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Rücken vor: Ukraine greift weitere Krim-Brücke an


Ukraine meldet neuen Schlag
Und wieder eine Brücke zur Krim

Von t-online, wan, dm

Aktualisiert am 31.07.2023Lesedauer: 4 Min.
Soldaten stehen Ende Juni auf der Tschonar-Brücke. Jetzt soll die Verbindung zur Krim erneut beschädigt worden sein.Vergrößern des BildesSoldaten stehen Ende Juni auf der Tschonar-Brücke. Jetzt soll die Verbindung zur Krim erneut beschädigt worden sein. (Quelle: IMAGO/Alexander Polegenko)
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Die Ukraine meldet einen erneuten Schlag gegen eine Krim-Brücke. Geheimdienstchef Budanow sieht seine Truppen schon bald auf der Halbinsel.

Die Halbinsel Krim rückt immer mehr in den Fokus im Ukraine-Krieg. Am Samstagmorgen verkündete die ukrainische Armee, dass sie die wichtige Tschonhar-Brücke, die die Krim im Norden mit dem auf dem Festland gelegenen Gebiet Cherson verbindet, attackiert und beschädigt habe. Das Bauwerk war schon Anfang Juli beschossen worden, wurde nach russischen Angaben aber schnell wieder repariert. Diesmal sollen nach unbestätigten Berichten britische Storm-Shadow-Raketen eingesetzt worden sein.

Der russische Besatzungschef von Cherson, Wladimir Saldo, hatte zuvor zwar ebenfalls von ukrainischen Raketenangriffen auf die Eisenbahnstrecke berichtet, allerdings behauptet, alle zwölf Geschosse seien abgewehrt worden. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht. Nach Berichten von angeblichen Augenzeugen auf Telegram staute sich der Verkehr an der Brücke, sie sei geschlossen worden.

Budanow: Ukrainische Truppen "sehr bald" auf der Krim

Die Tschonhar-Brücke ist nur eine von drei Straßenverbindungen zur Krim. Sie befindet sich südlich des Dorfs Tschonhar und führt über die Tschonharska-Straße, die zum Asowschen Meer zählt.

Vor wenigen Tagen erst hatte die Ukraine die Krim-Brücke angegriffen und beschädigt – die wichtigste Verbindung zwischen Russland und der seit 2014 von Moskau besetzten Halbinsel. In einem Interview mit dem ukrainischen Sender TCN soll der Chef des Militärgeheimdienstes, Kyrylo Budanow, jetzt angedeutet haben, dass die Krim von ukrainischen Truppen "sehr bald" betreten werde. Er hatte allerdings keinen Zeitrahmen genannt. Budanow hatte bereits in der Vergangenheit mehrfach angedeutet, dass es bald Angriffe auf die Halbinsel geben solle.

Die derzeitigen Kämpfe an der Südfront scheinen zumindest anzudeuten, dass Kiew in Richtung Halbinsel vordringt. Die ukrainische Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar schrieb auf Telegram, die eigene Armee rücke im Süden "allmählich, aber sicher" in Richtung der Städte Melitopol und Berdjansk vor. Darüber hinaus teilte sie mit Blick auf die schweren Kämpfe an der Front im östlichen Gebiet Donezk mit: "Heute sind wir an der Südflanke um Bachmut weiter vorgerückt."

Erfolge im Süden als Vorbereitung für Krim-Angriff?

Russlands Präsident Wladimir Putin beeilte sich, diese Aussagen zu dementieren. "Nein, es gibt keine größeren Veränderungen", sagte Putin am Samstagabend vor Journalisten in der russischen Ostsee-Metropole St. Petersburg.

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Die "New York Times" hatte vor wenigen Tagen berichtet, dass es bei dem ukrainischen Vorstoß darum gehe, durch von Russland gelegte Minenfelder und andere Barrieren in Richtung Süden zur Stadt Tokmak und, wenn möglich, bis ins etwa 40 Kilometer von der Küste entfernte Melitopol vorzudringen. Ziel sei es, die Landbrücke zwischen der von Russland besetzten Ukraine und der Halbinsel Krim zu durchtrennen oder zumindest so weit vorzurücken, dass die strategisch wichtige Halbinsel in Reichweite der ukrainischen Artillerie gerate.

Die Ukraine vermutet, dass die vermehrten Angriffe auf die Hafenstadt Odessa einen Zweck haben: der Ukraine den Zugang zum Schwarzen Meer zu erschweren. "Sie wollen die ukrainische Hafeninfrastruktur im Süden zerstören und die Ukraine vom Schwarzen Meer abschneiden", sagte Sergei Bratschuk von der Militärverwaltung in Odessa dem Sender TSN. Von Odessa aus könnte die im Süden der Krim befindliche Schwarzmeerflotte angegriffen werden.

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Prestigeobjekt für Putin

Die Krim hat sowohl für Russland als auch für die Ukraine eine wichtige Bedeutung. Zum einen ist hier die russische Schwarzmeerflotte beheimatet. Von deren Schiffen werden regelmäßig Raketen Richtung Ukraine abgeschossen. Putin hatte die Halbinsel 2014 annektiert, sie ist für ihn auch ein Prestigeobjekt. Hinzu kommt, dass sie bei Russen als Urlaubsziel sehr beliebt ist. Ein Verlust der Krim wäre ein Schock und würde Putins Ansehen erheblich beschädigen.

Die Ukraine sieht die Krim als Teil ihres Staatsgebietes. Sie weiß aber auch um die militärische Bedeutung: Über die Halbinsel läuft ein großer Teil des russischen Nachschubs in den Süden der besetzten Gebiete in der Ukraine. Die Krim-Brücke hat auch einen symbolischen Charakter: Zu ihrer Eröffnung ließ sich Putin in einem Triumphzug über das Bauwerk fahren – es hatte ihn nach Schätzungen über drei Milliarden Euro gekostet.

Video | Jetzt trifft die Ukraine auf russische "Drachenzähne"
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Quelle: t-online

Rote Linie für russische Führung?

Dass ukrainische Truppen tatsächlich die Krim erreichen könnten, scheint derzeit wenig wahrscheinlich. Die ukrainische Gegenoffensive läuft bisher langsamer und verlustreicher, als man in Kiew und im Westen erhofft hatte. Die russischen Verteidigungsanlagen an der Südfront sind nur schwer zu knacken. Neben punktuellen ukrainischen Durchbrüchen kommt es auch zu herben Rückschlägen, wie kürzlich bei einem Angriff östlich von Robotyne (hier lesen Sie mehr).

In einigen westlichen Hauptstädten sieht man einen möglichen ukrainischen Angriff auf die Krim ohnehin skeptisch. Befürchtet wird, dass die Schwarzmeer-Halbinsel für Putin eine rote Linie darstelle – und dieser im Fall einer Eroberung taktische Atomwaffen einsetzen könnte. Aus Sicht des Militärexperten Carlo Masala muss die Ukraine die Krim auch gar nicht befreien, es reiche, russische Versorgungslinien anzugreifen und eine Eroberung anzudrohen. Das würde den Kreml unter Druck setzen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren, so Masala im März im t-online-Interview.

Verwendete Quellen
  • newsweek.com: "Ukrainian Forces Will Enter Crimea 'Soon'—Kyiv Intelligence Chief" (englisch)
  • cnn.com: "Why is the bridge so important to Russia?" (englisch)
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