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Ungarn: Rekordstrafe für Buchhändler – wegen Buch über schwules Paar


Fünfstellige Summe
Buchhändler in Ungarn soll wegen LGBTQI-Jugendbuch Rekordstrafe zahlen

Von dpa, csi

Aktualisiert am 14.07.2023Lesedauer: 2 Min.
In Folie verpackte Bücher in UngarnVergrößern des BildesEin Buch von Marc-Uwe Kling: Das Buch wurde aufgrund des ungarischen Kinderschutzgesetzes in Folie verpackt. (Quelle: Marton Monus/dpa/dpa-bilder)
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Die rechte Regierung Ungarns hat vor zwei Jahren ein Gesetz erlassen, das Bücher zu queeren Themen für Kinder verbietet. Nun soll ein Händler Strafe zahlen.

Das Regierungsamt der Hauptstadt Budapest hat eine ungarische Buchhandelskette wegen eines Comic-Buchs für Jugendliche mit LGBTQI-Thematik mit einer Geldstrafe in Höhe von 12 Millionen Forint (32.000 Euro) belegt. Dies bestätigte der Kreativ-Direktor des Buchvertriebs Lira, Krisztian Nyary, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist die höchste Strafe, die je gegen ein Buchhandelsunternehmen in Ungarn verhängt wurde", sagte Nyary. Die Abkürzung LGBTQI steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche und weitere queere Menschen.

Seit zwei Jahren gilt in Ungarn ein sogenanntes "Kinderschutzgesetz", das Homosexualität fälschlicherweise mit Pädophilie gleichsetzt. Es schreibt Buchhandlungen vor, dass Bücher, die Homosexualität, Transgeschlechtlichkeit, Geschlechtsanpassungen oder "Sexualität aus Selbstzweck" in irgendeiner Weise ansprechen, nicht in der Abteilung für Jugendbücher angeboten werden dürfen und in Folie verpackt werden müssen, damit darin nicht geblättert werden kann. Die Inhalte dürfen dem Gesetz nach Menschen unter 18 Jahren nicht zugänglich gemacht werden.

Handelskette will Strafbescheid bekämpfen

Die Strafe bezieht sich auf das Jugend-Comicbuch "Heartstopper" von Alice Oseman, von dem Lira eine ungarische Übersetzung im Angebot hat. Das für Jugendliche ab 14 Jahren empfohlene Buch handelt von zwei Teenager-Jungen, die sich ineinander verlieben.

Lira werde den Strafbescheid mit allen rechtlichen Mitteln bekämpfen, sagte Nyary. Bisher habe man keine Bücher mit LGBTQI-Thematik gesondert verkauft und in Folie verpackt. "Wir hielten dieses Gesetz mit seinen allgemeinen Bestimmungen für unanwendbar", so Nyary. "Zwei Jahre ist auch nichts passiert."

Ungarns größte Buchhandelskette, Libri, begann in den vergangenen Tagen, Bücher, die unter das Anti-LGBTQI-Gesetz fallen könnten, in Folie zu verpacken. Vor wenigen Wochen hat eine regierungsnahe Stiftung einen Mehrheitsanteil an dem Unternehmen erworben.

Die EU-Kommission hatte Ungarn Ende vergangenen Jahres wegen des sogenannten "Kinderschutzgesetzes" vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt. Unter anderem sieht sie die Informationsrechte von Jugendlichen eingeschränkt, was gegen EU-Grundrechte verstoßen würde.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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