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Putin gesteht Schwäche: Wagner-Einmarsch in Russland wirft Fragen auf


Putin nennt Situation "schwierig"
Wagner-Einmarsch in russische Großstädte wirft Fragen auf

Von t-online, sow

Aktualisiert am 24.06.2023Lesedauer: 3 Min.
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Kuriose Szenen: Wagner-Chef Prigoschin ist mit seinen Söldnern in die russische Stadt Rostow einmarschiert. (Quelle: t-online)
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Wladimir Putin gibt zu, dass der Aufstand der Söldnertruppe von Jewgeni Prigoschin Probleme bereite. Diese zeigen sich vor allem in der russischen Großstadt Rostow am Don.

Die Wagner-Truppe von Jewgeni Prigoschin meutert gegen die russische Militärführung. Wladimir Putin hat sich deshalb am Samstag in einer Fernsehansprache an sein Volk gewandt. Er verglich das Vorgehen der Söldnerarmee mit einem "Dolchstoß in den Rücken". Wer an der Meuterei teilgenommen habe, werde bestraft, jeder, der die Waffen gegen die Armee erhoben habe, sei ein Verräter. "Wir werden siegen und stärker werden", sagte Putin.

Dabei musste der russische Präsident auch eine Schwäche eingestehen. Denn die Wagner-Truppen rücken in seinem Land vor, kontrollieren offenbar bereits zwei Großstädte: Woronesch, 500 Kilometer südlich von Moskau, und Rostow am Don mit rund einer Million Einwohner. Zur Situation in Rostow am Don sagte Putin nun in seiner TV-Rede: Die Lage in der Stadt sei "schwierig".

Tatsächlich zeigen zahlreiche Aufnahmen aus Rostow am Don, die in den sozialen Medien geteilt werden, bizarre Szenen – hier sehen Sie Beispiele davon im Video. Der Söldnerführer ist mit schwerem Gerät und seinen Kämpfern in Rostow am Don einmarschiert, behauptet am Samstag sogar, seine Truppen hätten die Kontrolle über militärische Einrichtungen übernommen.

Video | Putin: "Verräter" der aufständischen Wagner-Truppen werden bestraft
Quelle: Glomex

"Unter unserer Kontrolle befinden sich Militärobjekte Rostows"

Prigoschin veröffentlichte auf Telegram ein Video, das seine Aussagen beweisen sollte. "Unter unserer Kontrolle befinden sich Militärobjekte Rostows, darunter auch der Flugplatz", sagt der Wagner-Chef in der Aufnahme. Seine Kämpfer kontrollierten zudem das Hauptquartier der russischen Armee für den Süden des Landes. Dort werden auch die Kämpfe in der Ukraine überwacht.

Video | Wagner-Söldner marschieren in russische Stadt ein
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Quelle: t-online

Putin bestätigt die Darstellung Prigoschins in Teilen, drückt sich nur anders aus. De facto seien die zivile und militärische Verwaltung in der Stadt "blockiert", so der russische Präsident in seiner Ansprache. Es würden Maßnahmen ergriffen, um die Lage in Rostow zu "stabilisieren". Was genau er damit meint, bleibt unklar. Werden nun Truppen in die Stadt verlegt, gar Unterstützung aus der Luft angefordert, um Prigoschin zu stoppen?

Klar ist nur, dass die Ereignisse sich überschlagen, die Lage ist unübersichtlich. In kürzester Zeit konnten die Wagner-Truppen ins Landesinnere Russlands vordringen. Erst am Freitagabend war der Konflikt zwischen Putin und Prigoschin eskaliert, am Samstag gegen 9 Uhr deutscher Zeit meldete sich der russische Präsident zu Wort – ein Zeichen dafür, wie ernst die Lage ist. Offenbar gibt es wenig Widerstand gegen die Meuterei der Privatarmee. Kann diese etwa unbehelligt aufmarschieren? Prigoschin selbst verbreitet über seine Social-Media-Kanäle Videoaufnahmen: Darin passieren seine Truppen von Russland kontrollierte Grenzposten ohne erkennbare Gegenwehr.

"Loyalität der russischen Sicherheitskräfte" entscheidend

Nach Ansicht des britischen Geheimdienstes sei dies ein verheerendes Zeichen für den russischen Staat. "In den kommenden Stunden wird die Loyalität der russischen Sicherheitskräfte und insbesondere der russischen Nationalgarde entscheidend für den Verlauf der Krise sein", so das Verteidigungsministerium in London am Samstag. Es gebe bisher nur "sehr begrenzte Beweise" für Kämpfe zwischen Wagner-Söldnern und Sicherheitskräften. Dies deute darauf hin, dass einige russische Truppen wahrscheinlich "passiv" geblieben seien und Wagner nachgegeben hätten.

Prigoschins Privatarmee sei an mindestens zwei Stellen aus der Ukraine nach Russland einmarschiert, hieß es in der Mitteilung weiter. In der südrussischen Stadt Rostow habe Wagner "mit ziemlicher Sicherheit wichtige Sicherheitseinrichtungen besetzt, darunter das Hauptquartier, das die russischen Militäroperationen in der Ukraine leitet". Nun würden die Wagner-Einheiten das südwestrussische Gebiet Richtung Norden durchziehen. "Mit ziemlicher Sicherheit" sei ihr Ziel, die Hauptstadt Moskau zu erreichen.

Was steckt dahinter? Prigoschin und sein "Putin-Putsch"

Jewgeni Prigoschin beschuldigt den russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu, Raketenangriffe auf die Wagner-Gruppe angeordnet zu haben, durch die zahlreiche Kämpfer getötet worden seien. Wie viele Soldaten bei der angeblichen Attacke genau ums Leben kamen, sagte er nicht. Der Chef des russischen Generalstabs, Valery Gerasimow, habe den Start der Kampfflugzeuge befohlen.

Als Reaktion rief Prigoschin zur Rebellion gegen die russische Armeeführung auf. Notfalls würden er und seine Kämpfer bis nach Moskau vorrücken, um Schoigu zu stürzen. Er bezeichnete sowohl den Verteidigungsminister als auch Gerasimow als "Abschaum", der beseitigt werden müsse. Gleichzeitig betonte Prigoschin, dass er nicht zum "Militärputsch" aufgerufen habe und sich auch nicht gegen den Präsidenten Wladimir Putin stellen wolle. Nach dem "Marsch der Gerechtigkeit" gegen den Verteidigungsminister und den Generalstabschef würden seine Truppen wieder an die Front zurückkehren.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • twitter.com: #Wagner
  • telegram.me: Profil von Wagner Group
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