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Sabotage an Stellwerken der Deutschen Bahn: Neuer Verdacht


Störungen bei der Bahn
Sabotage an Stellwerken: Neuer Verdacht

  • Lars Wienand
Von Lars Wienand

Aktualisiert am 14.03.2023Lesedauer: 3 Min.
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Oberleitungen und Signaltechnik: Bei der Bahn gab es in diesem Jahr mehrfach Sabotage in Stellwerken.Vergrößern des Bildes
Oberleitungen und Signaltechnik: Bei der Bahn gab es in diesem Jahr mehrfach Sabotage in Stellwerken. (Quelle: C. Hardt/Future Image/imago images)

Erneut haben Unbekannte offenbar durch Sabotage eines Stellwerks den Bahnverkehr gestört. Die Deutsche Bahn hat die Sicherheit verstärkt, es gibt aber noch ganz andere Probleme.

Nach mehreren Sabotagefällen an Stellwerken Ende Januar gibt es Anzeichen für einen neuen Fall. Wieder war eine Bahnlinie deshalb für Stunden unterbrochen. Bereits am 29. Januar war es in weiten Teilen Nordrhein-Westfalens zu erheblichen Behinderungen im Bahnverkehr gekommen, weil in mehreren Anlagen die Notausschalter von Unbekannten betätigt worden waren. Der neue Fall ereignete sich jenseits der Landesgrenze, betraf aber erneut NRW.

Die Bundespolizei in Koblenz bestätigte t-online, dass sie wegen eines Vorfalls in Wissen/Sieg ermittelt und dass es dabei um mögliche Sabotage geht. Die Ermittlungen dauerten noch an. Der Ort liegt im rheinland-pfälzischen Teilabschnitt des RE9, des Rhein-Sieg-Express, der von Aachen über Köln nach Siegen fährt. Der Abschnitt zwischen Köln und Siegen war am 3. März vom frühen Morgen bis in die Mittagszeit unterbrochen, nachdem aus dem Stellwerk Wissen Probleme gemeldet worden waren. Es ist nicht mit Personal besetzt, sondern wird aus dem nahen Betzdorf gesteuert.

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Am Morgen des 3. März fiel dort teilweise der Strom aus, die Verbindung zur Fernsteuerzentrale war unterbrochen. Der Fahrstrom für die Züge war davon nicht betroffen. Nachdem die Stromversorgung für die Leit- und Signaltechnik wieder hergestellt worden war, wurden nach Informationen von t-online noch Tests durchgeführt, um weitere Manipulationen auszuschließen.

Defekt sei unwahrscheinlich

Bisher gilt ein Defekt als Erklärung für den neuerlichen Vorfall als unwahrscheinlich. Deshalb wird eine Verbindung zu den früheren Vorkommnissen nicht ausgeschlossen. Am 29. Januar war an den vier ebenfalls unbesetzten Stellwerken in Leverkusen, Essen-Kray, Essen-Stadtwald und Schwelm durch Manipulationen die Stromversorgung unterbrochen worden.

Bahnintern war für die Region eine Anweisung erteilt worden, dass nach Störungen in unbesetzten Stellwerken Bahnmitarbeiter die Gebäude nur in Begleitung von Bundespolizisten betreten dürfen. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Nachdem es aber nach den Fällen am ersten Januarwochenende keine Wiederholungen gegeben hatte, ist die Regelung laut einer Bahn-Sprecherin innerhalb weniger Tage wieder aufgehoben worden. Vergleichbare Fälle hatte es laut Bahn vor der Serie nicht gegeben. Bis zum Fall in Wissen sind weder Staatsanwaltschaft noch Deutscher Bahn neue Fälle bekannt geworden.

Hintergründe sind unklar

Die Hintergründe und mögliche Täter sind unklar. Nach Darstellung der Sprecherin der Deutschen Bahn wird das Unternehmen nicht erpresst. Nach den vier Zwischenfällen war eine Diskussion um die Sicherheit der öffentlichen Infrastruktur aufgekommen. Der Vorstandschef der DB Netz AG, Philipp Nagl, hatte von verstärkten Sicherheitsvorkehrungen gesprochen. Nagl sagte dem "Kölner Stadt-Anzeiger": "Wenn wir wie in diesen Fällen ein Muster in den Angriffen auf unsere Infrastruktur erkennen, versuchen wir zu reagieren."

Die Bahnsprecherin sagte nun t-online: "Wir schützen die kritische Infrastruktur nochmals verstärkt. Die Stellwerke werden besonders bewacht, Tourenpläne der DB Sicherheit wurden aktualisiert und wir haben zusätzliches Sicherheitspersonal im Einsatz."

Zusätzliche Sicherheitskräfte im Einsatz

Unabhängig von den Stellwerksmanipulationen wurden bereits seit dem Herbst zusätzliche Sicherheitskräfte eingesetzt. In der Region West seien aber auch Züge mit Wärmebildkameras im Einsatz, die Strecken bis zu 5 Kilometer voraus überwachen können. Vermehrt sollen auch Video-Überwachungstürme mögliche Saboteure an Bahnanlagen abzuschrecken, so die Bahn.

Zudem hat die Bahn bereits damit begonnen, an weiteren Stellwerken veraltete Sicherheitstechnik durch moderne Schließanlagen mit neuen Schließzylindern, Transpondern und Kopplung mit einer Einbruchmeldeanlage zu ersetzen. Über den Hersteller des sogenannten ISS-Systems versucht die DB schnellstmöglich, neue Schlösser zu bekommen. Die Ausmessung aller Schlösser laufe bereits.

"Es war keine Sabotage"

Schließanlagen an den deutschlandweit 2.600 Stellwerken sind für Bahnreisende allerdings nicht das größte Problem. Allein das Stellwerk in Essen-Kray war nach der Manipulation am 29. Januar zwei weitere Male am 5. Februar und am 5. März gestört. Hier lagen allerdings nach Angaben der Bahn-Sprecherin jeweils technische Störungen vor: "Es war keine Sabotage." Meldungen über Störungen an Stellwerken, die zu erheblichen Verzögerungen führen können, gäbe es angesichts überalterter Technik täglich.

Das Problem ist seit Jahren bekannt. Deshalb sinkt die Zahl der Stellwerke kontinuierlich: Ein elektronisches Stellwerk kann bis zu 15 alte mechanische oder elektromechanische Stellwerke ersetzen. Nach Zahlen von 2013 stammte ein Drittel der Stellwerke aus dem Baujahr 1935 oder früher. In Zukunft plant die Bahn, den bundesweiten Zugverkehr durch wenige Hundert digitale Stellwerke zu steuern.

Verwendete Quellen
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