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Ukraine: Wie TV-Star Serhiy Prytula Waffen für die Armee beschafft


Entertainer als Kriegsheld
Wie ein TV-Star Waffen für die Ukraine beschafft

04.11.2022Lesedauer: 3 Min.
imago 89648747Vergrößern des BildesSerhiy Prytula bei der Vorauswahl zum Eurovision Song Contest in Kiew 2019: Seit Kriegsbeginn konzentriert sich 41-Jährige auf die Beschaffung von Waffen für die Armee. (Quelle: Aleksandr Gusev)
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Vor dem Krieg war Serhiy Prytula Schauspieler und Moderator. Jetzt hat er in Großbritannien 60 gepanzerte Truppentransporter für die Armee gekauft.

Ohne die Waffenhilfe befreundeter Staaten wäre die Ukraine heute vielleicht schon geschlagen, doch der erfolgreiche Widerstand gegen den russischen Überfall ist auch dem Einsatz vieler Privatleute zu verdanken. Als besonders erfolgreich bei der Beschaffung von Material für die ukrainische Armee hat sich der TV-Star Serhiy Prytula erwiesen. Der jüngste Coup seiner Stiftung: Der Ankauf von 60 gepanzerten Truppentransportern aus Privatbeständen in Großbritannien.

"Wir sind die erste Organisation, die solche Fahrzeuge ans ukrainische Verteidigungsministerium vermittelt, nicht als staatlicher Akteur, sondern als Nichtregierungsorganisation", zitiert der "Guardian" Maksym Kostetsky, den Transportkoordinator der 2020 gegründeten "Serhiy Prytula Stiftung". Die britische Regierung hatte der Ukraine zuvor schon 35 der Kettenfahrzeuge vom Typ "FV103 Spartan" geschenkt. London hat die 1978 in Dienst gestellten Truppentransporter schon ausgemustert, doch den Ukrainern erweisen sie jetzt große Dienste.

5,5 Millionen Euro an einem Tag

"Dank ihrer Ketten können die ,Spartaner' auch unter schlechten Wetterbedingungen fahren und jetzt im Herbst regnet es ja praktisch jeden Tag", erklärt Maksym Kostetsky. "Bald wird es anfangen zu schneien und auch dann werden sich die ,Spartaner' gut machen an den Fronten im Süden und im Donbass, wo die Kämpfe zurzeit am heftigsten sind." Militärexperten sind sich einig, dass der Mangel an Panzern und gepanzerten Truppentransportern zurzeit das größte Hindernis für die Ukrainer ist bei der weiteren Befreiung ihres Landes von den Besatzern.

Das wissen auch die Menschen in der Ukraine und so kamen die benötigten 5,5 Millionen Euro für die 60 "Spartans" in nicht einmal 24 Stunden zusammen. Am Mittwoch schaltete die Organisation ihren Spendenaufruf und bis Donnerstagmittag war das Geld da, überwiesen von einfachen Ukrainern, aber auch von kleinen und größeren Firmen wie dem Matratzenhersteller "World of Mattresses". Zuvor war Stiftungsgründer Serhiy Prytula persönlich nach Großbritannien gereist, um die Fahrzeuge in Augenschein zu nehmen.

Prytula beschaffte schon Drohnen und einen Satelliten

Der Werdegang des 41-Jährigen erinnert an den von Wolodymyr Selenskyj, der vom Schauspieler und Komiker zum Präsidenten in Kriegszeiten wurde. Auch Prytula kennen die Ukrainer schon aus dem Fernsehen, in den Nullerjahren machte er sich einen Namen als Politsatiriker, von 2017 bis 2020 moderierte er den Eurovision Song Contest. 2019 bewarb sich Prytula erfolglos als Parlamentsabgeordneter, bei der Wahl zum Kiewer Bürgermeister unterlag er 2020 dem Boxer Vitali Klitschko. Seit Kriegsbeginn konzentriert sich Prytula ganz auf seine Aufgabe als Waffenbeschaffer für die Armee – und das mit großem Erfolg.

Auf der Internetseite der Stiftung können Interessierte für humanitäre Hilfe spenden, für Geländewagen und Funkgeräte. Doch als größter Erfolg der Stiftung galt bisher die Einwerbung von mehr 16 Millionen Euro, mit denen die Ukraine im Juni drei türkische Kampfdrohnen vom Typ Bayraktar TB2 beschaffte. Diese Waffe hatte der Ukraine bei der Schlacht um Kiew im März entscheidende Dienste geleistet. Im August folgte dann der nächste Coup: Wieder nur mit Spendengeldern sicherte die Stiftung der ukrainischen Armee den Zugriff auf einen finnischen High-Tech-Satelliten, der mit Radarstrahlen beinahe fotografische Bilder von der Erdoberfläche liefert.

Der Erfolg der "Serhiy Prytula Stiftung" ist auch der Regierung in Kiew nicht entgangen, und so gibt es inzwischen auch eine offizielle Spendenplattform für die Ukraine, sie heißt "United24". Auf der Internetseite können Interessierte für militärisches Gerät spenden, aber auch für humanitäre Hilfe und den Wiederaufbau des Landes. Nach Mark Hamill, bekannt als Luke Skywalker aus den "Star Wars"-Filmen, hat Kiew auch den bekannten US-Historiker Timothy Snyder als Botschafter für die Stiftung gewinnen können:

Verwendete Quellen
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