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Berlin: Mann widerspricht Bußgeldbescheid – und deckt dubiose Polizeiarbeit auf


Dubiose Polizeiarbeit
Mann soll Bußgeld zahlen, obwohl er kein Auto besitzt und nicht gefahren ist

Von t-online, ksi

23.01.2024Lesedauer: 2 Min.
Ein Bußgeldbescheid (Symbolbild): Ein Mann aus Berlin legte Widerspruch gegen einen Bußgeldbescheid ein – mit Folgen.Vergrößern des BildesEin Bußgeldbescheid (Symbolbild): Ein Mann aus Berlin legte Widerspruch gegen einen Bußgeldbescheid ein – mit Folgen. (Quelle: Getty Images)
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Ein Mann aus Berlin erhält einen Bußgeldbescheid, der nicht für ihn bestimmt ist. Er legt Einspruch ein – doch damit beginnt für ihn ein langer Kampf um sein Recht.

Thomas Wiegold aus Berlin kämpft seit August 2023 gegen die Vollstreckung eines Bußgeldbescheids. Die Süddeutsche Zeitung berichtet über den skurrilen Fall des 63-Jährigen. Am 15. Mai 2023 soll er sieben Stundenkilometer zu schnell gefahren sein. Der Tatort: Kaltenkirchen, eine Kleinstadt in Schleswig-Holstein. Wiegold stellt fest: Der Bußgeldbescheid ist gar nicht gegen ihn gerichtet. Er war zu dem Zeitpunkt gar nicht in Kaltenkirchen. Und außerdem: Er hat gar kein Auto.

Sofort widerspricht Wiegold dem Bußgeldbescheid, doch die Polizei lässt sich davon nicht beeindrucken. Der Berliner nimmt sich Rechtsanwalt Sebastian Scharmer zur Seite, der recherchiert, wie die Beamten darauf kommen konnten, dass sein Mandant der Fahrer war.

Fahrzeughalter ist Namensvetter

Bei seinen Nachforschungen stellt sich heraus, dass der Halter des in Kaltenkirchen geblitzten Autos ein Mann namens Julian Wiegold ist – Chef einer Metallbaufirma in Kaltenkirchen. Fest steht aber: Auch er ist nicht der Mann auf dem Blitzerfoto.

Der Anwalt findet heraus, dass Julian Wiegold einen Bußgeldbescheid erhalten hat, gegen den er ebenfalls Einspruch eingelegt hat. Diesen Widerspruch nahm die Polizeidirektion Bad Segeberg allerdings so hin und suchte weiterhin nach dem Fahrer des zu schnell gefahrenen Autos. Eine Polizeibeamtin habe schließlich im Internet nach dem Namen Wiegold gesucht.

Dabei sei sie auf Thomas Wiegold aus Berlin gestoßen. Da Wiegold Journalist und Experte für Verteidigungspolitik sei, gebe es viele Fotos von ihm im Internet. Aufgrund der Fotos sei die Polizistin sicher gewesen, dass es sich bei dem Fahrer aus Kaltenkirchen um Wiegold aus Berlin handele.

Polizistin googelte Wiegold

Doch es wird noch kurioser: Nachdem der Anwalt die Polizei darauf hingewiesen hatte, dass es sich auf dem Blitzerfoto nicht um seinen Mandanten handelte, gab die Polizei nicht nach. Man habe herausgefunden, dass der Wiegold aus Schleswig-Holstein und der Wiegold aus Berlin angeblich unter derselben Adresse gemeldet seien.

Dass dies nicht stimmt, bestätigte auch Julian Wiegold Kaltenkirchen auf Anfrage der Süddeutschen Zeitung. "Ich kenne keinen Thomas Wiegold. Nicht verwandt, nicht verschwägert", sagt Julian Wiegold.

Auch ein halbes Jahr nach Erhalt des Bußgeldbescheids habe die Polizei ihren Fehler nicht eingestanden, ärgert sich Wiegold aus Berlin. Die 20 Euro will er nicht einfach zahlen. Inzwischen seien auch die Anwaltskosten viel höher. "Wenn googeln als verlässliche polizeiliche Ermittlungsarbeit gilt, dann ist das Risiko, dass es den Falschen trifft, hoch", sagt Wiegold, dem es jetzt ums Prinzip geht.

Julian Wiegold kritisiert Polizeiarbeit

Julian Wiegold aus Kaltenkirchen hat Mitleid mit seinem Namensvetter aus Berlin. Ob ein Mitarbeiter seiner Firma möglicherweise im Mai 2023 das Auto zu schnell fuhr, wurde er nie gefragt. Diese Art der polizeilichen Ermittlungsarbeit sei bedenklich, so Wiegold: "So ein Fehler wäre ja auch möglich, wenn es nicht um 20 Euro, sondern um 20 000 Euro ginge."

Der Fall liegt nun vor dem Amtsgericht Bad Segeberg. Sollte das Verfahren nicht eingestellt werden, könnten sich Julian Wiegold und Thomas Wiegold erstmals in einer Hauptverhandlung gegenüberstehen.

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