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Köln: Kirchendiebe gingen auf Beutezug bei den "Ungläubigen"


Haftstrafen für IS-Anhänger
Kirchendiebe gingen auf Beutezug bei den "Ungläubigen"

dpa, Yuriko Wahl-Immel

30.01.2017Lesedauer: 2 Min.
Hinter Zeitungen versteckten sich die Angeklagten in dem Prozess in Köln.Vergrößern des BildesHinter Zeitungen versteckten sich die Angeklagten in dem Prozess in Köln. (Quelle: dpa-bilder)
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Bis Ende 2014 machten sie Beute in Kirchen für bewaffnete islamistische Glaubensbrüder in Syrien. Doch die in Köln und Siegen aktive Bande flog auf. Ein Gericht verurteilt die acht Männer nun zu Haftstrafen.

Sie brauchten Geld für bewaffnete Dschihad-Kämpfer in Syrien und gingen dafür auf Beutezug bei den "Ungläubigen". Ausgerechnet in christlichen Kirchen. In Köln und Siegen. Mehr als drei Jahre lang nahmen sie kostbare Messkelche, Kreuze oder Leuchter mit. Mal drangen sie durch Fenster ein, mal hebelten sie die Tür zu einer Sakristei auf oder versuchten einen Tresor aufzuschweißen.

Am Montag ist in Köln nach einem Mammutverfahren das Urteil gegen acht Männer gefallen: Haftstrafen von zwei Jahren und sieben Monaten bis hin zu vier Jahren und zehn Monaten.

Beute "moderat" ausgefallen

Die Täter gehören der salafistischen Szene an und sympathisieren teilweise stark mit der Terrormiliz Islamischer Staat (IS), wie der Vorsitzende Richter Landgerichts, Ralf-Peter Sossna, sagt. Verurteilt werden die Männer überwiegend wegen schweren Bandendiebstahls. In einigen Fällen kommt noch gefährliche Körperverletzung hinzu.

Der "zu Recht angenommene" Verdacht der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat war nicht beweisbar, schildert Sossna. Der Grund: Dass "nennenswerte Beträge" an Syrien flossen - und an wen konkret - habe man nicht nachweisen können. Die Beute der Männer zwischen 24 und 37 Jahren sei insgesamt "moderat" ausgefallen.

"Weit verzweigte Kontakte"

Wer sind die Täter? Der Richter zeichnet das Bild zunehmend radikalisierter Männer. Manche posteten Videos, die Enthauptungen zeigten, andere verbreiteten IS-Propagandabilder. Sie standen unter erheblichem sozialen Druck ihres Umfelds, sagt Sossna.

"Wenn man schon nicht selber geht", sollten sie zumindest finanzielle Hilfen für ihre kämpfenden Glaubensbrüder und deren Angehörige organisieren. Einige Männer unterstützten auch konkret Ausreisewillige. Manche haben "weit verzweigte Kontakte" zur Islamisten-Unterstützerszene oder direkt zu bewaffneten Gruppierungen in Syrien.

Beute als Spenden getarnt

Ein 33 Jahre alter Deutsch-Tunesier, der eine Freiheitsstrafe von vier Jahren und fünf Monaten erhält, muss sich derzeit auch als mutmaßlicher IS-Helfer vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf verantworten. Wegen des Verdachts des Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Ebenso wie ein Bote, der Geld aus den Kircheneinbrüchen - getarnt als Spenden - nach Syrien bringen sollte.

Die Staatsanwaltschaft hatte in dem komplexen Verfahren Freiheitsstrafen von dreieinhalb bis sieben Jahren gefordert. An den 90 Verhandlungstagen wurden auch 340 abgehörte Telefonate abgespielt, die bei der Überführung der Bande eine wichtige Rolle gespielt hatten.

Streit und Geheimcodes

Die Gespräche zeigen dem Richter zufolge: Die Täter gingen hoch konspirativ vor, kommunizierten in Geheimcodes. Und sie stritten immer wieder untereinander, wer welchen Anteil der Beute bekommen sollte und was an die Kämpfer fließen sollte.

Einig waren sie sich Sossna zufolge dagegen, dass man die "Ungläubigen" bestehlen darf - und damit alle, die nicht ihre eigene salafistisch-dschihadistische Auffassung vertreten.

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