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Mount Everest: Doppelt beinamputierter Mann erklimmt Gipfel


Historischer Moment
Doppelt beinamputierter Mann erklimmt Mount Everest

Von t-online, lw

Aktualisiert am 22.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Hari Budha Magar auf dem Mount Everest: Er verlor vor 13 Jahren seine Beine.Vergrößern des BildesHari Budha Magar auf dem Mount Everest: Er verlor vor 13 Jahren seine Beine. (Quelle: Instagram hari_budha_magar)
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Seit er ein Kind war, wollte Hari Budha Magar den Mount Everest besteigen. Doch dann verlor er beide Beine. Nun hat er seinen Traum dennoch wahr gemacht.

Hari Budha Magar hat Geschichte geschrieben: Der 43-Jährige ist der erste doppelt oberschenkelamputierte Bergsteiger, der den Mount Everest bestiegen hat. Er erreichte den Gipfel des weltweit höchsten Berges am Freitag um 15 Uhr nepalesischer Zeit, wie es auf seiner Website heißt. Gestartet war er am 17. April.

Magar ist ein ehemaliger Gurkha-Soldat, der 2010 durch eine Explosion in Afghanistan beide Beine verlor. Seit seiner Schulzeit sei es allerdings sein Traum gewesen, den Mount Everest zu besteigen, erzählte er der Nachrichtenagentur PA. Bereits 2018 wollte er auf die Bergmission gehen. Doch Nepal hatte im Jahr zuvor ein Verbot verhängt: Doppelt amputierte und blinde Menschen durften den Mount Everest nicht mehr besteigen. So wollte das Touristenministerium Unfälle reduzieren. Aber Bergsteiger, Menschenrechtsaktivisten und Betroffene, unter ihnen Magar, klagten – und bekamen Recht.

"Es war alles gefroren"

Fünf Jahre später hat der 43-Jährige seinen Traum verwirklicht. Die Bedingungen waren allerdings schwierig: 18 Tage harrte der Veteran mit seinem Team im Everest-Basislager aus, bevor sie den Gipfel erklimmen konnten. Zu schlecht war das Wetter. "Es war alles gefroren", sagte Magar der Nachrichtenagentur PA. "Sogar unser warmes Wasser, das wir in die Thermoskannen gefüllt hatten, war gefroren und wir konnten es nicht trinken." Während des Wartens habe Magar gesehen, wie zwei Leichen vom Berg abtransportiert wurden.

Oben angekommen, konnte der Bergsteiger jedoch nicht entspannt den Ausblick genießen. Nach nur wenigen Minuten musste er wegen schlechter Wetterbedingungen wieder mit dem Abstieg beginnen. Seine Sauerstoffmaske sei zugefroren gewesen, erzählte er. Beinahe hätte er zu wenig Sauerstoff bekommen – doch mithilfe seines Teams konnte er den Abstieg fortsetzen.

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"Was auch immer passiert, es passiert für etwas Gutes"

Sobald er wieder im Tal ist, freue er sich darauf, Zeit mit seiner Familie zu verbringen. Zudem wolle er nach Afghanistan zurückkehren, an den Ort, wo er seine Beine verloren hat – um "Danke" zu sagen. "Ohne [den Verlust meiner Beine] wäre ich nicht auf den Mount Everest geklettert und selbst wenn, hätte es nicht viel bedeutet. Was auch immer passiert, es passiert für etwas Gutes", so Magar.

Diese Einstellung hatte der 43-Jährige nicht immer. Nachdem er seine Beine verloren hatte, kämpfte er gegen Depressionen und Alkoholsucht. Er habe damals das Gefühl gehabt, sein Leben sei "völlig am Ende", sagte Magar. "Ich bin in Nepal aufgewachsen, bis ich 19 Jahre alt war, und habe gesehen, wie behinderte Menschen in den abgelegenen Dörfern behandelt werden." Viele Menschen dachten demnach immer noch, dass eine Behinderung eine Strafe für Sünden des bisherigen Lebens sei und man eine Last sei. "Ich habe das selbst geglaubt", sagte Magar. "Es war eine ziemlich harte Zeit."

Nun macht der Bergsteiger anderen Menschen Mut: Mit dem Erfolg auf dem Mount Everest will er die Wahrnehmung von Behinderungen verändern und Menschen dazu inspirieren, ihre eigenen "Berge" zu besteigen – egal, welche Hindernisse ihnen im Weg stehen.

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Mehr als 460 Menschen wollen Mount Everest 2023 besteigen

Die Frühlingssaison am Mount Everest, wenn es am ehesten gute Wetterbedingungen gibt, beginnt im April und endet im Juni. In diesem Jahr will eine Rekordzahl von Menschen den Aufstieg wagen. Insgesamt hätten 467 Menschen eine Genehmigung erhalten, hieß es vergangene Woche aus dem nepalesischen Tourismusministerium. Das sei die höchste Zahl an Genehmigungen, die je in einer Saison ausgestellt wurden.

Die meisten Bergsteiger kämen aus China und den USA, auch Deutsche seien darunter. In Nepal kostet eine Genehmigung umgerechnet rund 10.000 Euro, die gesamte Expedition zwischen 40.000 und 100.000 Euro. In den vergangenen Monaten starben bereits mehrere Menschen am Mount Everest – darunter ein Bergsteiger aus den USA und drei Sherpas.

Der Everest, der auf der Grenze zwischen Nepal und dem von China verwalteten Tibet steht, ist mit 8.848 Metern der höchste Berg der Erde. Jedes Jahr versuchen Hunderte Menschen, den Gipfel zu erklimmen. Grundsätzlich ist dies sowohl von Nepal als auch von China aus möglich. Seit 2019 hat China jedoch keine entsprechenden Genehmigungen mehr an ausländische Touristen vergeben.

Verwendete Quellen
  • haribudhamagar.com
  • pa.media: "Double amputee climber makes history on Mount Everest" (englisch)
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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