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Zwei Jahre Ukraine-Krieg: Die Angst vor der Niederlage wächst


Tagesanbruch
Die Angst vor der Niederlage wächst

MeinungVon Florian Harms

Aktualisiert am 25.02.2024Lesedauer: 3 Min.
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Der ukrainische Präsident Selenskyj steht vor einer schwierigen Entscheidung.Vergrößern des Bildes
Der ukrainische Präsident Selenskyj steht vor einer schwierigen Entscheidung. (Quelle: dpa)

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

zwei Jahre ist es heute her, dass Putin den Befehl zum Überfall auf die Ukraine gegeben hat. Zwei Jahre, in denen sich Europa stärker verändert hat als in Jahrzehnten zuvor. Niemand kann mehr sicher sein vor den Machtgelüsten eines skrupellosen Diktators: Das ist die bittere Erkenntnis für Millionen Menschen auf dem Kontinent.

Die Folgen von Putins Aggression sind brutal, teuer und unwiderruflich. Mehr als 10.000 getötete ukrainische Zivilisten. Wohl eine halbe Million getötete oder verletzte Soldaten auf beiden Seiten der Front. Bis zu acht Millionen ukrainische Flüchtlinge, mehr als eine Million von ihnen in Deutschland. Explodierte Energiepreise und zig Millionen Euro für die Waffenproduktion, die an anderer Stelle fehlen: dem Klimaschutz, der Infrastruktur, in Schulen, Kitas und Krankenhäusern. Eine Inflation, die viele Menschen ärmer macht. Und ein zermürbender Zustand der Dauerkrise, der den Kontinent auf Jahre hinaus prägt: Putins Kriegsverbrechen sind zum Grundproblem Europas geworden; die Politik, die Wirtschaft und die Gesellschaften müssen sich zwangsläufig nach ihm ausrichten. Dass ein einzelner Mann und seine Clique derlei anrichten und die europäische Friedensordnung im Handstreich zerstören können, ist nach den bitteren Erfahrungen des 20. Jahrhunderts enorm schockierend.

Umso mehr, als sich die Kriegslage in diesen Tagen besorgniserregend verändert. Putins Truppen haben unter hohen Verlusten die Kleinstadt Awdijiwka erobert und rücken weiter vor. Der ukrainische Präsident Selenskyj hat seinen Generalstab umgebaut und muss nun die Wahl zwischen Pest und Cholera treffen: Soll er seinen geschwächten Truppen weitere Angriffe befehlen, um den westlichen Geberländern zu zeigen, dass ihre Waffenhilfe nicht vergebens ist? Oder soll er seine Soldaten in befestigte Stellungen zurückziehen, auf die Gefahr hin, dass er verlorenes Territorium dauerhaft aufgeben muss und die Russen immer weiter vorrücken? Es ist eine Schicksalsfrage.

In der deutschen Politik führt man derweil eine merkwürdige Debatte über ein einzelnes Waffensystem: Der Marschflugkörper Taurus wird zum Fetisch erhoben, an dem die Solidarität mit den bedrängten Ukrainern festgemacht wird. Das ist militärisch nicht nur Unsinn, sondern auch gefährlich, weil es den Blick auf die tatsächlichen Gegebenheiten auf den Schlachtfeldern verschleiert.

Was droht der Ukraine, wenn Putins Soldaten weiter vorrücken? Wie kann, wie sollte die weitere deutsche Ukraine-Politik aussehen? Was kann der Taurus wirklich bewirken, und was ist militärisch in den kommenden Monaten zu erwarten? So viel ist sicher: Die Angst vor der Niederlage wächst – nicht nur in Kiew, auch in Berlin und Washington. Die Lage bietet also genug Stoff für eine lebhafte Diskussion, die wir in unserem Podcast führen: Unser Außenpolitikredakteur Patrick Diekmann und ich beleuchten die Lage, Lisa Fritsch moderiert. Ich freue mich, wenn Sie hineinhören.

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Trotz des düsteren Jahrestags wünsche ich Ihnen ein erholsames Wochenende. Der nächste Tagesanbruch kommt am Montag von Heike Vowinkel.

Herzliche Grüße

Ihr
Florian Harms
Chefredakteur t-online
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Quellen im Podcast: Ton Bundeskanzler Scholz: Tagesschau auf YouTube

Anmerkung: Entgegen der Aussage im Podcast liegt die russische Hauptstadt Moskau weniger als 500 Kilometer von der äußersten nordostukrainischen Grenze entfernt. Diese Region bei Stara-Huta im Sumskaya-Oblast ist derzeit unter Kontrolle der Ukrainer. Besäße die ukrainische Armee den Marschflugkörper Taurus und wäre dessen Reichweite nicht technisch gedrosselt, könnte Moskau also ein erreichbares Ziel sein. Wir bitten, die fehlerhafte Aussage zu entschuldigen.

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