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Berlin: Gewalt im Freibad – Bademeister-Chef fordert härteres Durchgreifen


Bademeister-Chef über Gewalt im Freibad
"Wir haben eine Kuscheljustiz"


Aktualisiert am 14.07.2023Lesedauer: 3 Min.
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Rangelnde Kinder im Freibad (Archivbild): In Berlin kommt es derzeit häufig zu Gewalt in Bäderbetrieben.Vergrößern des Bildes
Rangelnde Kinder im Freibad (Archivbild): In Berlin kommt es derzeit häufig zu Gewalt in Bäderbetrieben. (Quelle: Christian Schroth/imago-images-bilder)

Der Chef der Deutschen Schwimmmeister fordert ein härteres Durchgreifen bei Gewalt im Freibad – und mehr Wertschätzung für den Beruf des Bademeisters.

Seit Wochen kommt es in Berliner Schwimmbädern zu Gewaltausbrüchen. Der Chef des Bundesverbands der Deutschen Schwimmmeister, Peter Harzheim, beobachtet die Vorfälle sehr genau – und schießt gegen das Rechtswesen: "Wir haben eine Kuscheljustiz. Wenn du Scheiße baust, dann musst du eine Strafe bekommen. Stattdessen werden Täter verhört, bekommen Bewährung und machen dann weiter", sagt er im Gespräch mit t-online. "Dadurch werden unsere Leute verarscht."

"Seine Leute", also Bademeister, würden sich häufig nicht ernst genommen fühlen. Nach Gewalttaten brauche es statt leerer Worte spürbare Sanktionen für die Täter – und das schnell. "Es kann nicht sein, dass Bademeister zum Beispiel bespuckt werden und die Täter davonkommen", so Harzheim weiter. Bei den Tätern handele es sich laut seinen Angaben beinahe ausschließlich um junge Männer. "Diesen pubertierenden, halbgaren Möchtegern-Playboys sollte man den Hintern versohlen. Das ist kein Anstand mehr."

"Sind für Leib und Leben der Badegäste verantwortlich"

In Berlin hatten sich die gewalttätigen Vorfälle in den vergangenen Wochen vervielfacht. Zunächst wurden in zwei Bädern die Rutschen und Sprungtürme gesperrt, um die Ausschreitungen einzuschränken. Das Columbiabad in Neukölln musste mehrfach geräumt werden. Aktuell ist es komplett geschlossen, Mitarbeiter beklagten ein "untragbares Ausmaß der Zustände".

So schlimm wie in Berlin sei es nicht in jeder Stadt. In mehr als 95 Prozent der Badeeinrichtungen in Deutschland – insgesamt rund 6.000 – herrsche "Friede, Freude, Eierkuchen". Zwar komme es auch dort zu Streits, aber bei Weitem nicht in dieser Größenordnung. Das Personal sei durch Deeskalationsschulungen gut darauf vorbereitet.

"Sind für Leib und Leben verantwortlich"

Badbetreiber hätten zudem in den vergangenen Jahren bei Securitypersonal und Ordnungskräften aufgestockt. Harzheim hält Bademeister nicht nur deshalb weiter für einen insgesamt sicheren und schönen Beruf. Man müsse aber lernen, wie man mit brenzligen Situationen umgehe.

Ein weiteres Problem der Ausschreitungen ist seiner Meinung nach die Wahrnehmung der Bevölkerung auf den Beruf. "Bademeister stehen nicht nur da und schauen Frauen hinterher", so Harzheim. "Wir sind für Leib und Leben eines jeden einzelnen Badegastes verantwortlich. Wir sorgen dafür, dass Kinder und Jugendliche, die morgens ins Bad gehen, abends wieder herausgehen können – und das unbeschadet."

Seit Jahren gibt es in den Bäderbetrieben einen Fachkräftemangel, auch wegen des Gehalts. Dort müsse man nachlegen. Durch Corona und die Energiekrise hätten viele Leute wegen des Geldes den Job gewechselt. Das hat zur Folge, dass es in in vielen Bädern zu verkürzten Öffnungszeiten und tageweisen Schließungen komme.

Harzheim wünscht sich auch von der Politik ein entschlossenes Handeln: So fordert er etwa, dass die Einrichtung der Bäder in den Kommunen zur Pflichtaufgabe wird und nicht mehr nur auf freiwilliger Basis basiert. Überzeugt davon, dass es zu dieser Änderung kommt, ist er aber nicht: "Beim Lächeln und Händeschütteln sind alle dabei, aber wenn es Probleme im Bad gibt, sieht man von den Verantwortlichen und Politikern nichts mehr", moniert er.

Trotz all dieser Probleme halte er Schwimmbäder für "Orte des Zusammenkommens und der Freude". Alle seien willkommen, müssten sich aber an die Regeln und die Gepflogenheiten halten. Um das weiter aufrechtzuerhalten, müsste aber nachgerüstet werden. "Es wird oft viel zu viel gespart. Dabei muss man in Qualität investieren."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Peter Harzheim, Bundesverband Deutscher Schwimmmeister e.V.
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
  • Berichterstattung zu Gewalt in Freibädern auf t-online.de
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