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Versinkt das nächste Wahrzeichen im Wasser? Große Sorge in Bremerhaven


Maroder Leuchtturm Roter Sand
Versinkt das nächste Wahrzeichen im Wasser?


Aktualisiert am 27.02.2023Lesedauer: 4 Min.
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Leuchtturm Roter Sand in der Deutschen Bucht (Archivfoto): "Der Zustand ist sehr schlecht", heißt es vom Förderverein aus Bremerhaven.Vergrößern des Bildes
Leuchtturm Roter Sand in der Deutschen Bucht (Archivfoto): "Der Zustand ist sehr schlecht", heißt es vom Förderverein aus Bremerhaven. (Quelle: IMAGO/Luftbild Bertram)

Seit mehr als 130 Jahren steht der Leuchtturm Roter Sand vor der Küste Bremerhavens. Doch wie lange noch? Der Förderverein, der sich um den Turm kümmert, ist in großer Sorge.

Viele vergleichen ihn mit der New Yorker Freiheitsstatue und zumindest was die Symbolik angeht, kann das durchaus stimmen. Der Leuchtturm Roter Sand, etwa 30 Seemeilen (55 Kilometer) von Bremerhaven entfernt, ist seit seinem Bau ein Wahrzeichen von Abschied und Heimkehr geworden. Millionen Menschen, aber auch unzählige Seeleute sahen und sehen das maritime Bauwerk seit seiner Errichtung im Jahr 1885. Doch wird der Turm weitere 100 Jahre stehen? Oder versinkt er, wie der Leuchtturm auf der Bremerhavener Nordmole, einfach im Wasser?

Laut Rolf Pilz stehen die Chancen schlecht um das erste Offshore-Bauwerk der Welt. Pilz ist Vorsitzender des Fördervereins Roter Sand in Bremerhaven. Er kennt den Leuchtturm in- und auswendig, hat ihn mehrfach besucht, berichtet er im Gespräch mit t-online. Der letzte Besuch ist lange her, deshalb sei eine detaillierte Bestandsaufnahme zum Zustand des Turms schwer zu erstellen.

Eines weiß Pilz jedoch genau: Der Turm ist sanierungsbedürftig, über das Dach dringe Wasser in das Bauwerk ein. Die Gezeiten und die immer schwerer werdenden Sturmfluten setzten dem Turm mächtig zu. "Die Probleme sind mannigfaltig", fasst Pilz es im Gespräch mit t-online zusammen.

Schadensanalyse am Leuchtturm "wahres Kunststück"

Eigentlich, so der Plan, wollten er und weitere Mitglieder des Fördervereins den Turm besuchen, sich ein ganz genaues Bild vom Zustand machen. Doch daraus wurde lange Zeit nichts. Entweder fehlte es am Schiff, das sie und Experten hätte dort hinbringen können, oder das Wetter spielte nicht mit. Sei dann mal ein Schiff vorhanden, hätten die Firmen keine Zeit oder es fehle an Personal. Einen Termin zu koordinieren, sei ein "wahres Kunststück".

Mit den aktuell wieder sinkenden Temperaturen ergebe sich zudem ein ganz praktisches Problem, erklärt Pilz. Ab einer Wassertemperatur von unter zehn Grad seien Besucher des Turms verpflichtet, spezielle Kälteschutzanzüge zu tragen. Mit diesen durch die enge Luke des Turms zu gelangen, sei quasi unmöglich. Hindernisse über Hindernisse – doch das eigentliche Problem ist der Turm selbst.

"Der Zustand ist schlecht", sagt Pilz. Das Dach sei undicht, die Bausubstanz gammle vor sich hin, Notreparaturen seien aufgrund der dargelegten Probleme derzeit nicht möglich. Pilz hofft, dass eine Bestandsaufnahme im Mai durchführbar wird. Doch egal, wie diese letztlich ausfallen sollte: Der Turm, so Pilz, muss saniert werden.

Drei Varianten, keine Einigung

Pläne dafür gibt es bereits seit mehreren Jahren. Zuständig für die Verwaltung des Bauwerks ist die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD). 2021 gab die DSD ein Gutachten in Auftrag. Das Ergebnis: Das 52,5 Meter hohe Bauwerk könnte in den nächsten 100 Jahren einstürzen. Das Gutachten schildert jedoch auch drei Varianten, den Turm zu sanieren und so zu retten.

Variante eins sieht vor, den Turm an Ort und Stelle zu restaurieren. Eine zweite Variante könnte laut Gutachten sein, den Turm etwas versetzt neu aufzubauen und in diesem Zusammenhang zu sanieren. Beide Varianten, also den Turm auf See zu belassen, werden vom Förderverein präferiert, sagt Rolf Pilz. Eine dritte Variante ginge einen anderen Weg: Dabei würde der oberere Teil des Turms auf See abgebaut, an Land gebracht und dort instandgesetzt.

Welche Variante letztlich umgesetzt werden könnte, ist bis heute unklar. Die DSD sagte einem Bericht des "NDR" zufolge, dass noch keine Entscheidung bezüglich einer Variante getroffen worden sei. Laut einer Sprecherin, so der "NDR", werde zurzeit geprüft, welche Variante umsetzbar sei und welche Kosten damit verbunden wären. Die DSD war für eine kurzfristige Anfrage von t-online am Freitagnachmittag nicht zu erreichen.

Förderverein: "Wir hängen in der Luft"

Laut dem 2021 veröffentlichen Gutachten würde die Instandsetzung des Bauwerks zwischen 2,5 und 12,5 Millionen Euro kosten. Ob die Zahlen noch stimmen, sagte die Sprecherin laut "NDR" nicht.

Doch damit sei es auch nicht getan, sagt Rolf Pilz t-online. Den Turm langfristig zu unterhalten, koste jährlich zwischen 100.000 und 150.000 Euro. Da der Bund als Besitzer des Turms nach Angaben des Förderverein-Vorsitzenden jedoch bereits bekannt gegeben habe, dass man sich nach der Restaurierung "komplett zurückziehen" wolle, müsste die DSD die Kosten übernehmen. "Das kann die Stiftung aber nicht tragen, das ist zu viel", betont Pilz.

"Im Moment", so Pilz, "ist alles mit vielen Fragezeichen versehen. Wir hängen in der Luft." Die etwa 600 Vereinsmitglieder seien bereits mehrfach auf ihn zugekommen. Im Gepäck: viele Fragen. Doch Pilz könne ihnen die meisten nicht beantworten, was "eine unschöne Situation" sei. Als Verein seien sie "das letzte Glied in der Kette – und den Letzten beißen die Hunde", sagt Pilz. Er und seine Mitstreiter würden nun gerne wissen, "was Sache ist".

Laut Gutachten bleibt dem Turm noch einige Zeit. Gedacht hatte man das auch vom Leuchtturm an der Nordmole in Bremerhaven. Da lag man jedoch falsch, der Turm stürzte ein – und Bremerhaven verlor eines seiner Wahrzeichen. Der Leuchtturm Roter Sand, so sagt Pilz, sei ein "Bauwerk nationaler Bedeutung". Diesen zu verlieren, wäre eine "reine Katastrophe".

Verwendete Quellen
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