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Ukraine bekommt drei neue Hubschrauber: Darum könnten Sie den Unterschied machen


Neue Hubschrauber für die Ukraine
"Ein Dilemma für die russische Schwarzmeerflotte"

  • David Schafbuch
Von David Schafbuch

Aktualisiert am 27.11.2022Lesedauer: 3 Min.
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"Sea King"-Hubschrauber der Royal Navy: Drei der Helikopter sollen an die Ukraine gehen. (Archivfoto) (Quelle: Luc de Jaeger/imago images)

Drei Hubschrauber des Typs "Sea King" soll Großbritannien an die Ukraine liefern. Was sich nach wenig anhört, könnte einen großen Unterschied machen.

Ben Wallace machte bei seinem Besuch in Oslo wohl gleich mehrere Ankündigungen: Bei dem Treffen mit Ländern, die die Ukraine unterstützen, soll der britische Verteidigungsminister die Lieferung von weiteren 10.000 Schuss Artilleriemunition angekündigt haben. "Unsere Unterstützung für die Ukraine ist unerschütterlich", soll er laut der britischen "Times" bei dem Treffen gesagt haben.

So weit, so normal für Großbritannien. Hinter den USA gehört das Königreich seit der Verkündung von Putins "Militäroperation" zu den Staaten, die die Ukraine am stärksten unterstützen.

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Eine zweite Ankündigung des Ministers könnte dagegen für mehr Aufsehen sorgen. Zusätzlich soll die Ukraine von den Briten drei Hubschrauber der Marke Westland WS-61, auch bekannt als "Sea King", erhalten. Das berichten neben der "Times" auch weitere Medien. Einer soll sich schon in der Ukraine befinden. Für die Bedienung sollen ukrainische Soldaten bereits sechs Wochen lang an den Hubschraubern ausgebildet worden sein.

Wenige Tage später hat das Verteidigungsministerium die Lieferung bestätigt: Auch wenn über die Stückzahl keine Angaben gemacht wurde, hieß es in einer Mitteilung auf Twitter, dass insgesamt 10 Besatzungen für die Hubschrauber von dem britischen Militär ausgebildet wurden.

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U-Boot-Abwehr per Hubschrauber?

Die drei zuvor kolportierten Helikopter sind mengenmäßig zunächst nicht viel. Hinzu kommt, dass die Geräte von der britischen Armee bereits 2018 eingemottet wurden und nicht mehr zum Einsatz kommen.

Trotzdem stellt die Lieferung eine Premiere dar: Denn erstmals seit Beginn der Kämpfe Ende Februar erhält die Ukraine bemannte Fluggeräte westlicher Bauart. Und diese könnten einen entscheidenden Vorteil bei der Verteidigung des Schwarzen Meeres bieten: Denn die "Sea Kings" eignen sich, um U-Boote und möglicherweise auch Schiffe abzuwehren.

"Drei Hubschrauber klingt erst einmal wenig, aber sie sind ein Dilemma für die russische Schwarzmeerflotte", sagt Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) im Gespräch mit t-online. Verändern die "Sea Kings" also den Kriegsverlauf weiter zugunsten der Ukraine?

Erinnerungen an die "Moskwa"

Eigentlich sind die Hubschrauber für Such- und Rettungsaktionen gedacht. Einige lassen sich aber auch mit Torpedos, Wasserbomben und einem Maschinengewehr ausstatten, was für die Ukraine von größerer Bedeutung sein dürfte.

"Wenn die Hubschrauber zur U-Boot-Abwehr in der Lage sind, ist das eine neue Eskalationsstufe", sagt der Militärexperte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck zu t-online.

Christian Mölling geht aber auch davon aus, dass die Hubschrauber neben U-Booten auch Ziele über Wasser angreifen können. Theoretisch wäre es wohl möglich, Schiffe in der Größenordnung der "Moskwa" untergehen zu lassen. Der russische Lenkwaffenkreuzer war das größte Schiff in der Schwarzmeerregion. Mitte April war er gesunken, laut Angaben der Ukraine und den USA wurde er zuvor von zwei Anti-Schiffs-Raketen getroffen.

Gerät Deutschland in Erklärungsnot?

Doch zu einem vergleichbaren Angriff der Hubschrauber müsste es gar nicht kommen, glaubt Militärexperte Mölling: Allein die Anwesenheit der "Sea Kings" könnte den Ukrainern mehr Sicherheit bringen. Denn die Armee von Wladimir Putin müsste sich künftig ganz genau überlegen, ob sie eines ihrer Schiffe überhaupt in die Nähe der Hubschrauber bringen will. Der Verlust eines weiteren Teils der Schwarzmeerflotte wäre nicht nur von großer symbolischer Bedeutung, es würde auch für ein "enormes Loch" in der russischen Planung sorgen, so Mölling.

Die Lieferung der "Sea Kings" könnte aber nicht nur das russische Militär vor Probleme stellen. Auch in Nato-Staaten wie Deutschland, Italien oder Frankreich könnten dadurch Fragen aufgeworfen werden. "Wenn die Briten nun als Erste solche Waffen innerhalb der Nato liefern, dann ist die Position der deutschen Bundesregierung schwieriger aufrechtzuerhalten", glaubt Gerhard Mangott.

Bisher haben sich alle Staaten mit der Lieferung von schweren Waffen – etwa Kampfpanzern oder anderen gepanzerten Fahrzeuge – zurückgehalten. Mangott weist aber darauf hin, dass sich die britische Regierung besonders deutlich die ukrainischen Kriegsziele zu eigen gemacht hat: "Die Briten verfolgen wie die Ukraine ein maximalistisches Kriegsziel: Alle russischen Truppen sollen vertrieben werden."

Größere Offensiven erst wieder im kommenden Jahr?

Dass die Hubschrauber der Auftakt für kurzfristige Lieferungen von schweren Waffen sein werden, glauben allerdings weder Gerhard Mangott noch Christian Mölling – obwohl weiter Bedarf herrscht. Vor allem Artillerieraketen mit hoher Reichweite wären hilfreich, um die russischen Truppen tiefer in deren besetzten Gebieten unter Druck zu setzen. Zusätzlich sei momentan vor allem die Luftabwehr von hoher Bedeutung, um die kritische Infrastruktur zu schützen, ergänzt Mangott.

Am wahrscheinlichsten bleibt, dass beide Seiten versuchen, die Wintermonate möglichst unbeschadet zu überstehen. Erst im Frühjahr sind dann von beiden Lagern wieder größere Offensiven denkbar. Die Ukraine kann dann laut Militärexperte Mölling vor allem mit neuen Waffenlieferungen aus den USA rechnen.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Christian Mölling
  • Interview mit Gerhard Mangott
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