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Spinnenmännchen verstümmeln Weibchen


Nach dem Geschlechtsakt
Spinnenmännchen verstümmeln Weibchen

dpa, Martina Rathke

06.11.2015Lesedauer: 2 Min.
Männlichen Radnetzspinnen steht nach dem Sex nicht der Sinn nach Kuscheln.Vergrößern des BildesMännlichen Radnetzspinnen steht nach dem Sex nicht der Sinn nach Kuscheln. (Quelle: Gabriele Uhl/Universität Greifswal/dpa-bilder)
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Mit einer ziemlich rabiaten Methode sorgen manche männliche Radnetspinnen dafür, dass ihnen keiner die Vaterschaft nehmen kann: Sie zerstören nach der Begattung die weiblichen Genitalorgane.

Das haben Forscher bei Untersuchungen der "Larinia jeskovi" herausgefunden. Die Männchen der ungefähr einen Zentimeter großen Spinnenart zwickten eine äußere fahrradsattelartige Struktur der weiblichen Genitalregion - den Scapus - mit ihren Kopulationsorganen ab, erklärte die Zoologieprofessorin Gabriele Uhl in Greifswald. "Ohne diesen Scapus, der primär der Verhakung der männlichen Kopulationsorgane dient, ist eine weitere Verkopplung der Genitalien nicht mehr möglich." Die Ergebnisse wurden in der Zeitschrift "Current Biology" veröffentlicht.

Auch andere Spinnenarten arbeiten mit Tricks, um die Konkurrenz außen vor zu lassen. Manche verstopften beispielsweise mit einem Sekret die weiblichen Genitalkanäle, wie Uhl sagte. Männchen weiterer Arten ließen Teile ihrer Geschlechtsorgane nach der Kopulation im Weibchen zurück und sperrten damit den Zugang für Konkurrenten. "Die Kosten hierfür sind allerdings hoch, weil das Männchen sich dadurch sterilisiert", sagte Uhl.

Genitalverstümmelung typisch für Radnetzspinnen

Bei der für Radnetzspinnen charakteristischen Genitalverstümmelung zahlt dagegen das Weibchen einen hohen Preis. Das Männchen erhalte sich seine Kopulationsorgane. Das Weibchen dagegen könne sich nicht mehr paaren.

Die Forscher aus Greifswald und Polen haben Literatur ausgewertet und bei bislang mindestens 80 Spinnenarten Hinweise darauf gefunden, dass auch bei diesen die weiblichen Genitalien verstümmelt werden. Ein Zusammenhang zwischen Verstümmelung und Vaterschaftssicherung ist jedoch nun erstmals bei der Radnetzspinne nachgewiesen worden. Weltweit sind nach Angaben von Uhl 40.000 Spinnenarten bekannt.

Für ihre Analyse haben die Forscher der Universitäten Greifswald und Bialystok (Polen) Spinnenpaare während der nur wenige Sekunden dauernden Kopulation mit flüssigem Stickstoff bei minus 196 Grad Celsius fixiert und mit Hilfe eines hochauflösenden Röntgen-Computertomographen betrachtet.

Einmal gepaart - dann bereut

Das Phänomen untersuchten die Forscher auch im Freiland. "Bei allen Weibchen, die am Ende der Paarungssaison in den Sümpfen des Biebrza Nationalparks (Polen) gesammelt wurden, fehlte der Scapus", sagte Uhl. Derzeit werde untersucht, ob diese Genitalverstümmelung bei den Weibchen weitere Folgen - wie beispielsweise eine anschließende Infektion - verursacht.

Das Phänomen der Genitalverstümmelung scheint - so die Schlussfolgerung der Forscher - zumindest bei Spinnen weit verbreitet zu sein. Es sei denkbar, dass aufgrund dieser Studie weitere Tiergruppen entdeckt würden, bei denen äußere Genitalverstümmelung bisher unbemerkt vorkommt.

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