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Hochwasser: Sachsen-Anhalt erwartet höhere Flutwelle als 2002


Unglücke
Sachsen-Anhalt erwartet höhere Flutwelle als 2002

Von dpa
Aktualisiert am 04.06.2013Lesedauer: 4 Min.
Hochwasser an der Mulde bei Dessau-Roßlau in Sachsen-AnhaltVergrößern des BildesHochwasser an der Mulde bei Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt (Quelle: dpa-bilder)
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Teile Süd- und Ostdeutschlands sind weiterhin von braunen Fluten bedeckt. Doch während in Passau das Schlimmste überstanden scheint, erwartet Sachsen-Anhalt im Laufe des Tages sogar noch eine höhere Flutwelle als beim Jahrhunderthochwasser im Jahr 2002. Im bayerischen Regensburg wurde Katastrophenalarm ausgelöst. Inzwischen bereitet sich auch Brandenburg auf Hochwasser vor.

In Sachsen-Anhalt habe sich die Lage in der Nacht zunächst nicht deutlich verschärft, hieß es im Lagezentrum des Innenministeriums. Für den heutigen Dienstag würden aber Rekord-Pegelstände erwartet. Nach offiziellen Einschätzungen droht dem Bundesland ein noch schlimmeres Hochwasser als bei der Jahrhundertflut 2002. Seither seien aber Deiche saniert und erneuert worden - die Situation sei daher nicht vergleichbar.

In Halle-Neustadt laufen die Keller voll

In Halle ist die Lage nach Angaben eines Stadtsprechers bereits "dramatisch". Die Saale habe stellenweise die Marke von 7,50 Metern überschritten. In der Plattenbausiedlung Halle-Neustadt liefen wegen des hohen Grundwasserspiegels bereits die Keller voll. In den frühen Morgenstunden würden 200 Feuerwehrleute aus dem Harz erwartet. Aus dem Raum Hannover sollen 100.000 befüllte Sandsäcke nach Halle gebracht werden.

In Magdeburg soll am Morgen ebenfalls Katastrophenalarm ausgelöst werden. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) betonte, obwohl einige Pegel so hoch stünden wie noch nie, seien die Deiche nach aktuellen Erkenntnissen sicher.

Altstadt von Meißen wird überflutet

Im sächsischen Meißen fließt das Hochwasser der Elbe inzwischen in die Altstadt. Wie eine Sprecherin des Krisenstabs mitteilte, überspülten die Fluten in der Nacht eine Schutzwand. Der Wasserstand habe am Dienstagmorgen bei knapp acht Metern gelegen. Die Schutzwand misst nur 7,85 Meter. Der Theaterplatz sei bereits überflutet worden. An der tiefsten Stelle stehe das Wasser einen halben Meter hoch, hieß es - Tendenz steigend. Eine Evakuierung sei noch nicht geplant, sagte ein Sprecher des Landratsamtes jedoch. Die Lage sei noch beherrschbar.

Die anschwellende Elbe drängt auch in die Altstadt der sächsischen Stadt Pirna. In flussnahen Gebieten musste in der Nacht der Strom abgeschaltet werden. Bewohner wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen. "Es gab aber keine Zwangsevakuierungen", sagte Stadtsprecher Thomas Gockel. Notquartiere stünden bereit. Die Anlegestelle und erste Straßen hinter dem Bahndamm stünden im Wasser. Das elbaufwärts liegende Obervogelgesang sei komplett überspült, dort kämen die Bewohner nur noch über Notwege in ihre Häuser. "Und der Scheitel ist noch nicht erreicht."

In Dresden wurde die erste Elbbrücke gesperrt. Ein Sprecher des Katastrophenstabs beruhigte jedoch: "Bilder wie 2002 von einer überschwemmten Dresdner Altstadt wird es aller Voraussicht nach nicht geben."

Die Hochwasserwelle aus Sachsen erreichte inzwischen auch Brandenburg. In den vergangenen 24 Stunden sind die Pegelstände der Flüsse dort gestiegen, wie das Landesumweltamt mitteilte. Vor allem an der Elbe und der Schwarzen Elster seien die Vorbereitungen zur Bekämpfung von Wassermassen angelaufen. In Herzberg, im Jahr 2002 wochenlang von Hochwasser bedroht, würden vorsorglich Sandsäcke gefüllt. Auch Mühlberg an der Elbe drohe die höchste Alarmstufe 4. An der Oder, die 1997 beim dortigen sogenannten Jahrhunderthochwasser besonders betroffen war, gebe es bisher dagegen keine Probleme.

Katastrophenalarm in Regensburg

Auch in Regensburg stieg das Wasser der Donau in der Nacht weiter, die Stadt löste Katastrophenalarm wegen des Hochwassers aus. Der Hochwasser-Scheitel wurde gegen 8 Uhr erwartet, sagte eine Sprecherin der Stadt in Bayern. Mit einer Höhe von 6,80 Meter an der Messstelle "Eiserne Brücke" dürfte der Wasserstand in der Donaustadt so hoch sein wie seit mehr als 130 Jahren nicht. Gefahr für die Bewohner bestehe allerdings nicht, sagte die Sprecherin. "Die Strom- und Trinkwasserversorgung funktioniert nach wie vor. Einigen Straßen droht aber Überschwemmung."

Im ebenfalls stark betroffenen Passau habe der Pegel der Donau mit 12,40 Metern um 4 Uhr mehr als einen halben Meter unter dem Höchststand gelegen, sagte ein Sprecher. Bis zum Nachmittag soll das Wasser aber bereits auf etwas über zehn Meter zurückgehen. Die Stadtwerke hatten die Trinkwasserversorgung in der Stadt gekappt - denn es drohte eine Verunreinigung durch Flusswasser. Auch der Strom war abgestellt und Festnetz-Telefone funktionierten nicht mehr.

Trotz des sinkenden Pegelstandes atmen die Menschen in Passau noch nicht auf. "Wir haben Angst, weil jetzt auch donauaufwärts in Regensburg und Deggendorf Katastrophenalarm ausgelöst wurde", sagt eine Anwohnerin am Römerplatz. Die Menschen fürchten, dass von Norden her eine weitere Flutwelle kommen könnte.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird am Vormittag in Passau erwartet. Sie hat den Betroffenen Hilfe in Aussicht gestellt: "Der Bund wird auch schauen, was wir helfen können, genauso wie die Länder", hatte die Kanzlerin am Montag in Berlin gesagt.

Leichte Entspannung in Oberbayern

In den oberbayerischen Hochwassergebieten beruhigte sich die Lage langsam. Die Pegelstände im Landkreis Rosenheim seien weiter gefallen, die Hilfskräfte rüsteten sich nun für die anstehenden Aufräumarbeiten, sagte ein Sprecher des Landratsamtes. Die bayerische Staatsregierung will die Folgen der Hochwasserkatastrophe in Passau und Südostbayern mit einem Hilfsprogramm von 150 Millionen Euro lindern.

Auch in den Thüringer Hochwassergebieten entspannte sich die Lage. Das Innenministerium meldete sinkende Pegelstände im ganzen Land. Laut Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) will die Kanzlerin heute auch in die Thüringer Hochwassergebiete kommen.

Regen lässt nach

Nach Angaben des Bundesinnenministeriums sind seit Samstag 4000 Kräfte des Bundes im Hilfseinsatz - darunter mehr als 1000 Soldaten. Einen Lichtblick gibt es: Meteorologen rechnen damit, dass der Regen in dem kommenden Tagen fast überall nachlässt und es bald sogar frühsommerlich warm wird.

Auch im Ausland löste das Hochwasser katastrophale Zustände aus. In Österreich waren viele Zugverbindungen unterbrochen, Innenstädte standen unter Wasser. In der Slowakei stellte sich die Hauptstadt Bratislava auf die nahende Donau-Flutwelle ein. Der slowakische Wetterdienst rief die höchste Warnstufe aus. Der Schiffsverkehr auf der Donau wurde eingestellt.

In der tschechischen Hauptstadt Prag erreichte das Moldau-Hochwasser am Dienstagmorgen seinen Höchststand. Der U-Bahn-Verkehr ist seit Montag eingestellt, inzwischen wird auch das steigende Grundwasser zum Problem.

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