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Pelzige Räuber - Waschbären werden zur Plage


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Pelzige Räuber - Waschbären werden zur Plage

Von dapd
27.10.2012Lesedauer: 3 Min.
Waschbären-Plage in DeutschlandVergrößern des BildesWaschbären-Plage in Deutschland (Quelle: dapd)
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Auf der Suche nach Nahrung verschlägt es Waschbären zunehmend in Städte und Orte. Ihre Spuren hinterlassen die nachtaktiven Allesfresser dabei in Speisekammern, Obstgärten oder sogar Wohnzimmern. Jahr für Jahr breitet sich der Waschbär immer weiter in Deutschland aus - besonders rasant im Osten Deutschlands und in Hessen.

Das Bundesamt für Naturschutz schätzt, dass inzwischen 500.000 Waschbären in Deutschland leben. Eine Ausrottung des aus Nordamerika stammenden Tieres, das in den 1930er Jahren erstmals in Hessen angesiedelt wurde und sich seitdem bundesweit verbreitet, halten Experten für illusorisch.

Der Waschbär hat sich etabliert

"Der Waschbär hat sich in Deutschland etabliert, das muss man hinnehmen", sagte das Präsidiumsmitglied des Deutschen Jagdschutzverbands, Daniel Hoffmann. Jägern wie Naturschützern ist klar: Der Waschbär wird Deutschland wohl nicht mehr verlassen.

Auf der Suche nach Nahrung kommt das Tier dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zufolge zunehmend in dicht besiedelte Gebiete. "Wir müssen in Zukunft mit mehr Waschbären in der Stadt rechnen", sagte der Leiter der BUND-Naturschutzabteilung, Magnus Wessel.

Waschbär frisst auf dem Wohnzimmertisch Chips

Als Allesfresser sei das Tier anpassungsfähig und suche sogar die Nähe zu Menschen, weil es wisse, dass es dort nicht gejagt werde und es reichlich Futter gebe. In Berlin leben dem Wildtierbeauftragten des Senats, Derk Ehlert, zufolge schon mehr als 400 Waschbärfamilien. "Der Waschbär hat sich ausnahmslos in der gesamten Stadt ausgebreitet."

Große Berührungsängste scheint das Tier bei seinen Stippvisiten nicht zu haben. In Rheinland-Pfalz kam es dem dortigen Landesjagdverband zufolge bereits vor, dass es Waschbären sogar in Wohnzimmer verschlug. In Trippstadt bei Kaiserslautern sei ein Tier von Hand gefüttert worden und habe so seine natürliche Scheu vor Menschen verloren, sagte Verbandssprecher Günther Klein. "Irgendwann reichte es nicht mehr, vor der Haustür gefüttert zu werden. Dann kam der Waschbär durch die Katzenklappe und fraß die Chips vom Wohnzimmertisch."

Pralinen in den Fallen

Vor allem im Osten Deutschlands und in Hessen scheint die Ausbreitung des Waschbären besonders schnell zu gehen. Wie viele Waschbären dort leben, ist zwar unklar. Einen Anhaltspunkt geben aber die Jagdstatistiken. In Brandenburg etwa lag die Zahl der erlegten Tiere im Jagdjahr 2011/2012 der Statistik zufolge bei knapp 15.000. Zehn Jahre davor seien es noch 3100 Exemplare gewesen. In dem Bundesland waren nach Angaben des Landeskompetenzentrums Forst bereits im Jahre 1945 Waschbären aus einer Pelztierfarm in umliegende Wälder gelangt.

Kaum ein Hühnerstall sei in Brandenburg mehr vor den pelzigen Räubern sicher, sagte der Geschäftsführer des brandenburgischen Landesjagdverbands, Bernd Möller. Auch Obstplantagen und Maisfelder würden in Mitleidenschaft gezogen. "Der Waschbär ist ein kleines Süßmaul." Besonders gern habe er Pflaumen, Äpfel und Kirschen. Es gebe auch Jäger, die in ihre Fallen Pralinen legten, um den Waschbären zu fangen, berichtet Möller.

Die Landeshauptstadt der Waschbären

In Hessen lag die Zahl im Jagdjahr 2011 den statistischen Angaben zufolge in ähnlicher Höhe. Der dortige Landesjagdverband geht anhand der Zahlen von 60.000 Waschbären aus, die in dem Bundesland leben, Kassel sei sogar bekannt als Landeshauptstadt der Waschbären.

Der Waschbär sorgte auch in diesem Bundesland bereits für unliebsame Überraschungen. Im Spessart habe ein Ehepaar bei der Rückkehr aus dem Urlaub einen Waschbären auf dem Sofa vorgefunden, sagte der Landesjagdverbandssprecher in Hessen, Klaus Röther. "Er hatte alle Polstermöbel kaputt gemacht und das Haus verwüstet." Das Tier sei vermutlich über den Kamin eingedrungen.

In anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Bayern oder Rheinland-Pfalz ist der Waschbär anhand der geringeren Zahlen in den Jagdstatistiken offenbar noch kein wirklich akutes Problem. Aber Jäger wie Naturschützer beobachten den Bestand ganz genau und sehen, dass er wächst und wächst.

Bundesweit wurden dem Deutschen Jagdschutzverband zufolge zwischen 1. April 2010 und 31. März des Folgejahres 67.707 Waschbären erlegt. Zehn Jahre vorher seien es im selben Vergleichszeitraum noch 9064 gewesen.

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