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Gregor Gysi tritt Angela Merkel in DDR-Zeit-Debatte bei


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Gregor Gysi nennt Kritik an Merkel "Schwachsinn"

spiegel-online, heb

Aktualisiert am 16.05.2013Lesedauer: 3 Min.
Gregor Gysi springt Merkel zur SeiteVergrößern des BildesGregor Gysi springt Merkel zur Seite (Quelle: dpa-bilder)
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Kanzlerin Merkel bekommt in der Debatte um ihre DDR-Vergangenheit Beistand von unerwarteter Seite: Linken-Fraktionschef Gysi nannte die Anschuldigungen "Schwachsinn". Die Regierungschefin habe "ein ziemlich normales Leben in der DDR mit all seinen Grautönen" geführt.

Der Fraktionsvorsitzende der Linkspartei, Gregor Gysi, hat sich in der Debatte um Angela Merkels Leben in der DDR vor die Regierungschefin gestellt. "Es ist gewiss nicht meine Aufgabe, die Kanzlerin zu verteidigen, aber irgendwann muss mit diesem Schwachsinn auch mal Schluss sein", antwortete er "Stern.de" auf die Frage, ob er es auch so sehe, dass Merkel nicht Mitläuferin, sondern Funktionärin des SED-Staates gewesen sei.

Rolle der FDJ-Funktionäre nicht überschätzen

Der Linken-Politiker sagte, man dürfe die Rolle solcher FDJ-Funktionen nicht überschätzen. Merkel habe "ein ziemlich normales Leben in der DDR mit all seinen Grautönen" geführt. Aus seiner Sicht ist es ohne Bedeutung, dass die Kanzlerin FDJ-Sekretärin für Agitation und Propaganda gewesen sein soll.

Auslöser für die Debatte ist ein neues Buch der Journalisten Günther Lachmann und Ralf Georg Reuth über Merkels DDR-Vergangenheit, es trägt den Titel: "Das erste Leben der Angela M." Es hatte heftige Diskussionen ausgelöst, weil die Autoren darin den Eindruck erwecken, die heutige Kanzlerin sei einst dem SED-System nähergestanden als bisher bekannt. Sie zitieren einen früheren FDJ-Sekretär namens Gunter Walther mit den Worten: "Angela Merkel war Sekretärin für Agitation und Propaganda." Walther habe der gleichen FDJ-Gruppe angehört wie Merkel.

"Engagement doch sehr beschränkt"

Für eine Art Chamäleon, das sich jedem System anpassen kann, hält Gysi die Kanzlerin nicht. Eine solche Bezeichnung "würde auch ihrer innerparteilichen Durchsetzungsfähigkeit nicht gerecht". Auf die Frage, wie viel DDR in Merkel stecke, antwortete der Linken-Fraktionschef: "Vielleicht sogar zu wenig, zumindest im übertragenen Sinn, denn ihr Engagement für ostdeutsche Belange ist doch sehr beschränkt."

Gleichzeitig widersprechen auch mehrere maßgebliche Merkel-Biografen in der "Zeit" der Deutung, die Kanzlerin habe vor 1989 übermäßig systemkonform gelebt. "Alles, was zur Zeit über Merkels Vergangenheit in Umlauf kommt, ist aufgewärmte Soße", sagt der Merkel-Kenner Stefan Kornelius.

"Sie lebte, wie viele DDR-Bürger"

Auch Publizistin Jacqueline Boysen verteidigt die Bundeskanzlerin: "Sie lebte, wie viele DDR-Bürger, in einer immer wieder neu austarierten Balance zwischen eigenem Willen und Anpassung. In der Debatte um Merkels Vita sehe sie, ein "fundamentales Ost-West-Unverständnis, das immer wieder aufbricht".

Merkel-Biografin Evelyn Roll sagte der Wochenzeitung: Die heutige Kanzlerin sei in ihrer DDR-Zeit "skeptisch, westsehnsüchtig bis resigniert, aber arrangiert" gewesen - "so wie sehr viele, die das Pech hatten, im Osten aufzuwachsen".

"Niemandem geschadet"

Der Vize-Chef der "Bild"-Zeitung, Nikolaus Blome, der 2013 das Merkel-kritische Buch "Angela Merkel - Die Zauder-Künstlerin" verfasst hat, nimmt die CDU-Vorsitzende ebenfalls in Schutz: "Unterm Strich zählt, dass sie niemandem geschadet hat, der sich andernfalls in den letzten 20 Jahren beklagt hätte."

Der Autor Reuth fühlt sich von der Öffentlichkeit grundlegend missverstanden, wie er ebenfalls in der "Zeit" in einem Beitrag darstellt. "Da schreibt man mit dem Kollegen ein ganzes Buch, und die Öffentlichkeit beschäftigt sich mit der banalen Frage, ob Angela Merkel einst Sekretärin für Agitation und Propaganda war oder nicht."

Seine Biografie, so Reuth, habe aber vor allem das Ziel, Merkel "in ihre Zeit" zu stellen. "Das ist meines Erachtens das Interessante an dem Buch - und nicht etwa die Frage, ob sie Sekretärin für Agitation und Propaganda war", so Reuth nun.

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