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Hurrikan "Harvey": Flut-Gefahr in Kentucky und Tennessee


Flut-Gefahr in den USA
"Harvey" bedroht Millionen und kostet Milliarden

dpa, reuters, ap, t-online.de

Aktualisiert am 31.08.2017Lesedauer: 5 Min.
Einsatzkräfte des texanischen Grenzschutzes durchqueren in Humble bei Houston die Fluten.Vergrößern des BildesEinsatzkräfte des texanischen Grenzschutzes durchqueren in Humble bei Houston die Fluten. (Quelle: Karen Warren/Houston Chronicle/AP/dpa-bilder)
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Der Tropensturm "Harvey" wird schwächer, Millionen Menschen in den USA kämpfen aber weiter mit den Folgen des Hurrikans: Überflutungen drohen nun auch in den US-Staaten Kentucky und Tennessee, die Marine wurde in Katastrophengebiete geschickt. Während durch "Harvey" das Benzin im Land knapp wird, bieten Nachbarstaaten der USA Hilfe an – trotz politischer Konflikte.

Die Lage in den Überflutungsgebieten im US-Bundesstaat Texas bleibt dramatisch – obwohl der Tropensturm "Harvey" weiter an Stärke verloren hat und zum Tiefdruckgebiet herabgestuft wurde. Die Situation in der Millionenmetropole Houston verbesserte sich am späten Mittwoch (Ortszeit) etwas, in den den Städten Beaumont und Port Arthur kämpften Anwohner und Rettungskräfte gegen steigende Wasserpegel.

Der nationale Wetterdienst teilte mit, dass "Harvey" östlich von Texas weiter durch Louisiana ziehen soll und am Donnerstag wahrscheinlich den Mississippi erreiche. Das nationale Hurrikan-Zentrum stufte den Sturm weiter herunter, warnte aber vor lebensbedrohlichen Bedingungen. Auch Tennessee und Kentucky rüsteten sich für mögliche Überschwemmungen.

Zahl der Toten steigt

Inoffizielle Schätzungen gingen von mehr als 20 Todesopfern in Texas aus, der Sender CNN sprach von 28 toten Menschen. Die US-Marine kündigte an, am Donnerstag die Schiffe "USS Kearsarge" und die "USS Oak Hill" vor die Küste von Texas zu schicken. Sie sollen dort die örtlichen Behörden bei den Bergungs- und Rettungsarbeiten unterstützen.

Houston wurde am Mittwoch von schweren Regenfällen verschont: Erstmals schien wieder die Sonne. Eine Entspannung der Lage war nicht in Sicht, auch wenn die Pegel leicht sanken. Schätzungen zufolge stand ein Drittel der Stadt unter Wasser. Rettungskräfte kämpften sich am fünften Tag in Folge von Haus zu Haus, um Bewohner aus den überfluteten Straßen zu retten.

In Port Arthur, rund 160 Kilometer östlich von Houston entfernt, musste die größte Ölraffinerie der USA geschlossen werden. Eine Notunterkunft stand unter Wasser, wurde evakuiert. Einwohner der Stadt fanden Zuflucht in einem Bowlingcenter, berichtete der Sender "CNN". Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre, die von 22 Uhr bis 6 Uhr (Ortszeit) gelten sollte.

Explosion in überfluteter Chemie-Fabrik

Am Donnerstag (MESZ) meldete der Konzern Arkema, dass es in seiner Fabrik in Crosby nahe Houston zu zwei Detonationen gekommen sei. Weil zuvor das Wasser in den Produktionshallen fast zwei Meter hoch gestanden habe, seien die Kühlsysteme ausgefallen. Behörden ordneten die Evakuierung der Region an.

In Louisiana traten die Flüsse Calcasieu und Sabine River über die Ufer. Straßen mussten wegen Überflutungen gesperrt werden. Der Bundesstaat wurde am Mittwoch vom Schlimmsten verschont. vor Sturzfluten gewarnt.

Regenrekord und Hilfsgelder in dreistelliger Milliardenhöhe

"Harvey" war am Freitag erstmals in Texas auf Land getroffen. Seither kämpft die Gegend mit den verheerenden Folgen. Binnen weniger Tage fielen in Texas mancherorts bis zu 125 Zentimeter Regen pro Quadratmeter - ein Rekord für das Festland der USA.

Zahlreiche Flüsse, darunter der Colorado, traten über die Ufer, Stauseen ergossen ihre Fluten über die Dämme. Einige Dämme wurden zur Entlastung bewusst geöffnet, was zu weiteren Überschwemmungen führte.

Rettungskräfte bargen in den vergangenen Tagen rund 8500 Menschen aus ihren Häusern, mehr als 30.000 suchten Zuflucht in Notunterkünften. 14.000 Mitglieder der texanischen Nationalgarde waren im Einsatz. Weitere 10.000 wurden aus anderen Bundesstaaten entsandt.

Größerer Schaden als bei "Katrina" und "Sandy"

Der texanische Gouverneur Greg Abbott sagte am Mittwoch (Ortszeit), das Katastrophengebiet sei viel größer und bevölkerungsreicher als es bei den Hurrikans "Katrina" (2005) und "Sandy" (2012) gewesen sei. Von den Folgen des Tropensturms "Harvey" seien viel mehr Menschen betroffen.

Experten gehen davon aus, dass der Wiederaufbau Jahre dauern könnte. Die Kosten könnten "weit höher" liegen als nach "Katrina", schätzt der texanische Gouverneur. Greg Abbott rechne mit einer deutlich höheren Summe als die Nothilfe von 125 Milliarden Dollar (105 Mrd Euro), die 2005 nach "Katrina" zur Verfügung gestellt wurde, berichtet das "Wall Street Journal".

Wegen des Ausfalls von Raffinerien in Texas und Louisiana durch die vom Wirbelsturm "Harvey" angerichtete Flut wird in den USA das Benzin knapp. Das treibt an den Terminmärkten die Benzin-Preise in die Höhe. Erstmals seit 2015 kostete eine Gallone (3,8 Liter) am Donnerstag zwei Dollar.

Venezuela will helfen – trotz Krise und Sanktionen

Zwischen den Regierungen der USA und Venezuelas schwelt ein Konflikt. Trotzdem will Venezuela den Hurrikan-Opfern in den USA helfen. Die Regierung in Caracas werde bis zu fünf Millionen US-Dollar (4,2 Mio Euro) für betroffene Familien in Houston und Corpus Christi bereitstellen, kündigte Außenminister Jorge Arreaza am Mittwoch an. "Wir werden immer an der Seite des Volkes der USA stehen."

Wegen autoritärer Bestrebungen der venezolanischen Regierung hatten die USA zuletzt neue Wirtschaftssanktionen gegen das südamerikanische Land verhängt. Unter anderem wurden Geschäfte mit Staatsanleihen und Wertpapieren der staatlichen Ölfirma PDVSA teilweise verboten. Die Hurrikan-Hilfe soll über Citgo, den US-Ableger von PDVSA, abgewickelt werden.

Venezuela steckt in einer Wirtschaftskrise. Wegen Korruption, jahrelanger Misswirtschaft und des niedrigen Ölpreises verfügt das erdölreichste Land der Welt kaum über Devisen für Importe. In Geschäften fehlen Lebensmitteln, Medikamente und Dinge des täglichen Bedarfs.

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Mexiko bietet Hilfe an – trotz Mauerstreit und Nafta

Auch Mexiko hatte dem Nachbarland Unterstützung angeboten - trotz des Streits um die von US-Präsident Donald Trump geplante Grenzmauer, trotz der konfliktreichen Nachverhandlung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens Nafta. "Uns liegt eine Liste mit Hilfsleistungen vor, die Mexiko angeboten hat, und wir nehmen das an", sagte der texanische Gouverneur Greg Abott am Mittwoch.

US-Außenminister Rex Tillerson dankte Mexiko für das Angebot: "Es ist sehr großzügig von Mexiko, uns in dieser schwierigen Lage Hilfe anzubieten." Der mexikanische Chefdiplomat Luis Videgaray sagte bei dem Treffen in Washington: "Wir sind Nachbarn und Freunde. Das ist, was Freunde tun."

Stars wollen Millionen spenden

Zahlreiche US-Stars wollen für die Opfer der Flutkatastrophe in Texas einen Spendenmarathon auf die Beine stellen. Der aus Texas stammende Oscar-Preisträger Jamie Foxx kündigte in einer Videobotschaft auf Instagram an, dass am 12. September eine große Fernseh-Spendengala geplant sei. Er habe einer Hilfsorganisation bereits 25.000 Dollar zukommen lassen, sagte der Schauspieler.

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Der Telethon soll gleichzeitig in Los Angeles, New York und Nashville über die Bühne gehen, berichtet das amerikanische Promi-Portal "TMZ.com". Künstler wie Schauspielerin Reese Witherspoon und Country-Star Blake Shelton würden helfen, teilte der aus Houston stammende Rapper Bun B dem Internetdienst mit.

"TMZ" teilte mit, dass Schauspieler Leonardo DiCaprio eine Millionen Dollar aus den Mitteln seiner Stiftung gespendet habe. Auf Twitter teilte der Oscarpreisträger einen Spendenaufruf der Organisation United Way. Talkshow-Moderatorin Ellen DeGeneres trommelte am Mittwoch (Ortszeit) in ihrer Sendung für das Hilfsprojekt des Footballspielers JJ Watts, der in der US-Footballliga NFL für Houston spielt.

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Zahlreiche Künstler haben in den letzten Tagen ihre Hilfsbereitschaft bekundet, darunter die Sängerin Beyoncé und die Schauspieler Sandra Bullock, Kevin Hart und Amy Schumer. Bullock, die ein Haus in Texas hat, wollte eine Million Dollar (rund 835 000 Euro) spenden.

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