"UJ-22": Mit dieser Drohne griff die Ukraine Russland an

Gleich mehrere Drohnen sind vor wenigen Tagen auf russischem Gebiet abgestürzt. Besonders die Reichweite eines Fluggerätes sorgte für Aufsehen.

Der Abschuss einer ukrainischen Drohne in der Region Moskau sorgte für Aufregung. Sie habe vermutlich zivile Infrastruktur angreifen sollen, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Nowosti am Dienstag unter Berufung auf den Gouverneur.

Zwar ist dieser Drohnenabsturz nicht der einzige, den russische Behörden zu Beginn dieser Woche gemeldet hatten. Hier lesen Sie mehr zu den Abstürzen. Was an der Drohne, die nahe Moskau vom Himmel geholt wurde, auffällt, ist jedoch die Strecke, die sie ab der ukrainischen Grenze zurückgelegt hatte. Denn die Grenze liegt mehrere Hundert Kilometer vom Absturzort entfernt.

Nach Angaben von RIA Nowosti ist die Drohne bei der Stadt Kolomna abgestürzt – und zwar in der Nähe einer Gasverteilerstation, zitiert die Agentur örtliche Notfalldienste. Kolomna liegt rund 110 Kilometer südöstlich der russischen Hauptstadt Moskau.

"UJ-22" verblüfft mit Reichweite

Mit welchem Gerät gelang es der Ukraine, so weit ins Landesinnere vorzudringen? Einem Bericht des "Spiegel" zufolge setzte die Ukraine das Modell "UJ-22" ein, welches das Kiewer Unternehmen Ukrjet entwickelt hat. Nach Angaben des Herstellers ist die Drohne dazu in der Lage, zu jeder Tages- und Jahreszeit sowie bei widrigen Sicht- und Wetterbedingungen zu fliegen. Auch "elektronischen Gegenmaßnahmen" soll sie standhalten können.

Anders als etwa Quadrokopter erinnert das Modell "UJ-22" an ein Modellflugzeug: Es hat einen Propeller, ein dreirädriges Fahrwerk sowie ein Leitwerk und Tragflächen. Ferngesteuert kann die Drohne 100 Kilometer zurücklegen, autonom liegt ihr maximaler Radius bei 800 Kilometern.

Bis zu 20 Kilogramm transportierbar

Das Gerät kann bis zu 160 Kilometer pro Stunde zurücklegen. Es kann maximal 6.000 Meter hoch fliegen und sich bis zu sieben Stunden in der Luft halten. In militärischem Kontext ist aber vor allem die Frage entscheidend, ob das Gerät auch Sprengsätze transportieren kann und damit als Kamikazedrohne genutzt werden könnte. Die vom Hersteller angegebene Nutzlast von bis zu 20 Kilogramm ließe dies durchaus zu.

Seit Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Angriffskriegs gegen die Ukraine vor mehr als einem Jahr kommt es immer wieder auch zu Angriffen auf russischem Staatsgebiet. In der Regel beschränken diese sich auf das Grenzgebiet; Vorfälle so tief im Landesinneren wie jetzt sind selten.