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Rügen: Hobby-Archäologen finden spektakulären Silberschatz


Im Wert "von 34 Sklaven"
Spektakulärer Silberschatz auf Rügen entdeckt

Von t-online, mtt

22.11.2023Lesedauer: 3 Min.
Landesarchäologe Detlef Jantzen mit Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD): Insgesamt drei Funde präsentierten sie am Mittwoch der Öffentlichkeit.Vergrößern des BildesLandesarchäologe Detlef Jantzen mit Wissenschaftsministerin Bettina Martin (SPD): Insgesamt drei Funde präsentierten sie am Mittwoch der Öffentlichkeit. (Quelle: Scholz/dpa)
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Auf Rügen ist ein großer Silberschatz aus dem 11. Jahrhundert gefunden worden. Ausgebildete Hobbyarchäologen haben ihn entdeckt.

Der Arbeitsgemeinschaft Bodendenkmalpflege "De Ackerlöper" ist auf der Ostseeinsel ein besonderer Fund geglückt: 6.000 Silbermünzen aus dem 11. Jahrhundert.

Am Mittwoch stellte Landesarchäologe Detlef Jantzen den Schatz in Schwerin vor. Es handele sich um den größten in der jüngeren Geschichte in Mecklenburg-Vorpommern gefundenen, sagte er. Das Silbergewicht der Münzen betrage 6,7 Kilogramm.

Die Münzen waren ersten Erkenntnissen zufolge bei Lancken-Granitz auf Rügen in einem Tongefäß in der Erde vergraben worden. Warum, sei noch unklar. Das Tongefäß ist später zerbrochen, wahrscheinlich beim Pflügen. So waren die Münzen letztlich über eine größere Fläche verteilt.

Schatz im Wert von 34 Pferden oder Sklaven

6.700 Gramm Silber hätten damals etwa dem Wert von fast 34 Pferden, Ochsen oder auch Sklaven entsprochen, sagte Jantzen. "Der Preis ist relativ gleich." Es handele sich um beachtliche Werte. Allerdings könnten diese Angaben nur grobe Näherungswerte sein, es gebe nur wenige Schriftquellen zu Preisen von Gütern aus jener Zeit. Der Wert könne regional auch abweichen.

Die Herkunft der Münzen sei sehr unterschiedlicher Natur, hieß es in einer Mitteilung des Wissenschaftsministeriums zu dem spektakulären Fund. Sie stammten unter anderem aus dem westlichen Deutschland, aber auch aus der Meißen-Oberlausitzregion. Etwa zehn Prozent der Münzen kämen aus England, Dänemark, Böhmen und Ungarn. Daher lasse der Münzfund Rückschlüsse auf etwaige Handelsbeziehungen in der Zeit des 11. Jahrhunderts zu.

3.000 Jahre alte Bronze-Schwerter

Darüber hinaus präsentierte das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege am Mittwoch zwei weitere außergewöhnliche Funde, die in diesem Jahr von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern in Mecklenburg-Vorpommern entdeckt wurden: sieben Schwerter aus der Bronzezeit und einen weiteren Silberschatz.

Bei den Schwertern handelt es sich um zum Teil kostbar verzierte Bronze-Waffen aus der Zeit um 1.000 vor Christus. Sie wurden den Angaben zufolge in der Nähe von Mirow (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte) entdeckt. Sie seien einst im Moor versenkt worden, möglicherweise als Gabe an die Götter, so Jantzen.

Ein Schwert sticht heraus: "Ein ganz spezieller Typ"

Wohl schon vor Jahrzehnten seien die Schwerter bei Baggerarbeiten aus der Erde gerissen und auf der Fläche daneben verteilt worden. Nun seien in akribischer Arbeit von ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern die mitunter kompletten, mitunter zerbrochenen Schwerter entdeckt und geborgen worden.

Einige wurden ersten Erkenntnissen zufolge im nordischen Raum gefertigt und haben stilisierte Schiffs- und Sonnendarstellungen eingraviert. Ein Schwert sticht heraus. Es gehöre zum Schönsten, was man in Bronze machen könne, sagte der Spezialist für diese Zeit im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, Jens-Peter Schmidt. "Es ist ein ganz spezieller Typ, der eigentlich hier nicht vorkommt, sondern importiert wurde und aus dem Main-Mündungsgebiet/Mittelrheingebiet hierher gekommen ist."

Immer wieder werden Schwerter aus der Bronzezeit in Mecklenburg-Vorpommern gefunden. Nach Schmidts Worten hütet das Landesamt mehr als 200 Stück. Die Bronzezeit dauerte im Nordosten etwa vom Jahr 2.000 vor Christus bis 600 vor Christus. Es ist die Zeit, in der Waffen und Werkzeuge vornehmlich aus Bronze hergestellt wurden. Die bedeutendste Ausgrabungsstätte aus dieser Zeit ist das sogenannte Schlachtfeld im Tollensetal (um 1.300 vor Christus).

Noch ein Silberschatz: Lob für Ehrenamtler

Der zweite in Schwerin vorgestellte Silberschatz stammt wie die 6.000 Münzen aus dem 11. Jahrhundert. Er wurde den Angaben zufolge in der Nähe von Mölln bei Neubrandenburg gefunden. Das Besondere bei diesem Schatz seien nicht nur Perlen, die aus der Kaukasus-Region stammen dürften, Silberschmuck und Münzen, sondern vor allem mehrere kleine silberne christliche Reliquien-Gefäße, sagte Jantzen. Diese seien für den Nordosten sehr frühe Zeugnisse des Christentums. Der Fund werde um das Jahr 1060 datiert.

Alle drei Funde wurden von ausgebildeten Hobby-Archäologen gemacht. Die Arbeit der rund 250 ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger in MV sei enorm wichtig, sagte Kulturministerin Bettina Martin (SPD). Mit viel Wissen und Herzblut leisteten sie Großartiges. Weitere 250 befänden sich derzeit in der Ausbildung. "Sie sind unverzichtbar für den Erhalt unseres kulturellen Erbes in Mecklenburg-Vorpommern", würdigte Martin.

Verwendete Quellen
  • idw-online.de: Mitteilung des Ministeriums für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten Mecklenburg-Vorpommern vom 22. November 2023
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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