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Ukraine: Kriegsende vor 2024? Geheimdienstchef äußert sich zu Russland


"Können nicht lange widerstehen"
Geheimdienst: Russland hält noch maximal ein Jahr durch

Von t-online, sic

11.09.2023Lesedauer: 3 Min.
Ukrainische Soldaten in der Nähe von Bachmut: Ein ehemaliger US-General gibt Deutschland eine Mitschuld, falls die Ukraine den Krieg verlieren sollte.Vergrößern des BildesUkrainische Soldaten in der Nähe von Bachmut (Archivbild): Der Nachrichtendienstchef glaubt an ein baldiges Kriegsende. (Quelle: LIBKOS/ap)
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"Langsam, aber sicher" komme die ukrainische Gegenoffensive voran, sagt Geheimdienstchef Budanow. Russland werde kein Jahr mehr widerstehen können.

Der Chef des ukrainischen Militärnachrichtendienstes HUR glaubt, dass Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht länger als ein weiteres Jahr durchhalten wird. "Ich bin nicht der Meinung, dass dies ein langfristiger Kampf sein wird", sagte Generalleutnant Kyrylo Budanow laut einem Bericht des US-Nachrichtenportals "Newsweek" auf dem "Yalta European Strategy"-Kongress (YES) am Samstag in Kiew.

Dabei stütze er sich auf "die Analyse der Daten, die wir über unsere Feinde haben", erklärte Budanow. Und der Nachrichtendienst-Chef zeigte sich siegesgewiss: "Physisch können sie nicht lange widerstehen", wird Budanow zitiert. "Wenn Sie von einem halben Jahr, sieben Monaten, bis zu einem Jahr sprechen, und Sie denken, dass dies langwierig und langfristig ist, dann haben Sie definitiv recht."

"Absolut unzureichendes Niveau"

Seiner Einschätzung zufolge könnte der Krieg also noch vor Ende 2024 mit einem ukrainischen Sieg enden. Denn Russland kämpfe schon seit dem vergangenen Herbst nicht mehr mit einer professionellen Armee, sagte Budanow: "Heute kämpfen sie mobilisiert." Zudem sei die Produktion neuer Waffen und Ausrüstung "auf einem absolut unzureichenden Niveau".

Zuletzt hatte es im Westen Zweifel an durchschlagenden Erfolgen der derzeit laufenden ukrainischen Gegenoffensive gegeben. Bisher haben Kiews Truppen in der südukrainischen Region Saporischschja die erste von drei russischen Verteidigungslinien nahe dem Ort Robotyne durchbrochen. Dort soll es weitere Geländegewinne von gut 1,5 Quadratkilometern gegeben haben, wie die Ukraine meldete.

Selenskyj sieht "Vorankommen" der Gegenoffensive

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat von Fortschritten an der Front gesprochen. "In den letzten sieben Tagen gibt es ein Vorankommen", sagte er am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Dabei gebe es Bewegung sowohl im Süden der Ukraine im Gebiet Saporischschja als auch rund um die von Russland besetzte Stadt Bachmut. An anderen Frontabschnitten sei es gelungen, die Positionen gegen russische Angriffe zu verteidigen, fügte er hinzu. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

HUR-Chef Budanow bestätigte die Fortschritte der Ukraine: "Wir kommen langsam, aber sicher voran." Die Gegenoffensive sei noch immer im Gange, schreite aber nicht so schnell voran, "wie ich mir möglicherweise wünschen würde", erklärte der Geheimdienstler. Besonders stark verminte Gebiete, gut vorbereitete Verteidigungsanlagen der Russen sowie der breite Einsatz von Artillerie und eine große Zahl an Kamikaze-Drohnen bremsten die Operationen der ukrainischen Streitkräfte aus.

Hinzu kommen könnten in wenigen Wochen wechselnde Wetterverhältnisse in der Ukraine. US-Generalstabschef Mark Milley wies im Gespräch mit BBC darauf hin, dass den Truppen Kiews noch zwischen 30 und 45 Tage blieben, bis kältere und nassere Bedingungen – die sogenannte Schlammzeit – einsetzen würden.

"Die saisonalen starken Regenfälle und der schwere Schlamm im Spätherbst werden die Bodenbewegungen auf beiden Seiten verlangsamen, und die niedrigen Temperaturen stellen eine Reihe von logistischen Herausforderungen dar", schätzten die Fachleute des US-Thinktanks Institute for the Study of War (ISW) die Lage ein. Dennoch beendeten diese Bedingungen die ukrainische Gegenoffensive nicht, schränkte das ISW im Bericht vom Sonntag ein: Frost im Winter werde Bewegungen motorisierter Einheiten wieder erleichtern.

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Geheimdienstchef will an Kriegszielen festhalten

Dabei sollte die Ukraine seine maximalistischen Kriegsziele weiter verfolgen, forderte Geheimdienstchef Budanow: "Jede andere Option würde diesen Krieg nur einfrieren", sagte er. "Gegenseitige Drohnenangriffe werden weitergehen, wenn wir nicht zu der international anerkannten Grenze zurückkehren." Kriegsziel der Ukraine ist der vollständige Rückzug russischer Truppen von ihrem Staatsgebiet, einschließlich der 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim.

Die ukrainischen Drohnenangriffe auf russisches Territorium versetzten die Bevölkerung in einen "Panikmodus", erklärte HUR-Chef Budanow. Dabei bezog er sich auf die zeitweise Unterbrechung des zivilen Flugverkehrs als auch Berichte über einen Anstieg von Versicherungskäufen in Russland. Dies sei "ein klares Zeichen für Panik", so Budanow. Erst am Montagmorgen meldete die an die Ukraine grenzende russische Region Belgorod vereitelte Drohnenangriffe aus dem Nachbarland.

Davon abgesehen treffe der Krieg auch Russlands Wirtschaft hart, so Budanow: "Der Krieg hat Putins Regime nicht geholfen: Die Wirtschaft hält nicht stand, das ist eine Tatsache", so der Geheimdienstchef. "Die Finanzen werden mithilfe von Reserven aufrechterhalten, und die militärische Stärke hat während des Krieges stark nachgelassen", resümierte er. Dennoch: Putins Regime sei zwar nicht mehr so mächtig, "aber es ist immer noch kein geschlagener Feind, und man kann nicht einfach sagen, dass bei ihnen absolut alles schlecht ist. Sie passen sich an."

Verwendete Quellen
  • newsweek.com: "Russia Can't Hold Out for Another Year: Ukraine Spy Chief" (englisch)
  • understandingwar.org: "Russian Offensive Campaign Assessment, September 10, 2023" (englisch)
  • bbc.co.uk: "Ukraine offensive could have only 30 days left - US Army chief" (englisch)
  • ukrinfom.de: "Budanow: Das ist der erste Krieg, in dem absolut alle Arten von Waffen eingesetzt wurden"
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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