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Finnland begrüßt russische Touristen mit ukrainischer Hymne


Debatte um Visa-Sperre
Finnland begrüßt russische Touristen mit ukrainischer Hymne

Von afp, mk

Aktualisiert am 15.08.2022Lesedauer: 3 Min.
imago images 163693086Vergrößern des BildesRussische Touristen entsteigen in Helsinki einem Reisebus: "Ich wüsste nicht, wie man die russischen Politiker sonst zum Nachdenken bekommt". (Quelle: IMAGO/Anni Ågren)
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Russische Touristen können problemlos nach Finnland einreisen. Dort werden sie aber an den Krieg gegen die Ukraine erinnert.

Eigentlich wird am Imatrafall Musik des finnischen Komponisten Jean Sibelius gespielt, wenn der Damm sich öffnet und die Wassermassen des Vuoksi ins Tal schießen. Das beeindruckende Schauspiel zieht jeden Tag Touristen in die Stadt im Süden Finnlands, viele davon aus dem nahen Russland. Doch deren Urlaub soll nicht mehr so unbeschwert verlaufen wie bislang: Vor Jean Sibelius kommt neuerdings die ukrainische Nationalhymne aus den Lautsprechern, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet.

"Für Russen, die Finnland lieben, ist das schlecht", sagte der russische Tourist Mark Kosych, der den Imatrafall mit seiner Familie besucht. "Aber wir können die finnische Regierung verstehen." Allerdings gebe aus auch Russen, die gegen den Krieg seien: "Nicht alle Russen sind für Putin. Das müssen die Menschen und die Regierung verstehen."

"Umgehung der Sanktionen"

Ein ähnliches Zeichen wie am Imatrafall setzt das nahegelegene Lappeenranta. Die 70.000-Einwohner-Stadt nahe der Grenze ist ein beliebtes Ziel für russische Shopping-Touristen, die sich dort gerne mit Kleidung und Kosmetik eindecken. Russische Autokennzeichen sind laut AFP ein vertrauter Anblick auf den Straßen.

Seit Kurzem spielt die Stadtverwaltung in Lappeenranta jeden Abend die ukrainische Nationalhymne, von Lautsprechern am Rathaus aus: "Damit wollen wir unsere volle Unterstützung für die Ukraine ausdrücken und den Angriffskrieg verurteilen", sagt Bürgermeister Kimmo Jarva der AFP.

Bislang hat Finnland als einziges EU-Land keine Einschränkungen bei der Visavergabe an russische Urlauber erlassen. In der Folge nutzen viele Russen Finnland offenbar als Transitland, um von dort in andere EU-Länder weiterzureisen. "Das wird von vielen als Umgehung der Sanktionen betrachtet", sagte Finnlands Außenminister Pekka Haavisto der AFP. Auch in der finnischen Bevölkerung hat der Überfall auf die Ukraine starke Reaktionen ausgelöst – schließlich teilt sich das Land eine 1.300 Kilometer lange Grenze mit Russland.

EU-Länder diskutieren Visa-Stopp

So sprachen sich in einer Umfrage jüngst 58 Prozent der befragten Finnen für schärfere Visaregeln für Russen aus. "Ich finde, es sollte harte Auflagen für russische Touristen geben", sagt beispielsweise auch Antero Ahtiainen aus Lappeenranta. "Ich wüsste nicht, wie man die russischen Politiker sonst zum Nachdenken bekommt", so der 57-Jährige. Dieser Auffassung schließt sich jetzt auch die Regierung in Helsinki an und will die Zahl der Visa für russische Touristen begrenzen.

Ein kompletter Stopp der Visavergabe auf Grundlage der Nationalität sei zwar weder nach finnischem noch nach EU-Recht erlaubt, so Außenminister Haavisto; seine Regierung könne aber Einschränkungen im Bereich Tourismus erlassen, sodass pro Tag nur noch eine begrenzte Zahl an Visa verfügbar sei. Im Juli registrierte Finnland mehr als 230.000 Grenzübertritte aus Russland, im Juni waren es 125.000. Bis Ende August wolle seine Regierung über mögliche Einschränkungen entscheiden, sagt Außenminister Haavisto.

Auch in anderen EU-Ländern nimmt die Debatte um eine Visa-Sperre für Russen Fahrt auf. So lässt Estland vom 18. August an nur noch russische Staatsbürger ins Land, die dort leben oder ihren Wohnsitz haben. Lettland nimmt nur noch Visaanträge von russischen Staatsbürgern entgegen, die an der Beerdigung eines nahen Verwandten in Lettland teilnehmen möchten. Die polnische Regierung will dem Vorbild der baltischen Länder bald folgen. Deutschland und die EU-Kommission lehnen einen grundsätzlichen Stopp von Touristenvisa für Russen ab.

Verwendete Quellen
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