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Ukraine | Soldaten töten Familie in Donezk: Waren es Tschetschenenkämpfer?


Neun Menschen im Schlaf erschossen
Russische Soldaten löschen ukrainische Familie aus


31.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Drei der neun Opfer, die russische Soldaten ermordet haben sollen: Nach der Tat fluteten die Soldaten offenbar das Haus der Familie.Vergrößern des Bildes
Drei der neun Opfer, die russische Soldaten ermordet haben sollen: Nach der Tat fluteten die Soldaten offenbar das Haus der Familie. (Quelle: Privat)

Mutmaßlich russische Soldaten haben in der Region Donezk eine neunköpfige ukrainische Familie getötet. Nach der Gräueltat beginnen Spekulationen über die Herkunft der Täter.

Russische Soldaten sollen in der Ostukraine eine ukrainische Familie, unter ihnen zwei Kinder, ermordet haben. Das berichtet das US-amerikanische Institute for the Study of War (ISW) und beruft sich auf Angaben des ukrainischen Ombudsmann für Menschenrechte, Dmytro Lubinets. Demnach wurden insgesamt neun Menschen tot aufgefunden, die getöteten Kinder waren im Alter von fünf und neun Jahren. Der US-Sender CNN meldete, dass die Familie in ihrem Zuhause im russisch besetzten Wolnowacha in der Region Donezk erschossen worden sei.

Nach Angaben der dortigen ukrainischen Staatsanwaltschaft hätten bewaffnete Männer in Militäruniform Anfang des Monats die Familie aufgefordert, das Haus zu räumen, um darin eine russische Armeeeinheit unterzubringen. Die Familie habe sich geweigert. Am 27. Oktober hätten dann russische Soldaten die Menschen im Schlaf erschossen. Bei den Morden sollen die Täter Wärmebildkameras sowie Automatikwaffen mit Schalldämpfern genutzt haben, berichten russische Kriegsblogger im Nachrichtendienst X (vormals Twitter) und auf Telegram.

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Dem ISW zufolge wiesen forensische Beweise darauf hin, dass der Angriff wohl von gut vorbereiteten und gut ausgerüsteten Militärangehörigen verübt worden sei. Die Familie habe sich zunächst zu einer Geburtstagsfeier zusammengefunden, nach der Feier seien die Täter in das Haus eingedrungen und hätten die Morde verübt, berichtete CNN. Die Opfer waren Kriegsbloggern zufolge zwischen 53 und fünf Jahre alt. Das Haus sei anschließend geflutet worden, um Spuren zu beseitigen. Zu dem Fall wird sowohl von ukrainischer als auch russischer Seite ermittelt.

Waren es tschetschenische Kämpfer?

Der ukrainische Ombudsmann Lubinets vermutet laut ISW tschetschenische Einheiten hinter den Morden. Die Familie habe sich geweigert, tschetschenischen Truppen ihr Haus zur Verfügung zu stellen. Dem widersprechen russische Ermittler, die mitteilten, zwei Verdächtige seien festgenommen worden – Vertragssoldaten aus dem Fernen Osten.

CNN zufolge erklärten die Ermittler, dass erste Einschätzungen auf einen Fall "häuslicher Gewalt" hindeuteten – was einer grober Verharmlosung der Taten gleichkommt. Sollte sich bewahrheiten, dass die Morde an den Zivilisten durch Vertreter einer Besatzungsmacht erfolgt sind, stellen sie einen Verstoß gegen mehrere internationale Rechtsnormen dar und erreichen laut ISW "sehr wahrscheinlich" den Grad eines Kriegsverbrechens oder Verbrechens gegen die Menschlichkeit. Russland bestreitet immer wieder, dass seine Streitkräfte in der Ukraine derartige Verbrechen begehen – auch dann, wenn gegenteilige Beweise vorliegen.

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Spekulationen über mutmaßlich tschetschenische Täter

Nach Bekanntwerden der Morde begannen Spekulationen über die Motive und Hintergründe der Tat. Russische Blogger warfen ukrainischen Bloggern vor, behauptet zu haben, es handle sich um Soldaten der Kadyrow-Truppen. Damit wollten ukrainische Berichterstatter ethnische Spannungen provozieren, zitierte das ISW entsprechende Propaganda-Telegram-Kanäle. Der muslimische Tschetschenenführer Ramsan Kadyrow unterhält eine eigene, vom Kreml protegierte Elitearmee. (Lesen Sie hier, warum Kadyrow für Putin so wichtig ist.)

Russische Blogger behaupteten, tatsächlich seien gar keine tschetschenischen Kämpfer in dieser Gegend im Einsatz. Unabhängig prüfen lassen sich diese Angaben nicht.

Sorge vor mehr ethnischen Spannungen

Die Vorwürfe deuten darauf hin, dass unter russischen Kriegsbloggern die Sorge vor weiter zunehmenden ethnischen Spannungen in Russland groß ist. Nach Einschätzung des ISW lenken deshalb russische Propagandisten absichtlich die Aufmerksamkeit von der Gräueltat weg und zeigen auf ukrainische Berichterstatter. Auch um "die Unprofessionalität und Disziplinlosigkeit der Soldaten, die solche Verbrechen begehen", zu verschleiern, schreibt das ISW.

Russische Blogger warfen zudem ukrainischen Quellen vor, aus diesem Grund einen Zusammenhang mit den jüngsten Eskalationen in Dagestan herzustellen. In der russischen, vor allem muslimisch bewohnten Kaukasusrepublik Dagestan hatten am Sonntag Hunderte junge Männer mehrere jüdische Menschen angegriffen. Die ethnischen Spannungen hatten eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Das wiederum griff Kremlchef Wladimir Putin auf, um den Westen pauschal zu diffamieren: Die Ereignisse in Dagestan seien nicht zuletzt von ukrainischem Gebiet aus inspiriert worden, "durch die Hände westlicher Geheimdienste", behauptete Putin. Beweise legte er nicht vor.

Verwendete Quellen
  • understandingwar.org: "Russian offensive campaign assessment, October 30, 2023" (englisch)
  • edition.cnn.com: "Ukrainian family of nine shot dead in their sleep in Russian-occupied Donetsk" (englisch)
  • X: @chrisO_wiki, @rucriminalinfo (beide englisch)
  • Telegram: @vchkogpu (russisch)
  • kyivindependent.com: "Russian investigators claim two soldiers arrested over Volnovakha killings" (englisch)
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