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Dessau | Fall Hans-Jürgen Rose: Es gab es keinen angeblichen Fenstersturz


Polizeigewalt
Neues Gutachten: Im Fall Hans-Jürgen Rose gab es keinen Fenstersturz


29.03.2024Lesedauer: 2 Min.
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Hans-Jürgen Roses Witwe zeigt ein Foto ihres Mannes: Er starb unter ungeklärten Umständen nach einem Aufenthalt im Polizeirevier Dessau 1997.Vergrößern des Bildes
Foto von Hans-Jürgen Rose: Er starb unter ungeklärten Umständen nach einem Aufenthalt im Polizeirevier Dessau 1997. (Quelle: YouTube/Recherche Zentrum)

Bei den Stichworten Polizeigewalt und Dessau denken viele an Oury Jalloh. Es gibt aber noch einen ungeklärten Todesfall: Hans-Jürgen Rose. Er soll nun wieder aufgerollt werden.

Im ungeklärten Todesfall Hans-Jürgen Rose hat die Initiative "Recherche Zentrum" neue Beweise zusammentragen. Sie vermuten einen Täter im Polizeirevier Dessau. Am 7. Dezember 1997 wurde der damals 36-jährige Maschinenbau-Ingenieur von der Polizei nach einer Autofahrt unter Alkohol aufs Revier gebracht. Dort soll der Vater dreier Kinder nach Darstellung der Polizei aus dem Fenster gestürzt sein.

Gefunden wurde er auf einer Treppe, unweit des Reviers. Er hatte innere Verletzungen erlitten, die kurz vor seinem Tod eine Querschnittslähmung verursachten, war übersät mit tiefen Hautunterblutungen, hatte zerquetschte Hoden, einen Lungenabriss, einen zerschlagenen Kiefer und zertrümmerte Lendenwirbel. Er starb wenig später im Krankenhaus. Schon damals bezweifelten Rechtsmediziner die Fenstersturz-Erzählung. Sie konnten Spuren einer Misshandlung feststellen, die auf Schläge mit einem Polizeistock hindeuteten. Konsequenzen für potenzielle Täter gab es bisher allerdings keine.

Anzeige wegen Mordes gegen vier Polizisten

Jetzt streben Hans-Jürgen Roses Familie und die Initiative "Recherche Zentrum" erneut die Aufklärung des Falles an und stellten eine 40-seitige Anzeige wegen Mordes. Diese wurde am Donnerstag beim Generalbundesanwalt eingereicht, sagte Nadine Saeed vom "Recherche Zentrum" am Donnerstag. Sie seine zu dem Ergebnis gekommen, dass mindestens vier Polizisten der Nachtschicht Hans-Jürgen Rose körperlich misshandelt hätten. Die Polizei Dessau äußerte sich nicht dazu. Das "Recherche Zentrum" stützt seine Anzeige unter anderem auf ein Gutachten des britischen Schriftforensikers John Welch, der den Lagefilm der Polizei analysiert hatte.

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Bereits zwei Mal waren Ermittlungen zum Tod Hans-Jürgen Roses eingestellt worden, in den Jahren 1998 und 2014. Beide Male hieß es, es sei "nicht auszuschließen", dass Unbekannte Rose nach dessen Entlassung aus dem Polizeigewahrsam verprügelt hätten. Aber warum wurden dann Einsatzprotokolle und Ermittlungsakten manipuliert? Das möchte die Familie nun vor Gericht klären. Sie hat vier der beteiligten Polizisten wegen Mordes angezeigt. Ein pensionierter Kollege hatte zuvor berichtet, er habe einen Kollegen sagen hören, dass er einen Festgenommenen geschlagen habe. Zudem sei es Anfang der 1990er-Jahre gängige Praxis gewesen, inhaftierte Individuen an Säulen im Speisesaal zu fixieren.

Drei ungeklärte Todesfälle in einem Präsidium

Das Zentrum ist entstanden aus einer Initiative, die für das Gedenken an Oury Jalloh gegründet worden war. Oury Jallohs Tod in Polizeigewahrsam ist bis heute ebenfalls nicht aufgeklärt.

Rose ist einer von drei Menschen, die zwischen 1997 und 2005 starben, nachdem oder während sie auf dem Polizeirevier Dessau waren: 2002 wird der alkoholkranke Mario Bichtemann mit einem Schädelbasisbruch in der Ausnüchterungszelle 5 des Reviers gefunden. 2005 verbrennt der Sierra Leoner Oury Jalloh in derselben Zelle. Der wegen fahrlässiger Tötung Jallohs angeklagte und 2008 freigesprochene Polizeibeamte Hans-Ulrich M. ist auch in der Nacht im Revier im Dienst, in der Rose so schwer verletzt wird, berichtet die taz.

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