t-online - Nachrichten für Deutschland
t-online - Nachrichten für Deutschland
Such IconE-Mail IconMenü Icon



HomePanoramaWissenWeltall

Space Elevator: Per Lift ins All - Forscher wollen die Vision realisieren


36.000 Kilometer Seil nötig
Per Aufzug ins All - Forscher basteln an Vision

dpa, Sabine Dobel

Aktualisiert am 14.09.2016Lesedauer: 3 Min.
Die unendlichen Weiten des Weltraums zu erkunden - nicht nur wie hier im Computerspiel "Adr1ft." - könnte mit einem "Space Elevator" für Touristen erschwinglich werden.Vergrößern des BildesDie unendlichen Weiten des Weltraums zu erkunden - nicht nur wie hier im Computerspiel "Adr1ft." - könnte mit einem "Space Elevator" für Touristen erschwinglich werden. (Quelle: 505 Games/Oculus Rift/ap-bilder)
Auf Facebook teilenAuf x.com teilenAuf Pinterest teilen
Auf WhatsApp teilen

Nicht "20.000 Meilen unter dem Meer" wie in Jules Vernes Zukunftsroman, sondern 36.000 Kilometer über der Erde: Dahin soll in nicht allzu ferner Zukunft ein Aufzug führen. Per Lift ins All zu fahren ist derzeit nur Traum und Vision, aber rein theoretisch gilt es als machbar.

Ein "Space Elevator" könnte künftig Menschen, Satelliten und anderes Material ins All bringen - kostengünstiger und einfacher als derzeit Raketen. In Garching bei München präsentieren und testen bei der "European Space Elevator Challenge" ein halbes Dutzend Teams aus Deutschland und Japan ihre Vorschläge für einen solchen Fahrstuhl.

All beginnt in 100 Metern Höhe

Aufbruchstimmung. Bei Sonnenschein surren die Modelle an einem Seil in den strahlend blauen Herbsthimmel. Die Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Raketentechnik und Raumfahrt (WARR) der Technischen Universität München hat das Treffen auf dem Campus in Garching organisiert. Das All beginnt hier allerdings schon in 100 Metern Höhe. So hoch schwebt der Ballon mit dem Seil über dem Uni-Gelände. Im Aufzug ist gerade mal Platz für zwei bis drei Kilogramm Last.

Die Systeme der jungen Wissenschaftler - Schüler und Studenten - bestehen meist aus Rollen, die an das Kabel gepresst die Kapsel nach oben schieben. Die zentrale ungelöste Frage, ob es je ein Material für ein mehrere zehntausend Kilometer langes Seil geben wird, stellt hier kaum einer.

Machbar wäre es - meinen Wissenschaftler

Rein rechnerisch, da sind sich Wissenschaftler weltweit einig, ist der Weltraumaufzug machbar. Auf etwa 36.000 Kilometern Höhe - dort befindet sich die sogenannte geostationäre Bahn - würden sich Schwer- und Fliehkraft etwa die Waage halten. Eine mögliche Himmelsstation wäre stabil im All und würde sich immer über dem selben Punkt auf der Erde befinden. Auch geostationäre Satelliten fliegen in dieser Höhe.

Die Bodenstation des Aufzuges müsste aus physikalischen Gründen am Äquator stehen, am besten im Wasser und damit flexibel. Rundum müsste eine immens große Flugverbotszone errichtet werden.

"Durchgerechnet ist das", sagt Tobias Ortmann, stellvertretender Projektleiter des Wettbewerbs in Garching und zuständig für das Regelwerk. "Das Problem ist das Seilmaterial." Stahlseile kommen bei mehreren Kilometern an ihre Grenzen - wie sich etwa an Hängebrücken zeige.

Hoffnung heißt "Graphen"

Hoffnungen ruhen auf dem Material Graphen. Das ist Kohlenstoff, der in einem eindimensionalen bienenwabenförmigen Muster angeordnet ist. Stellt man sich dieses Material aufgerollt vor, entstünden Kohlenstoffnanoröhren, die als besonders stabil gelten.

Weltweit haben Wissenschaftler, Studenten und Unternehmen immer wieder an einem Aufzug ins All geforscht, Modelle vorgestellt und vollmundig erste Fahrten in 40 oder sogar in 20 Jahren angekündigt. Ein amerikanisches Unternehmen hatte sogar einen Aufzug zum Mond ins Visier genommen.

Die Grundidee geht auf den russischen Raumfahrtpionier Konstantin Ziolkowski zurück. 1895, rund 60 Jahre bevor überhaupt eine erste Rakete in den Orbit startete, schlug er vor, einen Turm bis in den Weltraum zu bauen. Der russische Ingenieur Juri Arzutanow hatte Ende der 1950er Jahre die Idee, ein Seil bis in den Orbit zu spannen.

Wettbewerbe zu solchen Space Elevators sind nicht neu, nicht zuletzt die NASA unterstützte die Forschung daran und richtete einen Wettbewerb mit aus.

Montage ist nur ein Problem

Neben dem Hauptfaktor Seil sind weitere Probleme zu lösen. Etwa, wie ein Kabel von dieser immensen Länge ins All gebracht werden könnte, wie der Aufzug mit Energie versorgt würde - und welches Tempo er fahren könnte.

An Raketengeschwindigkeiten würde er jedenfalls nicht herankommen. Manche sprechen von 200 Stundenkilometern, andere von 600 - in jedem Fall würde die Fahrt ins All einige Tage bis eine Woche dauern. Die Kapsel müsste also halbwegs wie ein Appartement ausgestattet sein.

Für 10.000 Euro ins All

Nicht nur der Pioniergeist treibt an, auch der wirtschaftliche Anreiz ist groß: Etwa 20.000 Dollar kostet das Kilogramm Nutzlast derzeit, wenn es per Rakete ins All geschossen wird. Mit dem Aufzug wären es etwa hundert Dollar, sagt Ortmann. Das böte neue Chancen auch für Weltraumtouristen. Für geschätzte 10.000 Euro ins All - "das wäre immer noch relativ günstig für ein Weltraumticket".

Allerdings gibt Ortmann zu: "Man ist sehr weit von einer Realisierung entfernt. Es ist die Frage, ob wir das dieses Jahrhundert noch schaffen." Martin Lades vom Internationalen Space Elevator Consortium (ISEC) ist optimistischer: Vielleicht bis 2050 könnte der Aufzug fahren.

Unmögliches möglich machen

Ob der Aufzug je gebaut wird, sei erst einmal zweitrangig, findet Dominik Schaefer aus Hof, der mit Mitschülern den "Hofstapler" gebaut hat. "Wichtig ist, dass man das, was man in Physik und Informatik gelernt hat, auch anwenden kann." Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik aus Stuttgart erklären ihre Motivation mit der Raumfahrtmentalität, Unmögliches möglich zu machen. "Ein funktionstüchtiger Space Elevator würde ein neues Kapitel in der Raumfahrt bedeuten."

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...

ShoppingAnzeigen

Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...
Loading...



TelekomCo2 Neutrale Website