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Bremerhaven und Panzer für die Ukraine: Was macht den Hafen so besonders?


Militärlieferungen sorgen für Aufsehen
Panzer für die Ukraine: Warum gerade Bremerhaven?

Von t-online, stk

Aktualisiert am 22.02.2023Lesedauer: 4 Min.
Ein Panzer wird entladen (Archivfoto): Bereits 2022 lieferten die USA zahlreichen Militärequipment mithilfe des Schiffs "Arc Endurance" nach Bremerhaven.Vergrößern des BildesEin Panzer wird entladen (Archivfoto): Bereits 2022 lieferten die USA zahlreichen Militärequipment mithilfe des Schiffs "Arc Endurance" nach Bremerhaven. (Quelle: IMAGO/John Randeris)
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Zum zweiten Mal in diesem Jahr erreichten zahlreiche Panzer den Hafen in Bremerhaven. Es war nicht die erste Lieferung von Militärtechnik über den Norden – und wird wohl nicht die letzte gewesen sein.

Über eine Fläche von 7,8 Millionen Quadratmetern erstreckt sich der Hafen in Bremerhaven. Unterteilt in verschiedene Sektoren werden dort jährlich mehrere Millionen Container, Fahrzeuge und Lebensmittel umgeschlagen. Dazu kommen zahlreiche Kreuzfahrtschiffe, die den Hafen ansteuern oder von diesem ablegen.

Doch auch in einem anderen Bereich zählt der Hafen mittlerweile zu einer Topadresse in Europa: beim Transport von Militärtechnik. Erst vor einer Woche machte die "ARC Integrity" an der sogenannten ABC-Insel fest, entlud 60 Panzer des Modells "Bradley", hinzugesellten sich zahlreiche Mannschaftstransporter, Humvees und Militärlastwagen. Vor wenigen Tagen dann die nächste Fracht, geliefert vom Transportschiff "Arc Endurance".

Auch dieses Schiff hatte aufsehenerregende Fracht an Bord: 90 Radpanzer vom Typ "Stryker". Sie sind Teil des 2,5 Milliarden teuren Hilfspakets der USA für die Ukraine und sollen es dem dortigen Militär ermöglichen, sich gegen die russischen Invasionstruppen weiter zur Wehr zu setzen.

Großmanöver "Defender 2020"

Nicht nur die beiden jüngsten Lieferungen von Militärequipment verdeutlichen den Stellenwert des Hafens. Bereits seit dem Zweiten Weltkrieg hat sich das Areal zu einem der bedeutendsten Umschlagsplätze für Panzer und Co herauskristallisiert.

Besonders deutlich wurde dies zuletzt im Jahr 2020: An der militärischen Großübung "Defender 2020" nahmen rund 37.000 US-Soldaten teil, es war nach Angaben der US-Streitkräfte in Europa "die umfangreichste Verlegung von Soldaten aus den USA nach Europa in den vergangenen 25 Jahren". Drehscheibe für Truppen und Technik: Bremerhaven.

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Bremerhaven wird zusehends zu internationaler Drehscheibe

Ziel sei es, so die US-Streitkräfte damals, die Einsatzbereitschaft der Nato zu erhöhen und mögliche Gegner abzuschrecken. 19 Staaten waren nach Angaben des "Spiegel" an dem Großmanöver beteiligt. Einer der Gründe für die damalige Übung: die Annexion der Krim durch Russland und Befehlshaber Wladimir Putin.

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Bremerhavens Rolle als internationale Drehscheibe bei Militärlieferungen nach Europa hat allem Anschein nach wieder einmal an Relevanz gewonnen. Und das kommt nicht von ungefähr: Bereits zum Ende des Zweiten Weltkriegs nutzte das US-Militär den Hafen als zentralen Anlaufpunkt für Mensch und Maschine.

Wie der "Weser Kurier" schreibt, war diese Entscheidung gefallen, da fielen noch Bomben auf Deutschland nieder. Die USA waren auf der Suche nach einem geeigneten Hafen für Nachschublieferungen für die künftigen Besatzungszonen – und entschieden sich für die Stadt an der Nordsee.

"Flair eines amerikanischen Vorortes"

Das hatte unter anderem den simplen Grund, dass der Hafen in Bremerhaven zu dieser Zeit noch nicht in Schutt und Asche gelegt worden war. Andere große Häfen in Europa, aber auch die Stadt Bremerhaven selbst waren bereits zerstört und konnten so nicht genutzt werden. Zum anderen hatten sich die Engländer bereits den Hamburger Hafen als "Mayor Port" gesichert – die USA bekamen Bremerhaven.

Fortan entwickelte sich der Hafen zu einer Drehscheibe der Militärfracht. Aber auch der Stadt verlieh die andauernde US-Präsenz "das Flair eines amerikanischen Vorortes", heißt es auf der Stadt-Homepage.

Über die Jahrzehnte siedelten sich immer mehr militärische Einrichtungen in der Stadt an. So entstand unter anderem die Carl-Schurz-Kaserne direkt hinter der Grenze zum Stadtteil Speckenbüttel, auch "Klein Amerika" genannt. 1969 bündelten die Streitkräfte dort alles, was die Militärangehörigen und ihre Familien so brauchten – und das an einem zentralen Ort.

Der Fall der Mauer verändert vieles

Auch zu Beginn der 1990er Jahren wurde der Hafen als Umschlagplatz für Militärequipment genutzt. Dieses Mal jedoch für den II. Golfkrieg. Nach dem Fall der Mauer verändert sich das Leben in Bremerhaven schlagartig. Das alte Machtgefüge auf dem Globus hatte sich plötzlich verändert, die US-Truppen verließen Bremerhaven nach und nach. 1993 wird die Carl-Schurz-Kaserne geschlossen, die Stadt verlor "ein Stück Identität", heißt es auf der Internetseite Bremerhavens.

Doch der Hafen, insbesondere der Kaiserhafen und die daran angeschlossene ABC-Insel, rücken spätestens mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine wieder in den Fokus des US-Militärs. Das hat nicht nur historische Gründe, sondern auch technische.

Die ABC-Insel, benannt nach den durchbuchstabierten Stückgut-Lagerhallen, die dort gebaut wurden, dient in "normalen" Zeiten der einfachen Abfertigung von Automobilen. Etwa 1,7 Millionen Fahrzeuge verlassen nach Angaben des Logistikunternehmens BLG Logistics jährlich das Hafengebiet, etwa 1.300 Car Carrier steuern die Kais jedes Jahr an.

Ein Parkplatz mit 240 Hektar

Der daran angeschlossene Parkplatz misst 240 Hektar – genug Platz, um auch schwere Panzer und andere Militärfahrzeuge parken zu können. Doch nicht nur der Platz, auch das technische "RoRo"-Verfahren ("Roll on/Roll off") kann im Kaiserhafen umgesetzt werden, heißt es auf der Internetseite der Hafenmanagement-Gesellschaft "Bremenports".

Güter bis zu 21.000 Tonnen können so sicher und schnell umgeschlagen werden. Wie bei der 227 Meter langen "Arc Integrity" und der mit 264 Metern etwas längeren "Arc Endurance" der Redderei "American Roll-on Roll-off Carrier" (Arc), die die jüngsten Panzerlieferungen brachten.

Ob Bremerhaven auch in Zukunft einen so exponierten Platz in der Verschiffung von Truppen und Technik einnehmen wird, wird die Zukunft zeigen. Die Historie spricht für die Stadt an der Nordsee, die technischen Voraussetzungen bringt der Hafen jedenfalls mit.

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