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Ukraine-Krieg: So ist die Lage an der Front – "systematisch vorangekommen"


Ukrainische Strategie
"Wenn sie das schaffen, haben sie auch mehr Erfolg"


16.08.2023Lesedauer: 3 Min.
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Ukrainischer Soldat (Archivbild): Die Ukraine kann an der südlichen Front Erfolge verzeichnen.Vergrößern des Bildes
Ukrainischer Soldat (Archivbild): Die Ukraine kann an der südlichen Front Erfolge verzeichnen. (Quelle: Alex Chan Tsz Yuk/imago-images-bilder)

Die Ukraine meldet Erfolge an der Südfront und Truppenverstärkungen im Nordosten. Ein Sicherheitsexperte erklärt: Aktuell geht es hauptsächlich um Logistik.

Die militärische Lage in der Ukraine war zuletzt festgefahren, die monatelang geplante Gegenoffensive der ukrainischen Truppen schien lange nicht so recht zu zünden. Jetzt jedoch mehren sich Meldungen über kleinere und größere Erfolge.

So hat die Ukraine im Süden des Landes nach eigenen Angaben unter anderem das tagelang umkämpfte Dorf Uroschaine zurückerobert. Zwar schlugen zugleich in den vergangenen Tagen auch russische Raketen weit im Westen des Landes ein, wurden in der Stadt Luzk zuletzt mindestens drei Menschen getötet.

Dennoch scheint sich die Situation für die ukrainischen Verteidiger ein wenig zu verbessern, wie Experten beobachten. "Die Ukraine kommt voran – wenn auch langsam", sagt etwa Nico Lange von der "Zeitenwende-Initiative" der Münchener Sicherheitskonferenz. In den vergangenen zwei Wochen habe sich die Balance des Krieges langsam, aber zuverlässig zugunsten der Ukraine verschoben, erklärt er im Gespräch mit t-online.

Inzwischen sei die Ukraine in der Lage, insbesondere die Logistik Russlands zu schwächen. So profitieren die ukrainischen Truppen aktuell beispielsweise von der erneuten Zerstörung der Krim-Brücke, weil diese Verbindung zum ukrainischen Festland eine wichtige Logistikroute Russlands ist.

Sicherheitsexperte Nico Lange
Sicherheitsexperte Nico Lange (Quelle: Michael Kuhlmann)

Sicherheitsexperte Nico Lange

Nico Lange ist Senior Fellow der "Zeitenwende-Initiative" der Münchner Sicherheitskonferenz. Er war 2019–2022 Leiter des Leitungsstabes im Bundesministerium der Verteidigung. Lange lebte und arbeitete zuvor während längerer Zeit in der Ukraine und in Russland. Er spricht fließend Ukrainisch und Russisch.

Experte: Rückeroberung ist großer Erfolg

Ein besonders wichtiges Symbol war unlängst ein Ort im Süden des Landes: "Uroschaine ist befreit", teilte die stellvertretende Verteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Aktuell befestigen ukrainische Soldaten demnach ihre Stellungen am Ortsrand des Ortes. Der Generalstab in Kiew teilte in seinem Morgenbericht mit, russische Gegenvorstöße auf den Ort zwischen Saporischschja und Mariupol seien abgewehrt worden.

Auch Lange hält die Rückeroberung von Uroschaine für einen großen Erfolg. Die ukrainische Armee sei "langsam und systematisch vorangekommen", sagt der Sicherheitsexperte. Russland habe in den Kämpfen extrem hohe Verluste erlitten.

Das Dorf liege an der ersten Verteidigungslinie Russlands. Die zu durchbrechen, sei besonders schwer. Zwar sei aus Satellitenbildern bekannt, dass es noch eine zweite und dritte russische Verteidigungslinie gebe, diese aber seien nicht so stark besetzt wie die erste, so Lange.

Ukraine verstärkt Truppen im Nordosten

Im Nordosten der Ukraine sieht die Lage derweil etwas anders aus. Die ukrainische Armee vergrößert dort in dem Ort Kupjansk ihre Truppenpräsenz. "Stellungen wurden verstärkt, gewisse methodische Empfehlungen gegeben und Reserven verlegt", sagte der Sprecher der Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, im ukrainischen Nachrichtenfernsehen.

Die russische Armee sei bis auf sieben Kilometer an die Stadt Kupjansk herangerückt, berichten ukrainische und russische Militärbeobachter. Die örtlichen Behörden haben zudem bereits eine Evakuierung von Zivilisten um die Stadt angeordnet.

Hintergrund für die Truppenverlegungen: Die Ukraine will so weitere Vorstöße Russlands verhindern, sagt Lange. Kupjansk sei ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt und spiele im Krieg immer wieder eine Rolle. Erst im vergangenen Jahr war der Ort während einer erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive aus russischer Besatzung befreit worden. Jüngst ist Russland Langes Beobachtungen zufolge im Nordosten der Ukraine aktiver geworden.

Was genau sie mit Rückeroberungen und Truppenverlegungen erreichen will, darüber lasse die Ukraine die Welt zu Recht im Unklaren, sagt Lange. Ob ein spezifisches geografisches Ziel hinter den neuesten Entwicklungen steckt, sei dabei nicht entscheidend. Die Ukraine konzentriere sich besonders auf die Zerstörung der Logistik Russlands. "Wenn sie das schaffen, dann haben sie auch mehr Erfolg", erklärt Lange.

Experte sieht Probleme bei fehlender Luftüberlegenheit

In den kommenden Tagen könnte sich die Lage unter anderem entlang der Donau zuspitzen. Aus der Luft griff Russland in der Nacht zu Mittwoch wichtige Häfen an der Donaumündung an der Grenze zu Rumänien an. Auch über den Gebieten Odessa und Mykolajiw wurden der ukrainischen Luftwaffe zufolge 13 Kampfdrohnen iranischer Bauart abgeschossen.

Ein möglicher Grund dafür: Seit Mitte Juli blockiert Russland wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer und greift auch Häfen an der Donau an, die eine wichtige Ausweichroute ist.

Die fehlende Luftüberlegenheit der Ukraine sieht Sicherheitsexperte Lange als Problem. Es gebe zu wenig ukrainische Luftangriffe, insbesondere an der Front. Die wenigen Flugabwehrwaffen der Ukraine werden für die Verteidigung der Städte benötigt, erklärt Lange. Und auch die bombardiert Russland regelmäßig.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Nico Lange
  • mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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