Selenskyj vor 10 Jahren: So feierte er mit Putins Propaganda-Chef Silvester

Kurios, wie viel sich in zehn Jahren ändern kann: Der jetzige ukrainische Präsident Selenskyj sang und tanzte an Neujahr 2013 noch im russischen Staatsfernsehen.

Dass Wolodymyr Selenskyj vor seiner Politikkarriere ein erfolgreicher Schauspieler und Comedian war, ist bekannt. Doch was genau das heißt und wie schnell er vom Liebling der russischen Unterhaltungsindustrie zum Staatsfeind Nummer eins wurde, zeigt ein Blick zurück – und zwar genau zehn Jahre. Ein Video von damals wirkt aus heutiger Sicht absurd.

An Silvester postete der deutsche Journalist Julian Hans einen Videoausschnitt einer Sendung aus dem russischen Staatsfernsehen. Darin moderiert ein sehr jung aussehender Selenskyj die traditionelle Neujahrsgala, die am 1. Januar 2013 ausgestrahlt wurde. Beklatscht wird er unter anderem von dem Mann, der jetzt als Putins leidenschaftlichster Propagandist gegen die Ukraine hetzt: Wladimir Solowjow.

Hans, früher als Moskau-Korrespondent für die "Süddeutsche Zeitung" im Einsatz, erklärt in den darauffolgenden Tweets, was es mit dieser Sendung auf sich hat, wie Selenskyj erst Comedy-Star Russlands war, bis er dann zum Verräter deklariert wurde, und was aus den anderen Prominenten der opulenten Gala wurde.

"Fraglos hat [Selenskyj] gut verdient an den Geldern, die der Kreml in die Unterhaltungsindustrie pumpt, um das Volk bei Laune zu halten", schreibt Hans. "Zur Trennung kam es erst nach der Krim-Annexion 2014. Moskau warf Selenskyj vor, den Maidan und später die ukrainische Armee im Kampf gegen die vom Kreml gelenkten 'Separatisten' finanziell unterstützt zu haben."

Russlands Stars zwischen Showbusiness und Krieg

Wladimir Solowjow, der vor zehn Jahren bei der Neujahrsgala des Staatssenders Rossija dem singenden und tanzenden Selenskyj noch zujubelte, ist jetzt einer der aggressivsten Propagandisten des russischen Fernsehens. Er beschimpft nicht nur regelmäßig die Ukraine, sondern beinahe alle westlichen Länder, deren Regierungschefs und die liberale Gesellschaft an sich. Über ihn schreibt Hans: "Solowjow besitzt unter anderem eine Villa am Comer See. Seit 2022 steht er als Kriegstreiber auf den Sanktionslisten der EU, der USA und weiterer Staaten. Die Villa wurde konfisziert."

Auch über weitere russische Promis aus der Neujahrsshow gibt es viel zu berichten: So ist Maxim Galkin, mit dem Selenskyj vor zehn Jahren noch auf der Bühne stand, mittlerweile mit seiner Frau Alla Pugatschowa nach Israel ausgewandert. Beide hatten bereits früh Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf verurteilt. Daraufhin hatte der Kreml sie als "ausländische Agenten" gebrandmarkt und auf eine schwarze Liste gesetzt.

"Realität stellt jeden Plot in den Schatten"

Andere russische Schlagerstars aus dieser Sendung stehen jetzt auf der anderen Seite: So trat der Sänger Oleg Gasmanow in Donezk auf und "war als Top Act für Annexionsfeiern in Isjum und Cherson angekündigt. Beide Städte wurden allerdings vorher befreit. Gasmanow steht auf der Sanktionsliste der EU", schreibt Hans. Auch Sänger und Moderator Nikolaj Baskow ist heute mehr denn je auf Kreml-Linie und steht dafür auf der US-Sanktionsliste.

Viele Nutzer teilen diesen Rückblick und bedanken sich beim Journalisten Hans für die Erklärung und Einordnung. Einige sind überrascht, wie viel sich in nur zehn Jahren ändern kann und betonen, wie verrückt diese Szenen aus heutiger Sicht wirken: "Die Realität stellt leider jeden Plot in den Schatten", schreibt ein Twitter-Nutzer.

Den skurrilen Clip und wie die Beteiligten heute im Fernsehen auftreten, sehen Sie direkt hier oder oben im Video.