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Erdbeben in Italien: "Viele sind noch unter den Trümmern"


Schweres Beben in Italien
"Sekunden haben gereicht, um alles zu zerstören"

dpa, Von Annette Reuther

Aktualisiert am 24.08.2016Lesedauer: 2 Min.
Von dem einst malerischen Bergdorf Amatrice ist nach dem Beben nicht mehr viel übrig.Vergrößern des BildesVon dem einst malerischen Bergdorf Amatrice ist nach dem Beben nicht mehr viel übrig. (Quelle: AFP-bilder)
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Dutzende Menschen sind tot, verletzt oder werden noch vermisst. Nach dem schweren Beben in Italien gleichen die am schwersten betroffenen Orte Kriegsschauplätzen: "Zehn Sekunden haben gereicht, um alles zu zerstören", sagte ein Einwohner aus dem völlig zerstörten Amatrice.

Reportern vor Ort erzählte er: "Ich habe durch ein Wunder überlebt. Ich bin gerade aufgestanden, als alles eingestürzt ist." So viel Glück hatten viele nicht. Von mindestens 120 Toten weiß man am Nachmittag.

Eingestürzte Häuser, Menschen, die aus Trümmern gezogen werden, Spürhunde, Tränen, Verzweiflung: Erdbeben kennt man hier, aber dieses Beben war besonders heftig.

Erdstöße bis nach Rom spürbar

Dieses Mal traf es die mittelitalienische Region um Latium, Umbrien, Abruzzen und den Marken. Bis nach Rom und die Adria-Küste waren die Erdstöße in der Nacht zum Mittwoch zu spüren. Die Angaben zur Stärke des Bebens schwanken zwischen 6 und 6,2.

Im Zentrum des Bebens: Die Dörfer Amatrice, Accumoli und Pescara del Tronto.

"Viele sind noch unter den Trümmern"

Nicht weit von hier ereignete sich 2009 das fatale Erdbeben von L'Aquila, bei dem mehr als 300 Menschen gestorben sind. Es hatte die gleiche Stärke wie das jetzige. "Das, was wir in L'Aquila vor Jahren gesehen haben, ist nun hier geschehen", sagte der Bürgermeister von Amatrice, Sergio Pirozzi. "Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor."

Der Bürgermeister des Ortes Accumoli, Stefano Petrucci berichtet mit zitternder Stimme, kein einziges Haus sei mehr bewohnbar. Die Bausubstanz ist marode. Die Häuser sind teils Jahrhunderte alt - und stürzten bei den schweren Erdstößen in sich zusammen wie Kartenhäuser.

"Apokalyptische Szenen"

Journalisten vor Ort sprachen von "apokalyptischen Szenen", Helfer schaufelten mit bloßen Händen die Trümmer zur Seite, um Überlebende zu finden. Die Retter kommen schwer zu den betroffenen Orten - Straßen sind blockiert, Brücken einsturzgefährdet.

Genauso schlimm sieht es in Pescara del Tronto aus. Hier sind mehrere Tote zu beklagen, eine Familie mit zwei kleinen Kindern wurde verschüttet - kein Lebenszeichen von ihnen. "Es war schrecklich. Mein Mann ist mit meiner Tochter aus dem Fenster gesprungen, um sie zu retten", erzählte eine Frau. In einem anderen Fall rettete eine Großmutter ihre vier und sieben Jahre alten Enkel, weil sie sie unter einem Bett geschützt hatte.

Starke Nachbeben

Mitten in der Nacht wurden die Bewohner aus dem Schlaf gerissen. Selbst im mehr als 150 Kilometer entfernten Rom schwankten die Böden, Bewohner liefen auch dort nach draußen. Immer wieder wackelte es, starke Nachbeben richteten weiteres Unheil an. Auch in Ancona, Bologna und selbst in Neapel war das Beben zu spüren, hieß es am Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV). 1997 gab es auch schon mal ein schweres Erdbeben ganz in der Nähe, in Umbrien. Damals kamen zwölf Menschen ums Leben, Kulturschätze wie die Basilika San Francesco in Assisi wurden schwer beschädigt.

Das ganze Ausmaß der Katastrophe wird erst später feststehen. Der Chef des Zivilschutzes sagt, es bestehe Hoffnung, dass nicht so viele Tote wie in L'Aquila zu beklagen sein werden, weil die bergige Gegend nicht so dicht besiedelt ist. Wer die Bilder der Zerstörung sieht, befürchtet aber das Schlimmste.




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