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Frankfurt und München | Verdi-Streik: Lufthansa sagt für heute fast alle Flüge ab


Streik des Bodenpersonals
Lufthansa sagt Flüge ab – Tausende Passagiere sitzen fest

Von dpa, t-online, wan

Aktualisiert am 27.07.2022Lesedauer: 4 Min.
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Streik: Bei Lufthansa bleiben mitten in der Ferienzeit die meisten Flugzeuge am Boden, Tausende Passagiere sind betroffen. (Quelle: dpa)
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Am frühen Morgen haben Lufthansa-Mitarbeiter nach einem Verdi-Aufruf die Arbeit niedergelegt. Das sollten Passagiere über den Warnstreik wissen.

Wegen des Verdi-Warnstreiks hat die Lufthansa für diesen Mittwoch (27. Juli) nahezu ihren kompletten Flugplan abgesagt. Der Ausstand begann am Mittwochmorgen, wie Streikleiter Marvin Reschinsky der Deutschen Presse-Agentur mitteilte. Der flächendeckende Ausstand des Bodenpersonals betrifft nach Unternehmensangaben 678 Flüge in Frankfurt und 345 Flüge in München und mitten in der Ferienzeit rund 144.000 Fluggäste, die längst nicht alle umgebucht werden konnten, weil auch in den folgenden Tagen die Flieger bereits voll sind.

Nicht an den Flughafen kommen

Bereits am Dienstag fielen laut Lufthansa mindestens 47 Verbindungen aus, was die Reisepläne von knapp 7.500 Passagieren betraf. Die Airline befürchtet Auswirkungen bis zum Freitag, dem letzten Schultag vor den Sommerferien in Bayern.

Die Lufthansa riet Passagieren, die kein Umbuchungsangebot erhalten haben, dringend davon ab, an die Flughäfen zu kommen. Dort seien wegen des Streiks "nur wenige oder gar keine" Serviceschalter geöffnet. Umsteiger ohne Anschlussflug sollten nicht an die deutschen Drehkreuze fliegen. Es bestehe die Gefahr, dass die Gäste dort für mehrere Stunden oder Tage nicht weiterreisen könnten.

Diese Flüge sollen trotzdem starten

Nicht alle Flüge sind betroffen. Einige Starts ins Ausland mit dem Partner Eurowings sollen planmäßig ab Frankfurt möglich sein. Es lohnt sich aber, vorher erneut die aktuellen Flugpläne anzuschauen.

  • Flug 4Y2100 nach Masa Alam (Abflug um 11:50 Uhr)
  • Flug 4Y058 nach Salt Lake City (Abflug um 11:15 Uhr)
  • Flug 4Y060 nach Fort Myers (Abflug um 12 Uhr)
  • Flug 4Y302 nach Las Palmas (Abflug um 12:10 Uhr)
  • Flug 4Y206 nach Hurghada (Abflug um 12:45 Uhr)
  • Flug 4Y300 nach Fuerteventura (Abflug um 12:50 Uhr)
  • Flug 4Y152 nach Mauritius (Abflug um 16:40 Uhr)
  • Flug nach Mombasa (Abflug um 19:35 Uhr)

Anspruch auf Erstattung prüfen

Die Passagiere haben nach der veränderten EU-Rechtsprechung voraussichtlich Ansprüche auf Erstattungen und Ausgleichszahlungen, da sich Lufthansa bei einem Streik der eigenen Leute nicht mehr auf außergewöhnliche Umstände berufen kann. Vorstandsmitglied Harry Hohmeister kritisierte Verdi in der "Bild"-Zeitung hart: "Die Gewerkschaft zerstört mit ihrem Streik in der Hauptreisezeit Urlaubsträume. Das ist extrem bitter und frustrierend."

Alle Drehkreuze betroffen

Bestreikt werden laut Verdi am Mittwoch ab 3.45 Uhr verschiedene Lufthansa-Gesellschaften an den Drehkreuzen Frankfurt und München sowie in Düsseldorf, Hamburg, Berlin, Bremen, Hannover, Stuttgart und Köln. Aufgerufen sind ganz unterschiedliche Beschäftigtengruppen wie das Schalterpersonal, Flugzeugtechniker oder die Fahrer der riesigen Schlepper, die Flugzeuge am Flughafen auf die richtigen Positionen schieben. Ohne diese Dienstleistungen können die Jets ebenso wenig abheben wie ohne Piloten oder Kabinenpersonal. Bei den Piloten der Stammgesellschaft läuft gerade parallel die Urabstimmung zu unbefristeten Streiks.

Auch Partner-Fluglinien betroffen

An den dezentralen Flughäfen fallen jeweils nur die Lufthansa-Flüge von und nach München und Frankfurt aus, wie ein Sprecher erläuterte. Neben den 1.023 abgesagten Flügen mit LH-Flugnummer können weitere Verbindungen von Konzerngesellschaften wie Swiss, Austrian oder Air Dolomiti dazu kommen, da sie an den Drehkreuzen von Lufthansa-Bodenpersonal abgefertigt werden. Die nicht bestreikte Direktflug-Tochter Eurowings geht von einem weitgehend normalen Flugbetrieb im gesamten Netz aus. Auch am größten Standort Düsseldorf habe man ausreichend Ersatzkapazität gesichert, um die Flugzeuge zu positionieren und zu schleppen, sagte ein Sprecher am Dienstag in Köln.

Condor-Umsteiger sollen Bahn nutzen

Der Ferienflieger Condor muss nach eigenen Angaben bislang keine Flüge streichen. Umsteiger, die eigentlich mit Lufthansa-Flügen anreisen sollten, würden gebeten, auf die Bahn umzusteigen. Man arbeite am Boden nicht mit Lufthansa-Gesellschaften zusammen, sagte eine Condor-Sprecherin.

Der Ausstand soll bis Donnerstag, 6.00 Uhr, dauern. Verdi hat zu Kundgebungen an den Flughäfen Frankfurt, Hamburg und München aufgerufen. Man rechne mit hoher Beteiligung, sagte Verdi-Streikleiter Marvin Raschinsky.

Verdi spricht von Missmanagement bei Airline wegen Chaos

Der erste Streik bei Lufthansa nach dem Corona-Schock kommt vor dem Hintergrund eines teilweise chaotisch verlaufenen Neustarts der Branche. Personalengpässe und eine starke Urlaubsnachfrage haben schon ohne Streiks zu erheblichen Abfertigungsproblemen in diesem Sommer geführt. Verdi macht dafür vor allem Missmanagement und überzogenen Personalabbau bei Flughäfen und Airlines verantwortlich. Der Lufthansa-Airline-Chef Jens Ritter sieht hingegen die in den vergangenen Wochen erreichten Fortschritte mit dem Streik in Frage gestellt. Der Ausstand werde Kunden und Personal über den Streiktag hinaus belasten, schrieb er auf der Plattform Linkedin.

Neue Gespräche Anfang August

Lufthansa und Verdi haben erst in zwei Runden über die künftigen Gehälter und Arbeitsbedingungen der rund 20.000 Bodenbeschäftigten gesprochen. Ein dritter Termin ist bereits für den 3./4. August in Frankfurt vereinbart. Lufthansa-Personalvorstand Michael Niggemann kritisierte das überraschend harte Vorgehen der Gewerkschaft: "Die frühe Eskalation nach nur zwei Verhandlungstagen in einer bislang konstruktiv verlaufenden Tarifrunde richtet enorme Schäden an. Das betrifft vor allem unsere Fluggäste in der Hauptreisezeit. Und es belastet unsere Mitarbeitenden in einer ohnehin schwierigen Phase des Luftverkehrs zusätzlich stark."

Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 18 Monaten eine zweistufige pauschale Gehaltserhöhung um zusammen 250 Euro angeboten, zu der ab Juli kommenden Jahres noch eine gewinnabhängige Steigerung um zwei Prozent käme.

Bei einem monatlichen Grundgehalt von 3.000 Euro ergäbe sich daraus eine Steigerung von neun bis elf Prozent, rechnete das Unternehmen vor. Verdi-Verhandlungsführerin Christine Behle hat das Beispiel als "schöngerechnet" bezeichnet. Für andere Gehaltsbereiche betrage die Steigerung nur rund vier Prozent und bringe damit bei der gegenwärtig hohen Inflation für die Beschäftigten Reallohnverluste. Die Gewerkschaft fordert bei zwölf Monaten Laufzeit 9,5 Prozent mehr Geld in den Lohntabellen, mindestens aber 350 Euro.

Verwendete Quellen
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