entdeckung des Kutters nicht eingeschritten sei. Einige Medien zitierten Überlebende, die Küstenwache habe den Untergang des Boots sogar erst verursacht, indem sie es Richtung Italien habe schleppen wollen.

Dem Protokoll zufolge wurden der Kapitän und seine Crew bereits am Dienstag gegen 15.00 Uhr vom maritimen Such- und Rettungszentrum im griechischen Piräus über das in Not geratene Boot informiert. Das Patrouillenboot habe sich dann sofort auf den Weg in die Region gemacht. Der Kutter sei gegen 23.00 Uhr von einem Frachtschiff entdeckt worden. Die Küstenwache habe sich dem Boot um 23.40 Uhr auf etwa 200 Meter genähert und Hilfe angeboten.

"No Help"- und "Go Italy"-Rufe

"Wir näherten uns dem Schiff, um seinen Zustand und den der Passagiere zu überprüfen und erneut Hilfe anzubieten", zitierte die Zeitung den Kapitäns, dessen Name nicht veröffentlicht wurde. Dann hätten die Beamten am Bug des Schiffs ein Seil befestigt. Von Bord seien jedoch Rufe wie "No Help" und "Go Italy" zu hören gewesen – man brauche keine Hilfe, Ziel sei Italien. "Trotz wiederholter Appelle, ob sie Hilfe brauchten, ignorierten sie uns und machten gegen 23.57 Uhr das Seil los. Sie starteten den Motor und fuhren mit geringer Geschwindigkeit in westliche Richtung."

Das Patrouillenboot habe dann das Such- und Rettungszentrum informiert und das Boot im Abstand von 200 Metern begleitet, gab der Kapitän weiter an. Um 1.40 Uhr habe der Kutter erneut angehalten. Dann habe sich das Boot langsam geneigt. Unter den Passagieren habe es Aufruhr gegeben, auch Schreie seien zu hören gewesen. Innerhalb einer Minute sei das Boot dann jedoch gekentert. Das Mittelmeer ist an dieser Stelle etwa 5.000 Meter tief.

Pakistan nimmt Schlepper fest

Laut lokalen Medienberichten waren auf dem gesunkenen Schiff allein 300 Menschen aus Pakistan. Die pakistanischen Behörden nahmen am Sonntag zehn mutmaßliche Schlepper fest. "Gegen sie wird wegen möglicher Beteiligung am Zustandekommen des gesamten Geschehens ermittelt", teilte ein Behördenvertreter mit.

Neun der festgenommenen Verdächtigen wurden den Behördenangaben zufolge im pakistanischen Teil Kaschmirs gefasst, von wo ein Großteil der bei dem Unglück ertrunkenen Pakistaner stammte. Eine weitere Festnahme habe es in Gujrat gegeben.

Regierungschef Shebaz Sharif ordnete seinerseits ein schärferes Vorgehen gegen mutmaßliche Schlepper an. "Personen, die in das abscheuliche Verbrechen des Menschenhandels verwickelt sind", sollten hart bestraft werden, erklärte sein Büro. Zudem wurde für Montag ein nationaler Trauertag ausgerufen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
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