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Deal zwischen Wagner-Chef und Moskau: "Was für eine Demütigung für Putin"


Wagner-Revolte gegen den Kreml
"Was für eine Demütigung für Putin"

Von dpa, afp, mam

Aktualisiert am 25.06.2023Lesedauer: 3 Min.
imago images 0261071163Vergrößern des BildesWladimir Putin: Für Russlands Präsidenten könnte der Samstag trotz allem schwerwiegende Folgen haben. (Quelle: IMAGO/Sergei Ilyin)
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Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin und der russische Präsident Wladimir Putin haben sich offenbar geeinigt. Experten aber sehen einen Verlierer am Ende des Tages.

Erst kündigt er einen Marsch auf Moskau an, fordert den russischen Präsidenten Wladimir Putin dazu auf, seine Top-Militärs zu entlassen – dann zieht sich Jewgeni Prigoschin mit seinen Wagner-Söldnern plötzlich wieder zurück und geht nach Weißrussland (mehr dazu lesen Sie hier). Wie es weitergehen könnte, ist unklar. Fest steht jedoch: Der heutige Tag dürfte für Putin ein Desaster sein.

Denn, dass Prigoschin seine Truppen vorerst zurückzieht, hat Putin nicht etwa selbst erreicht. Sein Verbündeter, der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko, musste vermitteln. Und auch das russische Militär kämpfte offenbar nicht auf Putins Seite: Bis auf wenige Luftangriffe, etwa auf ein Öl-Depot in der Region Woronesch, blieb der Widerstand der russischen Truppen aus.

Experten sehen nun vor allem einen Verlierer: Wladimir Putin.

"Was für eine Demütigung für Putin", schreibt etwa Militärexperte Carlo Masala auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Putin habe sich demnach sowohl gegenüber den russischen Bürgern und seinen Vertrauten als auch gegenüber dem Ausland blamiert. "Der Lack ist endgültig ab", sagt Masala.

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"Das ist völlig verrückt"

Auch ARD-Korrespondentin Ina Ruck sieht in dem heutigen Tag eine Blamage für den russischen Präsidenten. "Ob Prigoschin nun gewonnen oder verloren hat, ist noch gar nicht klar", schreibt Ruck auf Twitter. Eines aber sei klar: Putin habe verloren. "Weil er nicht mehr unumstritten ist. Weil jetzt vielleicht mehr Leute als zuvor den Krieg hinterfragen", so Ruck.

Mit Blick auf die Vereinbarungen zwischen Moskau und Prigoschin schreibt der Außenpolitik-Experte Gustav Gressel: "Das ist völlig verrückt." Was in den Vereinbarungen steht, die der Kreml mit Prigoschin geschlossen hat, ist bislang unbekannt. Laut Gressel aber sei das unbedeutend. "Prigoschin weiß, dass 'Sicherheitsgarantien' auf Russisch nichts bedeuten." Es sei ihm ein Rätsel, wie die Streitkräfte und Wagner von nun an mit ihrer Koexistenz zurechtkommen werden, so Gressel.

"Es ist Putins eigene Schuld"

Nach Einschätzung des Russland-Analysten Nigel Gould-Davies ist Putin selbst verantwortlich für die Eskalation in Russland. "Es ist seine eigene Schuld. Prigoschin ist Putins Kreatur: Sein Aufstieg ist ausschließlich Putins Schirmherrschaft zu verdanken", sagte er.

Putin sei unentschlossen gewesen und habe damit den internen Konflikt zwischen Prigoschin sowie der regulären Militärführung um Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow noch angeheizt, sagte Gould-Davies. "Nach dem Beginn der Invasion in der Ukraine ist dies ein weiteres Beispiel für Putins schlechtes Urteilsvermögen." Der interne Konflikt ermutige die ukrainischen Truppen und demoralisiere die russischen.

Prigoschin habe mit der Meuterei direkt und öffentlich Putins Rechtfertigung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine untergraben sowie die reguläre Armee lächerlich gemacht, sagte der Experte. Der Kremlchef sei schwer beschädigt worden. "Dies ist die größte Krise von Putins Präsidentschaft."

Einigung nach Aufstand in Russland

Am Freitagabend war der seit Langem schwelende Machtkampf zwischen Prigoschin und der russischen Militärführung eskaliert. Wagner-Kämpfer marschierten von der Ukraine aus mit dem Ziel nach Russland ein, die Militärführung in Moskau zu stürzen. Am Samstag drangen die Söldner nach Angaben der Regionalregierung bis in russische Region Lipezk rund 400 Kilometer südlich von Moskau vor.

Am Abend verkündete Prigoschin schließlich überraschend den Rückzug seiner Kämpfer, um ein Blutvergießen in Russland zu verhindern. Den Rückzug hatte der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko in Absprache mit Putin ausgehandelt. Der Kreml dankte Lukaschenko in einer Erklärung für seine Dienste als Vermittler und die Aushandlung einer "Lösung ohne neue Verluste". Die Vereinbarung mit Prigoschin habe "ein Blutbad verhindern" sollen, hieß es weiter. Zugleich betonte der Kreml, der Aufstand der Wagner-Truppe beeinträchtige "keinesfalls" die russische Offensive in der Ukraine.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagenturen dpa und AFP
  • Twitter: Profil von Gustav Gressel, Ina Ruck und Carlo Masala
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