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Deutscher Impfmeister Bremen? RKI-Studie hegt erhebliche Zweifel


Ungenaue Coronadaten
Impfmeister Bremen? RKI-Studie hegt erhebliche Zweifel

t-online, Steffen Koller

Aktualisiert am 15.07.2022Lesedauer: 3 Min.
Warteschlange vor dem Impfzentrum am Brill: Laut einer RKI-Studie gibt es große Verzerrungen, was die Impfquote betrifft.Vergrößern des BildesWarteschlange vor dem Impfzentrum am Brill: Laut einer RKI-Studie gibt es große Ungenauigkeiten bei den Corona-Daten. (Quelle: IMAGO/Stefan Schmidbauer)
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Bremen galt lange Zeit als Impfmeister in Deutschland. Doch eine neue Studie des RKI zeigt: An diesem Ergebnis gibt es große Zweifel.

"Impfmeister Bremen" hieß es lange Zeit, der Stadtstaat wurde in den höchsten Tönen gelobt, sogar von einer Impfquote von 100 Prozent gegen das Coronavirus war lange Zeit die Rede. Nun zeigt eine neue Studie des Robert Koch-Instituts (RKI), dass es erhebliche Zweifel an diesem Befund gibt. Grund dafür sind offenbar verzerrte Daten, wie zuerst "Der Spiegel" berichtete.

Laut RKI liegen Bremen und Bremerhaven demnach nicht auf dem lange vermuteten Spitzenplatz, sondern vielmehr im Mittelfeld, was die Berechnung nach Impf-Ort angeht. Nachdem das Robert Koch-Institut in seinem "Epidemiologischen Bulletin" vom 7. Juli erstmals präziser die regionale Verteilung der geimpften Bevölkerung untersucht hat, wird vor allem ein Grund für die schiefe Datenlage deutlich: Eine Impfung wird statistisch nicht dem Heimatbundesland der Impfperson zugeordnet, sondern dem Land, in dem die Impfung erfolgte.

Fahren also Menschen aus dem Bremer Umland aus Niedersachsen in die Hansestadt, erhöht sich somit die Impfquote Bremens. Dieser Umstand führte auch dazu, dass Bremens Impfquote Anfang 2022 laut Impfquotenmonitoring des Robert Koch-Instituts sogar bei 100,1 Prozent der Erstimpfungen lag. Ein doch sehr kurioser Befund, der in den Medien als "Impfwunder an der Weser" gefeiert wurde.

Viele Menschen aus dem Umland lassen sich in Bremen impfen

Zu erklären sind die Ergebnisse unter anderem damit, dass Menschen aus Stadtstaaten weniger Anlass hätten, sich außerhalb ihrer eigenen Stadt impfen zu lassen. Personen aus dem Umland hingegen, so die Studie, könnten eher ihren Hausarzt innerhalb der Stadtgrenzen aufgesucht oder andere Impfangebote der Stadt Bremen genutzt haben.

Die RKI-Auswertung kommt im Detail zu folgendem Ergebnis: Im Vergleich zur zunächst angenommenen Quote nach Impf-Ort verliert Bremen zehn Prozentpunkte und befindet sich somit nicht mal auf dem Podium. Der Anteil der Auswärtigen, die sich in Bremen bis Ende 2021 haben impfen lassen, wird laut RKI sogar auf rund 17 Prozent beziffert. Dahinter folgt Hamburg mit etwa 12 Prozent, gefolgt von Berlin mit 7 Prozent.

Bremer Gesundheitsbehörde hält an bisherigem Verfahren fest

Für das von Claudia Bernhard (Linke) geführte Bremer Gesundheitsressort sei die Studie jedoch kein Grund, das bisherige Verfahren zu ändern, wie Sprecher Lukas Fuhrmann t-online sagte. Man habe sich in der Gesundheitsbehörde "von Anfang an und ganz klar" dafür entschieden, auch Auswärtige durch Bremer Impfangebote zu immunisieren. Diese Vorgehensweise bleibe auch bestehen, "gar keine Frage". Als Oberzentrum im Norden habe es nie Zweifel daran gegeben, auch Menschen aus Niedersachsen zu impfen. "Wir versorgen alle aus dem Umland, das war uns von vornherein wichtig", so Fuhrmann.

Für Fuhrmann sei es auch nicht von Bedeutung, "ob Bremen nun auf Platz eins, zwei, drei oder vier" gelandet sei, viel entscheidender sei hingegen der Schutz von vulnerablen Gruppen. Und in diesem Bereich, so Fuhrmann weiter, habe Bremen gute Arbeit geleistet: Die Sterberate bei alten Menschen sei im Bundesvergleich besonders niedrig. "Da sind wir absolut auf dem richten Weg." Von insgesamt knapp 230.000 nachweislich mit Corona infizierten Personen starben bislang etwas mehr 790, was eine Sterblichkeit von rund 0,35 Prozent ergebe.

Auch was die Impfquote angehe, schneide Bremen trotz der Studienergebnisse "keineswegs" schlecht ab, betont Fuhrmann. Mit Stand vom 15. Juli weist das Land Bremen bei den Erstimpfungen eine Quote von 91,1 Prozent auf, bei der Zweitimpfung immerhin noch 87,5 Prozent. Die Booster-Impfung holten sich bislang 66 Prozent ab. Auf die Gesamteinwohnerzahl gerechnet, bleibe Bremen im deutschlandweiten Vergleich immerhin Spitzenreiter, so Fuhrmann. "Es gibt also Indizien für einen richtigen Erfolg."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit dem Gesundheitsressort
  • Eigene Recherchen
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