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2. Bundesliga: Hansa Rostock-Fans verhöhnen Rassismus-Opfer mit Choreo


Verein weist Vorwürfe zurück
Fans von Hansa Rostock verhöhnen Rassismus-Opfer mit Choreo

  • Nils Heidemann
Von Nils Heidemann

Aktualisiert am 26.11.2023Lesedauer: 3 Min.
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Choreo von Hansa Rostock-Fans: Zu sehen ist ganz rechts auch das "Sonnenblumen-Haus".Vergrößern des Bildes
Choreo von Hansa Rostock-Fans: Zu sehen ist ganz rechts auch das "Sonnenblumen-Haus". (Quelle: Fotostand/imago images)

Provokation im Hochsicherheitsspiel: Fans von Hansa Rostock rollen ein riesiges Banner aus. Darauf zu sehen: Ein Symbol, das an rassistische Taten erinnert.

Eklat beim Zweitligaspiel zwischen dem 1. FC Hansa Rostock und St. Pauli: Zu Spielbeginn am Samstagmittag zeigten die Fans der Heimmannschaft eine riesige Choreografie unter dem Motto "Plattenbau Rostock". Auf der großen Fahne waren verschiedene Plattenbauten, unter anderem das "Sonnenblumen-Haus" aus dem Stadtteil Lichtenhagen, zu sehen.

Das Haus steht symbolisch für die fremdenfeindlichen Angriffe in Rostock im August 1992. Damals versammelten sich Hunderte Menschen vor dem Gebäude mit Sonnenblumenmosaik, in dem die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber untergebracht war. Steine wurden geworfen, später auch Brandsätze, rassistische Parolen gebrüllt.

"Sonnenblumen-Haus" im Block: Fans sehen Provokation

Das Ziel waren Menschen aus Osteuropa, die in der Hoffnung auf ein Asylverfahren vor dem Gebäude campierten. Und Vertragsarbeiter aus Vietnam, die im Wohnblock ein Zuhause hatten. Schaulustige feuerten die Gewalttäter an. Die Polizei schien für mehrere Tage machtlos. Bis heute steht "Rostock-Lichtenhagen" für eine der schlimmsten rechtsextremistischen Attacken nach der deutschen Einheit. Mehr über die Angriffe lesen Sie hier.

Eine ähnliche Fahne tauchte bereits am 21. August 2022 im Rostocker Block auf. Rund 30 Jahre nach den Anschlägen hing beim Spiel gegen St. Pauli ebenfalls das "Sonnenblumen-Haus" im Block. Daraufhin verhängte der DFB gegen Hansa eine Geldstrafe.

Dass ausgerechnet dieses Motiv immer wieder in Spielen gegen die links und gegen Rassismus ausgerichteten Anhänger des FC St. Pauli auftaucht, empfinden Fans als Provokation. Sie sehen in der Choreografie eine Verharmlosung der rassistischen Taten. Teile der Unterstützer von Hansa Rostock und St. Pauli sehen sich schon länger als Erzfeinde.

Unter dem Tweet von Hansa Rostock auf dem Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, zum Endergebnis mehrten sich am Samstag Unmutsbekundungen. "Kommt da noch was wenn eure Kurve einen Brandanschlag feiert? Oder ist das egal? Das Schweigen ist laut", schreibt ein User. "Ihr habt vergessen euch irgendwie mal zum Rassismus in Eurer Kurve zu positionieren", merkt ein anderer an. Ein offizielles Statement zu der Choreo gab es zunächst nicht.

Auf Nachfrage von t-online teilt eine Sprecherin von Hansa Rostock am Sonntag mit, dass die Choreo, bis auf den Einsatz von Pyrotechnik, vom Verein genehmigt war. Die Erklärung: Unterschiedliche Menschen und Gruppen hätten unterschiedliche Meinungen, was für eine Demokratie gut und notwendig sei, so die Sprecherin. Und weiter: "Daher können Diskussionen zu der Choreo auch von verschiedenen Standpunkten geprägt sein". Es sei wichtig, auch andere Sichtweisen zu kennen und zu akzeptieren.

Verein wehrt sich gegen Vorwürfe

Die Choreo sei im Rahmen des 13. Jubiläums der Gruppierung "Plattenbau Rostock" durchgeführt worden. Die Fanszene, die laut Vereinsangaben in den Plattenbauten des Rostocker Nordwestens zu Hause ist, sei bisher nie mit Aktionen aufgefallen, "die nicht mit den Werten des F.C. Hansa zu vereinbaren waren oder sind", sagte die Sprecherin.

Dass das "Sonnenblumen-Haus" ein "sehr dunkler Fleck in der jüngeren Rostocker Stadtgeschichte" sei, sei sowohl der Fangruppierung als auch der Vereinsführung und den Einwohnern von Rostock "in vollem Umfang bewusst". Als Verein verurteile man die "schrecklichen Ereignisse von 1992 mit ganzer Schärfe" und wolle diese keinesfalls verherrlichen. Dazu habe sich die Fanszene vor kurzem klar in ihrem Szenemagazin positioniert.

Vereinschef Robert Marien sagte der "Ostsee-Zeitung" bereits am Samstag, dass es an "Böswilligkeit" grenze, den Fans zu unterstellen, sie würden mit dem "dunkelsten Kapitel" der Stadt-Geschichte "kokettieren".

Nach dem Spiel kam es zu Randalen. Zwei Kinder wurden dabei verletzt. Mehr dazu lesen Sie hier. Die Partie endete mit 3:2 (3:1) für den FC St. Pauli.

Verwendete Quellen
  • TV-Übertragung des Spiels zwischen Hansa Rostock und FC St. Pauli
  • Anfrage an den FC Hansa Rostock
  • Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa
  • ostsee-zeitung.de: "Böller, Pyro und verletzte Kinder: So lief das Nordderby zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli"
  • kicker.de: "Hansa-Fans provozieren wieder mit Lichtenhagen-Anspielung"
  • waz.de: "Rassismus-Eklat um Hansa-Choreo: Kinder bei Randale verletzt"
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