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Prozess um Tötung des Jungen Dano beginnt mit Tumult


Prozess startet mit vielen Fragen
Danos Tod bleibt rätselhaft

von Carsten Linnhoff, dpa

Aktualisiert am 01.10.2014Lesedauer: 2 Min.
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Prozess um Tötung den Jungen Dano: Der Angeklagte Ibrahim B. und seine Anwältin Christina Peterhanwahr im Landgericht Bielefeld.Vergrößern des Bildes
Der Angeklagte Ibrahim B. und seine Anwältin Christina Peterhanwahr im Landgericht Bielefeld. (Quelle: dpa-bilder)

Ein halbes Jahr nach dem Tod ihres Kindes sind die Eltern des kleinen Dano im Gericht ihrem ehemaligen Nachbarn begegnet. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft die Ermordung des Fünfjährigen vor. Die Eltern sind als Nebenkläger im Gericht dabei. Zu Beginn des Prozesses verdeckt der Angeklagte sein Gesicht mit einer roten Aktenmappe. Später sitzt er stundenlang fast regungslos auf seinem Stuhl und blickt nach unten. Auch bei der Verlesung der Anklage und der vielen ergreifenden Details zur Tat reagiert der Mann kaum.

Im Publikum fließen Tränen. Ein erfahrener Kriminalbeamter bittet bei seiner Befragung als Zeuge sogar um eine Pause. "Ich brauche fünf Minuten, um mich zu fangen", sagte der Ermittler.

Viele Fragen weiterhin offen

Der 43-jährige Nachbar und Vater eines Spielkameraden soll Dano nach eigener Aussage nach einem Streit an der Haustür zuerst eine Ohrfeige verpasst haben. Später eskalierte die Situation weiter. Der Angeklagte will den Jungen mit Bettzeug erstickt haben. Danos Leiche wurde erst Wochen später in der Nähe eines Flusses gefunden. Ermittler fanden Hinweise auf ein Erdrosseln und ausgeschlagene Zähne.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann niedere Beweggründe und Vertuschung als Mordmotiv vor. Der Junge wollte seinen Eltern von dem Schlag berichten, behauptet zumindest der Angeklagte in seinem Geständnis. Das Gericht allerdings hat noch viele offene Fragen zu klären. So auch zum Motiv.

Ein Kriminalbeamter schilderte am Mittwoch die Aussagen des Angeklagten in den Stunden nach seiner Festnahme im April. Der Verdächtige habe als Grund für die Tat eine extreme Stress-Situation genannt. Mit seiner damaligen Frau hatte er sich überworfen, und er lebte nur noch allein in der Wohnung. Mit seiner Frau war auch Danos Spielkamerad ausgezogen.

Tumulte im Gerichtssaal

Die ersten Verhandlungsstunden im Bielefelder Landgericht wurden überschattet von Tumulten und Morddrohungen auf den Zuschauerbänken. Der Vorsitzende Richter verwies zwei Männer aus dem Familien- und Freundeskreis aus dem Saal, weil sie die Verhandlung mehrmals gestört hatten. Immer wieder mussten die Beamten eingreifen.

Der Vorsitzende Richter leitete den Prozessauftakt ruhig, aber bestimmt. "Bei allem Verständnis für die Trauer und die Emotionen. Wer uns hier stört, muss den Saal verlassen", sagte der Richter.

Für weiteren Mord verantwortlich?

Eng verknüpft mit dem Prozess in Bielefeld ist ein weiterer Fall. Die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft Hannover nach dem Tod der achtjährigen Jenisa im Jahr 2007 könnten das Motiv im Fall Dano noch ins Wanken bringen.

"Als der 43-Jährige in Untersuchungshaft saß, soll er Mithäftlingen den Mord an Jenisa gestanden und die Stelle verraten haben, an der er die Leiche versteckt hatte", sagte ein Polizist als Zeuge aus. Er hatte die Mithäftlinge befragt. Die Leiche wurde tatsächlich an der von ihm angegebenen Stelle gefunden.

Hinweise auf sexuellen Missbrauch

Laut weiteren Schilderungen der Mithäftlinge gegenüber der Polizei soll der Angeklagte nach eigenen Angaben versucht haben, Dano zu missbrauchen. Dann habe er ihn ermordet. Für diese These gibt es allerdings bislang keine verwertbaren Spuren der Kriminaltechniker. Aber Hinweise, wie gefundene Kondome im Kinderzimmer und ein Strangulationsdraht. Das Gericht will jetzt die beiden Häftlinge am dritten Verhandlungstag am 16. Oktober als Zeugen vernehmen.

"Mein Mandant wird zu Beginn des zweiten Prozesstages am 15. Oktober eine Erklärung abgeben", kündigte seine Verteidigerin zum Auftakt an.

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