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Ukraine-Demo in Berlin: Sie schrieb "Auf Wiedersehen, ich liebe dich"


Ukraine-Demo in Berlin
"Meine Schwester schrieb 'Auf Wiedersehen, ich liebe dich'"

Von K. Steinke, J. Läkamp und M. Max

24.02.2022Lesedauer: 3 Min.
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Deutschlandweite Proteste: In vielen Städten forderten Menschen Solidarität mit der Ukraine und scharfe Maßnahmen gegen den russischen Präsidenten (Quelle: reuters)

In ganz Deutschland sind am Donnerstag Menschen auf die Straße gegangen, um sich mit der Ukraine zu solidarisieren. Für einige ist es die einzige Möglichkeit, ihrer Familie beizustehen.

Angesichts der russischen Invasion in die Ukraine haben in Berlin Hunderte Menschen für Frieden demonstriert. Schon am Vormittag hatten sich mehrere Dutzend Demonstranten mit Plakaten und ukrainischen Flaggen eingefunden, wie ein Reporter von t-online berichtet.

Auf ihren Schildern stand "Peace no war!" (übersetzt: "Frieden und kein Krieg!" Anm. d. Red.) oder "Hands away from Ukraine" (übersetzt: "Hände weg von der Ukraine", Anm. d. Red.). Nach Angaben der Polizei waren in der Spitze bis zu 1.500 Teilnehmer vor Ort. Aktuell liege die Zahl knapp unter 1.000.

Ihre Schwester schrieb: "Auf Wiedersehen, ich liebe dich"

Jaroslav Mariuschenko ist 33 Jahre alt und mit Ruslana Fomina, einer 30-jährigen Studentin, vor Ort. Sie kommen beide aus Charkiw. Ihre Schwester und seine Oma sind noch in der Ukraine. Heute Morgen schrieb ihre Schwester "Auf Wiedersehen, ich liebe dich." Fomina beschreibt, sie habe große Panik und unbeschreibliche Gefühle von Angst um ihre Schwester.

"Zehn Kilometer vor ihrem Haus stehen die Russen. Viele sind in die U-Bahn geflohen", aber sie bezweifle, dass es dort wirklich sicher ist. Zuletzt habe sie vor Stunden von ihrer Familie gehört. Eigentlich, erzählt Fomina, wollte sie nach ihren Prüfungen zurück in die Ukraine, "aber das geht natürlich nicht mehr."

"Ehre der Ukraine, Ehre den Helden"

Seit drei Jahren arbeitet Tanja in Deutschland. Sie ist 27 Jahre alt und kommt aus einem Ort in der Nähe von Kiew. "Mein Land ist im Krieg. Menschen sterben und meine Familie ist noch da", sagt sie zu t-online. Ihr Onkel arbeite in der Infrastruktur, die bombardiert wird und ihn dennoch zur Arbeit antreten lasse. Tanja erzählt, sie überlege voller Sorge, wie sie ihr Land unterstützen könne – mit Geld, oder Demonstrationen.

Die Demonstrierenden hatte es bis vor das Berliner Kanzleramt gezogen. Auf Ukrainisch riefen sie "Ehre der Ukraine, Ehre den Helden". Mehr und mehr Menschen schlossen sich dem Demonstrationszug an.

Student: "Wenn sie mit Waffen kommen, müssen wir auf sie schießen"

Organisator der Demonstration ist Andrii Fedoryshyn. Der 22-jährige Student denkt, er müsse zurück in die Ukraine und kämpfen. "Sie nehmen uns die Freiheit und Unabhängigkeit." Die russischen Soldaten bittet er zu desertieren, sich gefangen nehmen zu lassen und verspricht im Gegenzug eine gute Behandlung. "Aber wenn sie mit Waffen kommen, gibt es keinen anderen Weg als auf sie zu schießen."

Andrii findet klare Worte für Putin: "See you in Hell!" (übersetzt: "Sehe dich in der Hölle", Anm. d. Red.). Der Kremlchef sei kein Mensch und werde von den Ukrainern gehasst. "In den nächsten Jahren wird 'Putin' als Beleidigung genutzt", wird Andrii noch deutlicher.

Aalona: "Niemand weiß, wo Putin stoppen wird"

"Niemand hat daran geglaubt, dass es passiert, bis es passiert ist", erzählt Alona. Sie ist Softwareentwicklerin. Ihre Mutter rief sie aus Kiew an und erzählte von den Explosionen in der Stadt. "Sie ist 65 Jahre alt und ganz allein. Eigentlich ist sie vorbereitet, hat sogar einen Rucksack gepackt, aber es kam so überraschend." Sie schildert, wie viele aus der Stadt rauswollten, es aber nur die wenigsten geschafft haben.

Die Lebensmittelläden und Straßen sind zu. Auch die Bahn fährt nicht mehr. Alle wollen auf die Dörfer, da gebe es mehr Sicherheit, aber es gebe keinen Weg raus. "Niemand weiß, wo Putin stoppen wird. Er ist unvorhersehbar und verrückt."

Auch Menschen anderer Nationen nehmen teil

"Ich bin mit der Kriegsnachricht aufgestanden." Simon ist 21 Jahre alt und kommt aus Jekaterinburg, Russland, und studiert in Deutschland. "Meine Eltern, Großeltern und ich sind gegen den Krieg. Ich stehe auf der Seite der Demokratie."

Simon verstehe Putins unnötige Aggression nicht. Er denkt, Putin wolle lediglich seinen Reichtum schützen und schiebt die Schuld des Krieges auf die russischen Medien. "Die Medien haben diesen Krieg mit falschen Meldungen aufgestachelt. Heute sterben Menschen. Wie du und ich. Das ist inakzeptabel."

Den ganzen Donnerstag waren die Menschen in Berlin auf den Straßen, um für Frieden zu demonstrieren. Auch in anderen deutschen Städten wie München, Frankfurt am Main oder Hamburg solidarisierten sich Hunderte Menschen mit der Ukraine.

In Berlin versammelten sich auch am Abend Menschen vor dem Brandenburger Tor, das, wie auch am Mittwochabend in den Farben der ukrainischen Flagge angestrahlt wurde. Eine Teilnehmerzahl konnte die Polizei auf Anfrage von t-online nicht nennen. Unter dem Motto: "Stoppt Putin, stoppt den Krieg" waren etwa 300 Menschen angemeldet – doch es könnten deutlich mehr werden. Schon am Mittwoch hatten rund 600 Menschen in der Hauptstadt demonstriert.

Verwendete Quellen
  • Eigene Beobachtungen und Gespräche vor Ort
  • Gespräch mit der Polizei Berlin
  • Gespräch mit der Polizei
  • Material der Nachrichtenagentur dpa
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