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Weihnachten: Wo genau lag das Grab von Jesus Christus? Auf Spurensuche


Grab Jesu
Eine der spannendsten Fragen der Christenheit


Aktualisiert am 24.12.2022Lesedauer: 4 Min.
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An Weihnachten feiern Christen die Geburt Jesu.Vergrößern des Bildes
An Weihnachten feiern Christen die Geburt Jesu. (Quelle: IMAGO/zittto)

Es ist eine der ungelösten Fragen von Christenheit und Archäologie zugleich: Birgt das Grab von Jesus Christus Geheimnisse? Eine Spurensuche.

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesus Christus. Stern, Stall, Krippe, und irgendwann kommen die Heiligen Drei Könige vorbei. Doch auch Frauen spielten eine besondere Rolle im Leben von Jesus Christus. Zu seiner Mutter Maria pflegte er beispielsweise ein gutes Verhältnis. Oder zu Maria Magdalena, die stets in seiner Nähe war. Sie sah der Überlieferung nach als Letzte seinen toten Körper, und sie war die Erste, der Jesus nach der Auferstehung erschienen sein soll.

Von daher erscheint es nur passend, dass auch sein Grab rund drei Jahrhunderte später von einer Frau wiederentdeckt wurde: Helena, Mutter des römischen Kaisers Konstantin. Die hatte sich im Jahr 326 im stolzen Alter von bereits 76 Jahren nach Jerusalem aufgemacht, um zu finden, was vom Leben und Sterben des Heilands noch übrig war.

Immer wieder Zerstörungen

Und Helena wurde fündig. Der damalige Jerusalemer Bischof Makarios erklärte ihr, wo das Grab von Jesus angeblich zu finden sei – unter dem Venustempel, den Kaiser Hadrian knapp 200 Jahre zuvor über die vermeintliche Grabstelle hatte setzen lassen. Die resolute Greisin heuerte Arbeiter an und instruierte sie, den heidnischen Tempel niederzureißen. Makarios schien recht gehabt zu haben, denn unter dem Fundament des Tempels fanden die Arbeiter ein Grab.

Darin lagen sogar die drei in der Bibel erwähnten Kreuze – eins für den Gottessohn selbst und zwei für die beiden Verbrecher, die zu seiner Linken und seiner Rechten hingerichtet worden waren. Die Nägel steckten noch in den Balken. Helena schickte ihrem Sohn Holz und Nägel nach Konstantinopel, der revanchierte sich mit einer Ladung Baumaterial. Denn die fromme Kaisermutter wollte eine Kirche über dem Grab errichten.

Die Einweihung des Gotteshauses im September 335 erlebte Helena nicht mehr. Doch der Ort, an dem sie die Arbeiter die Spaten in die Erde stoßen ließ, wird bis heute als Grab Jesu verehrt – und eine Kirche, wenn auch nicht mehr die von Helena errichtete, steht dort noch immer. Den ersten Bau, die sogenannte Konstantinsbasilika, steckten 614 die Sassaniden aus Persien in Brand, als sie in Jerusalem einfielen.

Knapp 150 Jahre später brachte ein Erdbeben den Nachfolgebau teilweise zum Einsturz, mehrere Male brannte es, bis am 18. Oktober 1009 der Kalif Abu Ali al-Mansur ibn al-Aziz die Mauern dem Erdboden gleichmachen ließ. 1048 wurde die Grabeskirche wiederaufgebaut und seitdem in Teilen immer wieder neu gestaltet. Heute teilen sich sechs christliche Konfessionen den Bau. Damit bei Konflikten niemand den anderen aussperren kann, liegt der Schlüssel für die Grabeskirche seit langer Zeit bei den beiden muslimischen Familien Joudeh und Nusseibeh.

Auf dem Irrweg?

Immerhin konnten die sechs Konfessionen sich darauf einigen, im Jahr 2016 die Ädikula – das kleine Gebäude unmittelbar über dem Grab – zu renovieren, bevor sie endgültig zusammengebrochen wäre. Und bei der Gelegenheit gestatteten sie einem Team von Wissenschaftlern einen Blick in die Kammer – den ersten seit den letzten vorangegangenen Renovierungsarbeiten im Jahr 1555.

Was sie dort fanden, entpuppte sich allerdings als verhältnismäßig unspektakulär. Jesus soll die Ruhestätte bekanntlich bereits am dritten Tage nach seinem Tod verlassen haben. Entsprechend blieb nur eine leere Steinbank zurück, auf der Jesus’ Körper einst angeblich geruht hatte. Der Überlieferung nach hatte das Grab ursprünglich Josef von Arimathäa gehört, einem reichen Juden und Anhänger des neuen Glaubens. Allerdings weist kein Schild am Eingang es als dessen Familiengruft aus.

Ob die Kaisermutter Helena tatsächlich einst das "richtige" Grab öffnen ließ und ob die Holzkreuze darin nicht zuvor von den Arbeitern in Erwartung einer kaiserlichen Belohnung dort deponiert worden waren, wird sich vermutlich nie klären lassen. Der Boden des ehemaligen Kalksteinbruchs, auf dem die Kirche steht, ist jedenfalls mit Gräbern durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Allein im Inneren der Grabeskirche liegen noch mindestens ein halbes Dutzend weiterer Felsengräber identischer Bauart.

Etwas stimmt zumindest

Zudem war die Stadt, in der die Kaisermutter nach den Spuren Jesu suchte, nicht mehr die Stadt, in der er gestorben war. Diese hatten die Römer im Jahr 70 erobert und dann schwere Verwüstungen angerichtet. Jerusalem sei "von den Arbeitern so gründlich geschleift worden", schrieb der antike Autor Flavius Josephus, "dass kein Fremder mehr sich hätte an Ort und Stelle überzeugen können, ob irgend je hier Menschen gewohnt haben."

Erst Kaiser Hadrian ließ sie ab 177 leicht versetzt wieder aufbauen. Eines immerhin gilt mittlerweile als gesichert. Die Grabeskirche steht tatsächlich auf dem Areal, das in der Bibel den Namen Golgatha trägt. Als Jesus starb, lag der trostlose Ort noch außerhalb der Stadtmauern. Doch die hadrianische Verschiebung sorgte dafür, dass heute auf dem ehemaligen Gräberfeld die Bewohner der Jerusalemer Altstadt ihrem Tagesablauf nachgehen.

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