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Zum Tod von Lother Späth: "Die Politik war ihm zu dröge"


Späths engster Weggefährte
"Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde"

Von t-online
Aktualisiert am 18.03.2016Lesedauer: 3 Min.
Enge Gefährten: Lothar Späth und seine Sprecher Manfred Zach.Vergrößern des BildesEnge Gefährten: Lothar Späth und seine Sprecher Manfred Zach. (Quelle: dpa-bilder)
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"Ich kann es ganz kurz sagen: Ich bin sehr traurig" - Manfred Zach spricht leise und bedächtig ins Telefon. Der 68-Jährige hat Lothar Späth so gut gekannt wie kaum ein anderer. Heute ist Späth gestorben und Zach sitzt in seinem Haus im Schwarzwald und muss an seine Zeit mit dem Ministerpräsidenten denken.

Zwölf Jahre hat Manfred Zach das "Cleverle" aus Baden-Württemberg begleitet, war seine rechte Hand, sein Berater, Regierungssprecher und politischer Intimus.

Zach hat miterlebt, wie Späth 1978 den wegen seiner Nazi-Vergehen geschassten Hans Filbinger beerbt hat, wie er aufstieg, wie eiskalt er mit Menschen umging, wie er 1989 Kohl stürzen wollte und unterlag und wie er im Januar 1991 wegen der "Traumschiff-Affäre" abtreten musste. Zach war immer dabei.

"Das war ihm alles zu dröge"

Er kennt die Stärken des mächtigen CDU-Politikers, der "die Leute schwindelig reden konnte", der Professoren ebenso begeisterte wie Arbeiter. Die Bedeutung von Globalisierung und Digitalisierung habe er schon lange erkannt gehabt, als Helmut Kohl noch mit all dem überhaupt nichts anfangen konnte.

"Von dem, was er geschaffen hat, profitiert Baden-Württemberg noch heute", sagt Zach. Er habe das Land so modernisiert und an die Zeit angepasst, wie es sonst vielleicht nur in Bayern geschehen sei.

Doch Späth habe auch eklatante Schwächen gehabt, die zuletzt zu seinem Fall beigetragen hätten. Schwächen, die eigentlich Stärken waren: Seine Cleverness beispielsweise, die es ihm möglich machte, immer überall als Erster auf einen Zug aufzuspringen – allerdings ohne seine CDU mitzunehmen.

"Was ihn angreifbar machte war, dass er Spitzenpolitiker war, aber die Mechanismen der Politik nicht genug geschätzt hat", erklärt Zach. "In der Partei vernetzt sein, Seilschaften bilden – das, was Kohl gut konnte – das war ihm alles zu dröge."

Die Kälte der Macht

Als er dann am Ende Unterstützung gebraucht habe, sei keine da gewesen – ein Anti-Kohl, dessen ganze Cleverness Kohls auf Machterhalt ausgerichtete Partei-Maschinerie nicht überwinden konnte.

1989 wollte Lothar Späth Helmut Kohl als Parteichef ablösen und selbst den Anlauf zur Kanzlerkandidatur starten. Generalsekretär Heiner Geißler und Sachsens späterer Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hätten ihn dabei schwer gedrängt, sagt Zach.

Am Ende verpuffte der Putsch, Späth machte einen Rückzieher – angeblich gedrängt vom Deutsche-Bank-Chef Alfred Herrhausen, aber das will Zach nicht bestätigen.

Als schließlich noch Urlaubseinladungen seiner Freunde aus der Wirtschaft bekannt wurden, habe er nicht mehr gewollt. Im Januar 1991 trat er zurück.

1996 – fünf Jahre nach Späths Abgang, als der schon Geschäftsführer von Carl Zeiss in Jena war - hat Zach einen auch heute noch lesenswerten Schlüsselroman geschrieben: "Monrepos oder die Kälte der Macht".

"Zwölf fantastische Jahre"

Darin legt er die zwölf Jahre an Späths Seite offen, packt aus, zeigt auch Späths miese Seiten und gibt den Playern nur leicht veränderte Namen. Fortan war er in Baden-Württembergs Elite der Verräter, "der sein Wasser nicht halten kann".

"Das Buch hat Späth mir übel genommen", sagt Zach zu t-online.de. Danach habe sein früherer Chef den Kontakt zu ihm abgebrochen. "Für mich war es eine Gesamtwürdigung seiner Zeit. Da kommt eben auch Negatives vor und das mögen Politiker gar nicht."

Zum Schluss lag Späth schwer dement in seinem Bett, war nicht mehr ansprechbar und "vegetierte nur noch vor sich hin". "Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde", sagt Zach, der den ehemaligen Ministerpräsidenten allerdings selbst nicht mehr getroffen hat.

Heute sagt der 68-Jährige: "Ich habe eine sehr hohe Meinung von ihm." Und: "Späths Wut auf mich ändert nichts daran, dass es zwölf fantastische Jahre mit ihm waren."

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