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Kanzler bei "Maybrit Illner" | Scholz kontert Vorwurf: "Das ist lächerlich"


Kanzler bei "Maybrit Illner"
"Halbschwanger?" – bei diesem Vorwurf wird Scholz' Ton schärfer


Aktualisiert am 24.02.2023Lesedauer: 3 Min.
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Bundeskanzler Scholz in TV-Sendung «Maybrit Illner»Vergrößern des Bildes
Kanzler Scholz spricht im ZDF: "Gestatten Sie mir, das ein bisschen lächerlich zu finden." (Quelle: Svea Pietschmann/ZDF/dpa/dpa)

Anlässlich des russischen Einmarschs in die Ukraine ließ sich Scholz von ZDF-Talkerin Maybrit Illner befragen – und verteidigte seine Politik ebenso wie seinen Kommunikationsstil.

Würde Olaf Scholz seinen bereits dritten Kanzler-Auftritt bei Maybrit Illner für eine besondere Botschaft nutzen? Womöglich gar den Satz über die Lippen bringen, den inzwischen schon Annalena Baerbock und Boris Pistorius gesagt haben und den sich laut einer Umfrage für t-online auch eine Mehrheit der Deutschen wünscht: dass nämlich die Ukraine diesen Krieg gewinnen muss – und nicht nur nicht verlieren darf?

Nein. "Das ist ja kein Problem", entgegnete Scholz nur lapidar, als die Moderatorin die entschiedenere Ausdrucksweise der Außenministerin und des Verteidigungsministers ansprach. Die Sendung war vor der Ausstrahlung im linearen Fernsehen schon ab etwa 17.10 Uhr im ZDF-Livestream zu sehen.

Er aber lege "Wert darauf", sich "präzise auszudrücken", so Scholz: "Es geht darum, dass die Ukraine ihre Unabhängigkeit, ihre Integrität, ihre staatliche Souveränität und ihre Freiheit verteidigen kann." Der Kanzler ließ durchblicken, dass seine zurückhaltendere Wortwahl dem Bestreben folge, "eine Eskalation auszuschließen" – und jenem Teil der Bürger Rechnung zu tragen, der sich Sorgen über eine größere Involvierung Deutschlands in den Krieg mache.

Die Gespräche mit Selenskyj? "Immer sehr freundlich"

Auch einen Einspieler mit der Äußerung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, er müsse "immer Druck" auf Scholz machen, der Ukraine zu helfen, ließ der Kanzler abtropfen: Selenskyj zweifle nicht an seiner Unterstützung. "Und im Übrigen ist es so, dass unsere Gespräche immer sehr freundlich stattfinden, sodass ich nicht wirklich berichten kann, was das Druckmachen sein soll." Einmal mehr betonte der Regierungschef, dass es wichtig sei, "koordiniert vorzugehen, insbesondere mit den Vereinigten Staaten", und wehrte sich gegen "Vorpreschen und Alleingänge".

Illner ließ nicht locker, brachte den von einem britischen Historiker geprägten Begriff "Scholzing" für zögerliches Handeln ins Spiel und wollte wissen: "Warum dann so viel Kritik, warum geht es dann immer gegen Sie?" Die Frage könne er "auch zurückstellen", entgegnete Scholz trocken und fügte hinzu: "Die Bürgerinnen und Bürger können sich darauf verlassen, dass ich mich nicht kirre machen lassen werde von Interviews und öffentlichen Auftritten."

Es wirkte wie seine zentrale Botschaft. Nicht einmal die Tatsache, dass manche Länder, die zuvor vehement Kampfpanzer gefordert hatten, ihren Worten nun kaum Taten folgen lassen, wollte er für sich ausschlachten: "Ich glaube, dass es unsere Aufgabe als Deutsche ist, dass wir einen großen Beitrag leisten", so Scholz, er hoffe darauf, "dass möglichst viele mitziehen". Umso weniger Sinn mache vor diesem Hintergrund allerdings die Debatte um Kampfjets.

Als Illner Morawiecki ins Spiel bringt, wird Scholz schärfer

Nur einmal, als Illner den Vorwurf des polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki ins Spiel brachte, Deutschland wolle "halbschwanger" sein und sich immer "eine Tür offen halten", reagierte Scholz ein wenig schärfer: "Gestatten Sie mir, das ein bisschen lächerlich zu finden", erklärte der Kanzler – "Deutschland muss sich an dieser Stelle von niemandem Vorwürfe anhören." Aber dann schwenkte er sofort wieder auf einen konstruktiven Kurs um: "In Europa existiert kein Misstrauen."

Ruhe und Besonnenheit auszustrahlen war erkennbar das Kernanliegen des Kanzlers, der sich gelegentlich zur Bekräftigung seiner Worte die Hand aufs Herz legte. Er betonte die Wichtigkeit der "vielen, vielen Gespräche", die er mit dem russischen Präsidenten führe: Dieser müsse irgendwann einsehen, dass "nichts aus seinem imperialistischen Traum wird" – auch wenn er im Augenblick noch unvermindert seine Aggression fortsetze.

"Ab und zu ein paar Geräusche, wenn man so viel arbeitet"

Ebenfalls betonte Scholz die Wichtigkeit seiner Chinareise im vergangenen Jahr, die als Ertrag Pekings Warnung vor einem Atomwaffeneinsatz gebracht habe – und mahnte mit Blick auf seine morgige Indienreise: "Arroganz des Westens darf nicht auftreten." Ein so großes Land wie Indien könne man nicht – wie Illner es tat – als "unsicheren Kantonisten" bezeichnen. Vielmehr gelte es, "auf der Einhaltung der gemeinsam gefundenen Regeln zu bestehen" und sich "auf Augenhöhe miteinander zu verständigen".

So ähnlich, konnte man meinen, sieht Scholz wohl auch die Zusammenarbeit in seiner oft dissonanten Ampelkoalition. Die Frage, ob er seine Außenministerin gelegentlich "zu forsch" finde, verneinte er entschieden. Baerbocks von Illner eingespielten Karnevalsauftritt ("Eigentlich wollte ich als Leopard kommen") habe er jedenfalls "sehr lustig" gefunden, so der Kanzler, der überdies zu Protokoll gab, sich "von einer großen Mehrheit getragen" zu fühlen. Die Meinungsverschiedenheiten in seinem Kabinett stellte er als geradezu selbstverständlich dar: "Ich wunder' mich nicht, dass es ab und zu ein paar Geräusche gibt, wenn man so viel arbeitet."

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen
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