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Verunglücktes "Titan"-Tauchboot in Trümmern: Insassen starben wohl plötzlich


"Katastrophale Implosion"
Der Tod kam wohl auf einen Schlag

Von dpa, mam, lw

Aktualisiert am 23.06.2023Lesedauer: 4 Min.
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Tauchboot war auf dem Weg zur "Titanic": Die Passagiere starben infolge einer Implosion. (Quelle: reuters)
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Die fünf Insassen der "Titan" sind offenbar bei einer plötzlichen Implosion des Tauchboots ums Leben gekommen. Experten sprechen von einem schnellen Tod.

Nun ist es offiziell: Die US-Küstenwache geht nach dem Fund von Trümmerteilen des Tauchboots "Titan" vom Tod der fünf Insassen aus. Es habe eine "katastrophale Implosion" des Tauchboots gegeben, sagte der Chef der US-Küstenwache im Nordosten der USA, John Mauger, am Donnerstag.

Experten zufolge haben die Menschen an Bord von der Implosion ihres Gefährts nichts mehr mitbekommen. Der Druck auf das Tauchboot sei in so großer Tiefe massiv gewesen – die Implosion sei in einem Bruchteil einer Millisekunde passiert, zitierte der Sender CNN am Freitag Ex-Marineoffizierin Aileen Marty, eine Professorin für Katastrophenmedizin. Das menschliche Gehirn könne die Lage so schnell gar nicht erfassen. "Das ganze Ding ist kollabiert, bevor die Menschen darin überhaupt bemerken konnten, dass es ein Problem gab", betonte Marty.

Video | Video zeigt "Titan"-Passagier ein letztes Mal vor Unglück
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Quelle: t-online

Dale Mole, ein ehemaliger Arzt der US-Marine, bezeichnete die Implosion als "das bestmögliche Szenario" in diesem Fall. "Der Tod wäre augenblicklich eingetreten", sagte er der britischen BBC. Die Alternative wäre gewesen, dass der Sauerstoff zur Neige gegangen wäre. Dies wäre Berechnungen zufolge am Donnerstagmorgen der Fall gewesen. "Sie können sich vorstellen, wie es gewesen wäre … es ist kalt, Ihr Sauerstoff geht zur Neige", so Mole.

Bei einer Implosion bricht ein Objekt schlagartig zusammen, wenn der Außendruck größer ist als der Innendruck. Sie steht im umgekehrten Kräfteverhältnis zu einer Explosion. Schon der kleinste strukturelle Defekt kann in großer Tiefe eine solche Katastrophe auslösen. Hier lesen Sie mehr dazu.

Zeitpunkt der Implosion unklar

Zum Zeitpunkt der Implosion konnte die Küstenwache noch keine Angaben machen. Sonarbojen hätten in den vergangenen 72 Stunden aber kein "katastrophales Ereignis" wahrgenommen, sagte Mauger. "Ich weiß, dass es eine Menge Fragen dazu gibt – wie, warum und wann genau das passiert ist."

Unterdessen berichteten US-Medien, dass ein akustisches Unterwassererkennungssystem der US-Navy die Implosion wohl bereits am Sonntag registriert hatte. "Die US-Marine führte eine Analyse der akustischen Daten durch und entdeckte eine Anomalie, die auf eine Implosion oder Explosion in der allgemeinen Umgebung des Einsatzorts des 'Titan'-Tauchboots zurückzuführen war, als die Kommunikation unterbrochen wurde", sagte ein Sprecher dem Sender ABC.

Die Küstenwache kündigte an, ihre Suche nun zurückzufahren. "Wir werden im Laufe der nächsten 24 Stunden damit beginnen, Personal und Schiffe vom Unfallort abzuziehen", sagte Mauger. Die Operationen auf dem Meeresboden würden jedoch bis auf Weiteres fortgesetzt. Im Moment konzentriere man sich darauf, den Ort zu dokumentieren. Die Daten würden analysiert.

Auf die Frage, ob die Leichen der Besatzung gefunden werden könnten, gab es noch keine Antwort. Es handle sich in der Gegend des "Titanic"-Wracks um eine "unglaublich unversöhnliche Umgebung", teilte die Küstenwache mit.

Tauchroboter war auf "Trümmerfeld" gestoßen

Ein ferngesteuertes Unterwasserfahrzeug hatte am Donnerstagmorgen den Heckkegel des Tauchboots knapp 500 Meter vom Bug der "Titanic" entfernt auf dem Meeresboden gefunden. Insgesamt seien fünf große Trümmerteile entdeckt worden, hieß es vonseiten der US-Küstenwache. Sie deuteten auf einen Kollaps der Druckkammer hin.

An Bord der "Titan" waren der Franzose Paul-Henri Nargeolet (77), der britische Abenteurer Hamish Harding (58), der britisch-pakistanische Unternehmensberater Shahzada Dawood (48) und dessen 19-jähriger Sohn Suleman sowie der Chef der Betreiberfirma Oceangate, Stockton Rush (61), der das Boot steuerte. Hier lesen Sie mehr zur Besatzung des verunglückten Tauchboots.

Tauchboot seit Sonntag vermisst

Das Tauchboot wurde seit Sonntagvormittag (Ortszeit) vermisst. Die "Titan" war auf dem Weg zum Wrack der 1912 gesunkenen "Titanic" in rund 3.800 Metern Tiefe. Etwa eine Stunde und 45 Minuten nach Beginn des Tauchgangs riss der Kontakt zum Mutterschiff ab.

Im Einsatzgebiet rund 700 Kilometer südlich der kanadischen Insel Neufundland hatten Trupps aus den USA und Kanada mithilfe weiterer Länder eine groß angelegte Suche sowohl an der Wasseroberfläche als auch in der Tiefe des Ozeans gestartet. Im Einsatz waren Schiffe, Flugzeuge, Tauchroboter und andere Spezialausrüstung.

Unterwassergeräusche hatten zwischenzeitlich Hoffnungen auf ein Überleben der Insassen der "Titan" geschürt. Die US-Küstenwache teilte nun mit, dass es wohl keinen Zusammenhang zwischen den wahrgenommenen Lauten und dem Fundort der Trümmer gegeben habe.

Expedition kostet 250.000 Dollar

Oceangate bietet zahlungskräftigen Kunden eine abenteuerliche Reise: Die Kosten für die insgesamt achttägige Expedition liegen bei 250.000 US-Dollar (229.000 Euro) pro Person. Die Tauchfahrt zur "Titanic" selbst dauert gewöhnlich aber nur einige Stunden.

Die "Titanic" war im April 1912 auf ihrer Jungfernfahrt von Southampton nach New York im Nordatlantik gesunken. Mehr als 1.500 der 2.200 Menschen an Bord starben. Die in zwei große Teile zerbrochenen Überreste des berühmten Luxusdampfers wurden 1985 entdeckt.

Angesichts von Berichten über schlechte Sicherheitsvorkehrungen für das vermisste Tauchboot erwarten Experten Konsequenzen. "Es wird sicherlich eine Untersuchung nach dieser Katastrophe geben, und deutlich striktere Regeln und Vorschriften werden eingeführt werden", sagte der Chef der auf "Titanic"-Ausstellungsstücke spezialisierten Firma White Star Memories, David Scott-Beddard, dem Sender CNN.

Verwendete Quellen
  • BBC: "All five people on Titan sub dead after 'catastrophic implosion'" (englisch)
  • Nachrichtenagentur dpa
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