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Hochwasser Elbe: "Sie haben uns für Prag geopfert"


Panorama
"Sie haben uns für Prag geopfert"

Von t-online, dpa
Aktualisiert am 08.06.2013Lesedauer: 3 Min.
Wie die Usti an der Elbe waren auch in Tschechien viele Städte vom Hochwasser betroffenVergrößern des BildesWie die Usti an der Elbe waren auch in Tschechien viele Städte vom Hochwasser betroffen (Quelle: dpa / picture alliance)
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Zwei Jahrhundertfluten innerhalb von nur elf Jahren: Schuld an dem verheerenden Hochwasser 2013 ist eine besondere Wetterkonstellation. Möglicherweise hätte eine Katastrophe dieses Ausmaßes aber zumindest an Moldau und Elbe verhindert werden können. Tschechische Bürgermeister machen die Regierung in Prag verantwortlich.

"Sie haben uns für Prag geopfert", zitiert die Tageszeitung "Welt" den Stadtoberen von Melnik, Ctirad Mikes. Demnach sei das Wasser aus den vor Prag liegenden Staustufen, den sogenannten Moldau-Kaskaden, erst abgelassen worden, als die Hochwasserwelle an der "Goldenen Stadt" vorbei war. Für weitere Städte flussabwärts der Moldau seien die zusätzlichen Wassermassen dann zu viel gewesen.

Erst nach einem Protest mehrerer Bürgermeister beim für die Kaskaden verantwortlichen Umweltministerium sei der Abfluss aus den Stauseen gedrosselt worden, heißt es in dem Bericht weiter. "Wenn der Abfluss einen Tag früher gedrosselt worden wäre, dann hätten wir heute nicht diesen trostlosen Zustand", zitiert die "Welt" den Bürgermeister der am Zusammenfluss von Moldau und Elbe liegenden Stadt Melnik.

"Es ging um jeden Zentimeter"

Auch der Bürgermeister von Kralupy, Petr Holecek, kommt in dem Bericht zu Wort: "Es hat uns fürchterlich aufgeregt, dass aus den Kaskaden mehr und mehr Wasser abgelassen wurde. Für uns in Kralupy ging es um jeden Zentimeter." Das Ministerium wies die Vorwürfe dem Bericht zufolge zurück. Die Kaskaden spielen beim Hochwasserschutz keine Rolle, hieß es.

Gleichwohl richten sich bei steigenden Pegelständen in Tschechien die Blicke stets auf die Moldau-Kaskaden. Theoretisch sollen die Stauseen ein mittleres Hochwasser komplett auffangen können. Im Extremfall halten sie nach den Plänen das Wasser zurück, bis Schutzwände gebaut sind.

Doch die Natur machte der Technik in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung. Petr Kubala, Generaldirektor der Moldau-Kaskaden, sprach von schlechten Prognosen. "Niemand hat vorhergesehen, dass die Flüsse Berounka und Sazava gleichzeitig Hochwasser führen würden", sagte Kubala der Zeitung "Hospodarske Noviny". Die beiden Flüsse münden kurz vor Prag in die Moldau.

"Keine Prognose - weder eine langfristige noch eine mittelfristige - hat diese Situation vorhergesagt", rechtfertigte sich Kubala. Daher habe man erst vor einer Woche vorsorglich Wasser abfließen lassen.

Die Steuerung der gigantischen Reservoirs gleicht ohnehin einem Balanceakt. Die Staudämme sind randvoll. Bei einem zu sehr gedrosselten Abfluss steigen flussaufwärts in Südböhmen die Pegelstände und Ortschaften drohen zu versinken.

Magdeburg fürchtet Rekord-Pegel

Da die Moldau in die Elbe mündet, hat die Steuerung der Stauseen womöglich auch Einfluss auf die Pegelstände in Deutschland. An der Elbe rechnet Magdeburg inzwischen mit einem Rekord-Pegel. Wie der Krisenstab der Landesregierung von Sachsen-Anhalt mitteilte, werden nach neuesten Prognosen die Pegelstände im Bereich Strombrücke 7,40 Meter erreichen.

Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) sagte, es seien 2000 zusätzliche Bundeswehrsoldaten angefordert worden. Beim verheerenden Hochwasser 2002 waren es in Magdeburg 6,72 Meter.

Bundesweit sind 70.000 Feuerwehrleute im Einsatz, teilte der Deutsche Feuerwehrverband mit. Das Verteidigungsministerium sprach von mehr als 11.300 Bundeswehrsoldaten, die derzeit gegen die Fluten kämpfen.

In Niedersachsen hoffen die Menschen wieder: Nachdem die Prognosen für die höchsten Pegelstände zwei Tage in Folge nach unten korrigiert wurden, setzen jetzt viele Anwohner darauf, dass es für sie diesmal doch nicht so schlimm kommt wie bisher befürchtet.

In Bayern zieht sich das Hochwasser langsam zurück und die Pegelstände fallen. Allerdings sind für das Wochenende wieder Unwetter vorhergesagt. Die Wasserstände könnten dann wieder leicht steigen.

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