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Experten über Teilmobilmachung: "Putin hat Angst"


Experten über Teilmobilmachung
"Putin hat Angst"

Von t-online, mk

Aktualisiert am 21.09.2022Lesedauer: 3 Min.
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Wladimir Putin: Der Kremlchef sprach am Mittwochmorgen im Staatsfernsehen. (Quelle: t-online)
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Kremlchef Putin will 300.000 neue Soldaten mobilisieren und in die Ukraine schicken. Internationale Fachleute sind skeptisch.

Mit dem Befehl zur Teilmobilmachung hat sich Wladimir Putin für eine weitere Eskalation des Krieges gegen die Ukraine entschieden. 300.000 neue Soldaten sollen das Blatt für Russland wenden. Auf Twitter reagierten am Mittwochmorgen bereits viele internationale Fachleute auf die Rede des Kremlchefs – eine Auswahl.

"Putin hat eindeutig Angst", schreibt der renommierte US-Historiker und Ukraine-Kenner Timothy Snyder. "Die Teilmobilmachung zeigt, dass er seine faschistischen Rivalen mehr fürchtet als die russische Öffentlichkeit. Die Ankündigung wird vor allem dazu führen, dass sich russische Männer verstecken und das Land verlassen, was heute schon passiert. Die Tatsache, dass Putins Rede aufgezeichnet und nicht wie angekündigt am Dienstagabend ausgestrahlt wurde, ist ein Anzeichen für Chaos und womöglich Krankheit im Kreml. Ich interpretiere Putins Notlage als Symptom eines verlorenen Krieges, auch wenn diese Notlage den Krieg nicht beenden wird. Der Krieg wird damit enden, dass die Ukrainer ihn gewinnen."

"Es braucht Zeit, um ein guter Soldat zu werden"

"Putin macht gerade einen weiteren schwerwiegenden Fehler in seiner Einschätzung der Situation", schreibt die Russland-Expertin Sabine Fischer von der Stiftung Wissenschaft und Politik. "Die heutigen Schritte werden die ukrainische Gegenoffensive nicht stoppen und der Westen wird seine Unterstützung für die Ukraine nicht aufgeben."

"Russland hat jetzt schon enorme Probleme, den Nachschub für 150.000 Soldaten in der Ukraine aufrechtzuerhalten", schreibt der ukrainische Kriegsreporter Ilia Ponomarenko. "Über den Sommer hat der Kreml nur mit Mühe und Not 10.000 verschuldete 50-Jährige für sein Drittes Armeekorps zusammengekratzt, und jetzt wollen sie 300.000 Leute mobilisieren und mitten im Winter ins Feld schicken? Viel Glück damit."

"Man darf nicht vergessen, dass Russlands beste Soldaten, die jetzt tot sind, es nicht geschafft haben, die Ukraine zu besiegen", schreibt der Politikwissenschaftler Anders Östlund vom Center for European Policy Analysis. "Warum sollte eine Truppe aus Anfängern das dann schaffen? Es braucht Zeit, um ein guter Soldat zu werden und Zeit hat Russland nicht."

"Kein großer Vorteil für Russland"

"Ein Hauptgrund für die Teilmobilisierung dürfte darin bestehen, die Truppen an der Front auszutauschen, damit diese regenerieren können", schreibt der Militärhistoriker und Kriegsbeobachter Chris Owen. "Der Winter kommt und beide Seite werden sich bald bis zum Frühjahr in Schützengräben verschanzen. Das ist nicht die schlechteste Zeit, um die Truppen auszutauschen. Außerdem braucht man keine besondere militärische Ausbildung, um eine Position zu halten oder hinter der Front Straßensperren zu sichern oder Patrouillen zu fahren."

"Die Ukrainer haben mehr Militärpersonal, lernen schneller, haben die bessere Führung, ein klares strategisches Kriegsziel, Präzisionswaffen und die Moral auf ihrer Seite", schreibt der Experte für die russische Armee, Rob Lee. "Selbst wenn Russland mobilmacht, hat die Ukraine weiterhin alle diese Vorteile auf ihrer Seite, auch mittel- und langfristig. Eine große Zahl schlecht ausgebildeter und schlechter motivierter Soldaten ist kein großer Vorteil für Russland."

"Putin will uns weismachen, dass er im vergangenen halben Jahr gar nicht richtig versucht hat, den Krieg gegen die Ukraine zu gewinnen", kommentiert der Politikwissenschaftler Michael McFaul. "Glauben Sie die Geschichte nicht. Putin setzt jetzt alles auf eine Karte."

"Tagesbefehl muss lauten: Nicht abschrecken lassen, weitermachen", schreibt Kriegsforscher Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München nach der Rede Putins.

Verwendete Quellen
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