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Ukraine-Krieg: Das sind Russlands geheime Pläne im Siegesfall


Geheimer Plan
Das plante Russland angeblich nach schnellem Sieg in der Ukraine

Von t-online, fho

Aktualisiert am 02.03.2023Lesedauer: 3 Min.
Wladimir Putin: Russlands Präsident verfolgt einen sinistren Plan gegen den Westen.Vergrößern des BildesWladimir Putin: Russlands Präsident wollte in der Ukraine wohl enge Vertraute in hohe Posten bringen. (Quelle: Sergei Guneyev/imago-images-bilder)
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Russland rechnete mit einem schnellen Sieg und wollte dann die Macht in der Ukraine neu verteilen. Recherchen zeigen nun, wie genau.

Mittlerweile ist bereits ein Jahr seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vergangen. Ein schnelles Ende der kriegerischen Handlungen ist nicht in Sicht. Dabei hatte der Kreml mit einem schnellen Erfolg gerechnet. Engste Vertraute von Putin hatten offenbar im Vorfeld schon drei Tage nach dem Überfall mit Siegesfeierlichkeiten gerechnet. Das zeigen aktuelle Recherchen der ukrainischen Zeitung "Prawda".

Das erklärte Ziel lautete demnach: den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj abzusetzen und die Macht über die Ukraine an Moskau zu übertragen. In einem solchen Fall hätten kremlnahe Politiker Schlüsselpositionen in der Ukraine übernehmen sollen.

Plan A: Putins Freund

Der ukrainische Geheimdienst geht laut "Prawda" davon aus, dass Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine neben Präsident Selenskyj auch den Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk absetzen wollte. Ähnlich wie die Krim, sollte dann die gesamte Ukraine russisches Einflussgebiet werden. An der Spitze sollte ein Kremlvertrauter quasi als Marionette eingesetzt werden. Favorisierter Anwärter auf diesen Posten: Viktor Medwedtschuk – ein enger Vertrauter Putins.

"Medwedtschuk sah sich selbst in der ersten Reihe", zitiert "Prawda" eine hochrangige ukrainische Geheimdienstquelle. "Er arbeitet seit Langem für den russischen Geheimdienst FSB und wurde ausgebildet, um die Pseudo-Regierung zu verwalten, Personal für verschiedene Positionen auszuwählen."

Der Geschäftsmann und Politiker gilt als ein enger Freund Putins, der Kremlchef ist Patenonkel von Medwedtschuks Tochter, die Familien haben früher gemeinsame Urlaube verbracht. Seit den NeunzigerjJahren gilt er zudem als einer der einflussreichsten Männer in der Ukraine. Selenskyjs Vorgänger Petro Poroschenko diente er als Stabschef. Mehr dazu lesen Sie hier.

Ein hoher Posten nach der russischen Machtübernahme wäre Medwedtschuk sehr gelegen gekommen. Denn nach Selenskyjs Wahl zum Präsidenten wurde Medwedtschuk ausgetauscht. Seitdem habe er als Parteivorsitzender der größten Oppositionspartei von der Rückkehr auf die politische Bühne geträumt. Stattdessen gab es Ermittlungen wegen Hochverrats und illegaler Ausbeutung natürlicher Ressourcen auf der von Russland annektierten Krim. Medwedtschuk stand deswegen seit Anfang 2022 unter Hausarrest.

Parteifreunde sind sich laut "Prawda" sicher: Er war in die Invasionspläne eingeweiht, auch wenn er sich seinem Umfeld gegenüber bedeckt hielt. Dabei hoffte er wohl auf seine Chance auf eine Führungsposition, denn während andere hochrangige Oppositionspolitiker das Land kurz vor Kriegsbeginn verließen, blieb Medwedtschuk vor Ort.

Ein früherer enger Vertrauter von Putin betonte im Gespräch mit "Prawda" zudem, dass Medwedtschuk immer den Tag der sowjetischen Armee am 23. Februar gefeiert habe. 2022 aber lehnte er entsprechende gemeinsame Feierlichkeiten ab und schlug vor, sich am 27. Februar zu treffen. Wie sich später herausstellte, war geplant, an diesem Tag bereits den Sieg über die Ukraine zu feiern.

Doch es kam bekanntlich anders. Am Tag des russischen Einmarschs floh Medwedtschuk aus dem Hausarrest und tauchte unter – der ukrainische Inlandsgeheimdienst nahm ihn im April 2022 fest. Im September wurde er dann durch einen Gefangenentausch befreit. Er und seine Familie befinden sich mittlerweile in Moskau, wo er sich bemüht, als Ukraine-Experte Anerkennung zu finden.

Plan B: der Ex-Präsident

Da Medwedtschuk schon am Tag der Invasion von der Bildfläche verschwunden war, brauchte Russland eine neue Idee. Laut dem Bericht setzten sie als Plan B auf die Rückkehr des ehemaligen ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowytsch.

Er war von 2010 bis 2014 Präsident der Ukraine. In Folge der Euromaidan-Proteste war der russlandfreundliche Präsident zunächst abgesetzt, später flüchtete er nach Russland. Janukowytsch betrachtete die Absetzung als illegal. Mehr dazu lesen Sie hier.

Bereits an Silvester 2021 berichteten ukrainische Medien, dass Janukowytsch zurückkehren wolle. Seine Anwälte hatten begonnen, gegen seine Absetzung zu klagen, gingen dabei aber nicht gegen die Entscheidung selbst, sondern das Prozedere vor. "Ein juristisches Schlupfloch", wie ein Mitglied von Selenskyjs Team es bei "Prawda" nennt. Damit sollte wohl die frühere Entscheidung auch öffentlich als illegitim dargestellt werden und der Weg für eine Rückkehr des Ex-Präsidenten an die Spitze der Ukraine geebnet werden.

Damit verbunden war von russischer Seite wohl auch die Hoffnung auf eine erleichterte Besetzung von anderen Schlüsselpositionen. "Die Russen haben auf die Rückkehr all jener gesetzt, die nach 2014 aus der Ukraine geflohen sind", so ein ehemaliger Spitzenbeamter aus der Janukowytsch-Ära.

Die Rückkehr des Ex-Präsidenten wurde wohl auch außerhalb der Ukraine ernst genommen. Ein Mitglied aus Selenskyjs Team berichtet in der ukrainischen Zeitung davon, dass etwa der US-amerikanische Geheimdienst dazu geraten habe, die Legitimität der Regierung abzusichern. Andere Partner hätten dazu geraten, mehr internationale Treffen etwa in Warschau abzuhalten und so die Welt daran zu erinnern, dass Selenskyjs Regierung rechtmäßig gewählt worden sei.

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