Gildefest Wildeshausen: Petition für Mädchen beim Schießen löst Wirbel aus

Das Gildefest in Wildeshausen hat seit Jahrhunderten Tradition. Doch diese Tradition schließt Mädchen aus. Eine Petition will nun dagegen vorgehen, stößt aber auf Kritik.

Rund um Pfingsten findet in Wildeshausen (Landkreis Oldenburg) das traditionelle Gildefest statt, das mit dem Kinderschützenfest endet. Doch es regt sich Widerstand – denn manche Traditionen werden als nicht mehr zeitgemä0g empfunden.

Beim Kinderschützenfest dürfen nur Jungen teilnehmen und mitschießen, Mädchen sind ausgeschlossen. Unter dem Motto "Kinderschützenfest für alle" will eine Petition dies nun ändern.

Petition fordert gleichberechtigte Teilnahme

"Wir alle lieben unser Gildefest und den Zusammenhalt in unserer Stadt. Diesen gemeinsam zu stärken und sich daran zu erfreuen, ist der wahre Kern der Gildetradition. Zusammenhalt heißt auch: Gleiches Recht auf Teilnahme für alle Menschen in Wildeshausen. Deshalb fordern wir mit dieser Petition die Wildeshauser Schützengilde auf: ALLE Kinder sollen beim Kinderschützenfest gleichberechtigt teilnehmen und mitschießen dürfen!", heißt es in dem Aufruf.

Das "schmerzhafte Gefühl", ausgeschlossen zu sein, führe bei vielen Mädchen und Frauen dazu, sich innerlich vom Gildefest distanzieren. Die Petition hat bereits mehr als 1.160 Unterschriften gesammelt (Stand: 11. April). Hinter ihr steckt die anonyme Gruppe "Gilde für Alle", berichtet die "Kreiszeitung".

Keine Aufmerksamkeit für progressive Gruppen

Der Vorstand der Wildeshauser Schützengilde sieht sich durch die Gruppe allerdings angegriffen und stellt klar, dass "wir Petitionen von anonymen Gruppen, die 'politisch progressiv' orientiert sind, KEINE Aufmerksamkeit schenken und kein Forum geben", heißt es in einem Statement.

Die Petition wurde bei WeAct gestartet, einer Plattform von Campact. "Campact ist eine Kampagnen-Organisation, mit der sich über 3 Millionen Menschen für progressive Politik engagieren. Auf WeAct hast Du selbst die Chance, Veränderung anzustoßen – mit einer eigenen Petition", heißt es auf der Website.

Die Schützengilde kritisiert unter anderem die Wahl der Internet-Plattform, für deren Kampagnen es finanzielle Zuschüsse und eine Forderung nach Spendengeldern gebe. Auch der "tendenziöse Text" für die Petition ("Derzeit ist nur die halbe Stadt die Gilde und die Gilde ist nur die halbe Stadt") stößt den Mitgliedern übel auf. "Es ist dabei offensichtlich, dass das Kinderschützenfest nur ein Vorwand ist und die Beweggründe ganz anderer Natur sind und das ist in großem Maße unaufrichtig", heißt es in dem Statement weiter.

Vorstand will sich nach Offiziersversammlung äußern

In den Statuten der Wildeshauser Schützengilde heißt es, dass alle männlichen Personen, die das 17. Lebensjahr vollendet haben, Mitglied werden können. Frauen sind ausgeschlossen, ebenso wie Mädchen beim Kinderschützenfest. Und daran will man offenbar erstmal einmal nicht rütteln.

In den sozialen Medien herrscht viel Unverständnis für den Auschluss der Mädchen. "Dass das überhaupt noch so ein Drama zu sein scheint, gleiche Rechte für alle. Gibt keinen Grund, warum nur Mädchen das nicht dürfen sollten", heißt es in einem Facebook-Kommentar. "In einigen Orten leben die leider noch in der Steinzeit leider", in einem weiteren. Doch nicht alle sehen das so: "War immer ein Männer-Ding und soll auch so bleiben", schreibt ein Facebook-User.

Der Vorstand der Schützengilde wolle sich in der zweiten Aprilhälfte nach der nächsten Offiziersversammlung nochmals zu diesem Thema äußern. Kontaktversuche zu der anonymen Gruppe seine bislang erfolglos gewesen.