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Tebartz-van Elst kannte die ausufernden Kosten


Rückzug des Limburger Bischofs
Tebartz-van Elst kannte die ausufernden Kosten

dpa, afp, t-online, CK

Aktualisiert am 26.03.2014Lesedauer: 4 Min.
Franz-Peter Tebartz-van Elst ist als Bischof von Limburg zurückgetreten.Vergrößern des BildesFranz-Peter Tebartz-van Elst ist als Bischof von Limburg zurückgetreten. (Quelle: dpa-bilder)
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Der frühere Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst war stets über die ausufernden Kosten für den Bau seines Bischofssitzes informiert. Bischof und Domkapitel hätten geltendem Recht "in zahlreichen Fällen nicht Rechnung getragen", heißt es im nun veröffentlichten Abschlussbericht der Bischofskonferenz zu den Vorgängen.

"Die Ausgestaltung des Bauprojekts in der ihm eigenen Wertigkeit geht vorwiegend auf Wünsche und Aufträge des Bischofs zurück", heißt es im Bericht, der dem Papst vorgelegt wurde und auf dem die Entscheidung von Franziskus basiert. Nach Überzeugung der Prüfungskommission habe sich der Bischof zudem nicht um Einzelheiten der Finanzierung gekümmert. Er "wich Kostenfragen auch bewusst aus", heißt es im Bericht weiter.

20.000 Euro für neue Lichtschalter

In dem mehr als hundert Seiten langen Dokument werden die Ausgaben für das Bauvorhaben genau aufgelistet. Daraus geht hervor, dass sich Tebartz-van Elst für rund 100.000 Euro seinen Rasen mit Jura-Kalkstein umranden ließ, für 213.000 Euro für Zierfische ein Wasserbecken bauen ließ und alleine von einem einzelnen Möbelhersteller für 1,1 Millionen Euro Möbel fertigen ließ. Wie Peanuts wirken da die 20.000 Euro, die es kostete, die bereits installierten Lichtschalter wieder auszubauen und durch neue Schalter zu ersetzen.

"Fehler hätten nicht passieren dürfen"

"Da sind Fehler und Mängel entdeckt worden, die nicht hätten passieren sollen und nicht hätten passieren dürfen", sagte der Paderborner Weihbischof Manfred Grothe, der den Prüfbericht bei einer Pressekonferenz in Limburg vorstellte. Einige Handelnde hätten ihre Rolle anders verstanden, als es die Kirche eigentlich vorgebe und erwarte. Daneben gebe es "eine Vielzahl formaler und technischer Fehler und Schwächen". Dennoch sei es nie die Absicht gewesen, mit dem Bericht irgendjemand "abzuschießen".

Grothe, der das Bistum als Apostolischer Adminstrator vorübergehend übernimmt, drückte Tebartz-van Elst seinen Respekt aus. Er habe erst am Mittwoch erfahren, dass der scheidende Bischof bereits im Oktober dem Papst seinen Rücktritt angeboten hatte. Doch Papst Franziskus habe die Situation erst genau prüfen wollen, bevor er den Rücktritt annahm.

"Es geht ein Aufatmen durch das Bistum"

Unterdessen zeigen die Reaktionen auf den Rückzug Tebartz-van Elsts aus Limburg vor allem Zustimmung und Erleichterung. "Es geht ein Aufatmen durch das Bistum", sagte Reinhold Kalteier, Sprecher des dortigen Priesterrats, der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Gegenüber T-Online.de sagte Kalteier aber auch: "Es gibt keinen Grund in Jubelschreie auszubrechen."

Dem Priester zufolge hat Rom eine "salomonische Entscheidung" getroffen, allerdings mit der Bestimmung Manfred Grothes als vorläufigen Administrator des Bistums das Recht des örtlichen Domkapitels beschnitten. Kalteier sagte zudem, er sei froh, "dass bei der Begründung nicht nur auf die 31 Millionen für den Bau verwiesen wurde, sondern das verloren gegangene Vertrauen der maßgebliche Punkt war".

Entscheidung erspart "weitere Streitigkeiten"

Der Mainzer Bischof Karl Lehmann empfiehlt, man möge für Tebartz-van Elst "eine gutüberlegte künftige Aufgabe" finden. Lehmann begrüßte die Entscheidung des Papstes zum umstrittenen Limburger Bischof und zur Zukunft des Bistums: "Diese Entscheidung erspart dem Bistum Limburg und auch Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst weitere Streitigkeiten", erklärte er.

Chance für Neubeginn

Der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, sieht für das Bistum Limburg nach dem endgültigen Amtsverzicht des Bischofs die Chance für einen Neubeginn.

"Es ist gut, dass der Papst heute eine Entscheidung herbeigeführt hat, die für das Bistum Limburg eine Zeit der Unsicherheit beendet und einen Aufbruch und Neubeginn möglich macht", sagte Marx. Es brauche jetzt die Bereitschaft zur Versöhnung. "So wird hoffentlich Heilung und neuer Aufbruch möglich."

Kein Kommentar von der Bundesregierung

Die Bundesregierung kommentierte die Entscheidung des Papstes nicht. "Das ist eine Entscheidung innerhalb der katholischen Kirche", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin.

"Eine solche Entscheidung wurde eigentlich vom Papst erwartet. Im Gegenteil, hätte Papst Franziskus anders gehandelt, hätte das seinem Ansehen als Reformator der Kirche geschadet", schätzt Christian Klenk, Medienwissenschaftler an der Universität Eichstätt-Ingolstadt, den anhaltenden Medienhype um Papst Franziskus ein.

"Medien haben investigativ recherchiert"

"Oft wurde behauptet, die gesamte Affäre um den Limburger Bischof Tebartz-van Elst sei nur eine Medienkampagne gewesen. Dazu muss man sagen, die Medien haben investigativ recherchiert und vor allem ihre Funktion als Kontrollinstanz erfüllt, wie man jetzt sieht, anders wären die Missstände in Limburg gar nicht publik geworden", so verteidigt Klenk die Rolle der Medien, die aufdeckten, dass mit falschen Zahlen argumentiert wurde. Er schränkt aber kritisch ein: "Natürlich kam es dabei zu Übertreibungen, Skandalisierungen wie 'Protzbischof' und Verfehlungen. Es gab ja sogar eine Rüge für die FAZ, die über den Gesundheitszustand des Bischofs spekuliert hatte."

Papst Franziskus hatte am Mittwoch den laut Vatikan bereits im Oktober angebotenen Amtsverzicht des Limburger Bischofs angenommen. In der Diözese Limburg sei es zu einer Situation gekommen, "die eine fruchtbare Ausübung des bischöflichen Amtes" durch Tebartz-van Elst verhindere, heißt es in der Mitteilung.

Tebartz-van Elsts Zukunft völlig unklar

Was aus Tebartz-van Elst wird, ist vollkommen offen. "Zu gegebener Zeit" wolle der Papst ihn mit einer anderen Aufgabe betrauen. In den deutschen Bistümern gäbe es genug zu tun: Aktuell sind die Bischofsstühle in Köln, Freiburg, Passau, Erfurt und Hamburg vakant. Doch dass er nach der bundesweit giftig geführten Debatte und nach diesem Prüfbericht wirklich an die Spitze eines Bistums zurückkehrt, erscheint kaum vorstellbar - ein Posten in Rom gilt da als wahrscheinlicher.

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