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Bremen: Sexuelle Übergriffe in Kita – Kirchenverband zieht Konsequenzen


Schwere Vorwürfe
Sexuelle Übergriffe: Was geschah in dieser Bremer Kita?


16.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Blick auf einen Kita-Spielplatz (Symbolfoto): Drei Jungen waren nach Angaben des Landesverbandes Evangelischer Kitas an den Übergriffen beteiligt – einer von ihnen musste die Einrichtung verlassen.Vergrößern des Bildes
Blick auf einen Kita-Spielplatz (Symbolfoto): Drei Jungen waren an den Übergriffen beteiligt – einer von ihnen musste die Einrichtung verlassen. (Quelle: imago stock&people)

Kinder sollen sich an Kindern vergangen haben – über eine längere Zeit fiel das wohl niemandem auf. Jetzt äußert sich die Leitung zu den Vorwürfen.

Beklemmende Berichte aus einer Einrichtung für Kinder: In einer Kita in Bremen-Walle ist es zu mehreren sexuellen Übergriffen von Kindern an anderen Kinder gekommen. Zunächst hatte der "Weser Kurier" berichtet. Carsten Schlepper, Geschäftsführer des Landesverbandes Evangelischer Kitas, bestätigte den Kern des Berichts auf Anfrage von t-online.

"Wir gehen davon aus, dass Übergriffe einzelner Kinder gegenüber anderen Kindern stattgefunden haben", teilte Schlepper mit. Wann genau diese Übergriffe begonnen hatten, dazu machte er keine Angaben. Laut "Weser Kurier" soll es bereits seit Mitte 2023 zu Vorfällen gekommen sein. Konkret hätten Kinder den Penis eines Jungen in den Mund nehmen müssen, zudem hätten sich Kinder vor anderen Kindern ausziehen müssen. Auch das geht aus dem Bericht hervor – der für die Kita verantwortliche Landesverband bestätigte dies hingegen nicht im Detail.

Übergriffe fanden in Waschräumen und Toiletten statt

Die Übergriffe hätten zumeist in Waschräumen und Toiletten stattgefunden, was erklären könnte, warum Erzieherinnen und Erzieher angeblich keine Kenntnis davon genommen haben wollen. Schlepper sagte dazu: "Das Personal hat diese berichteten Übergriffe nicht selbst beobachtet und kann zu konkreten Sachverhalten keine Auskunft geben."

Entgegen der Kritik, die nun auf die Kita-Verantwortlichen einprassele, habe das Personal nach Bekanntwerden der Vorwürfe umgehend reagiert, schildert Schlepper. "Die verantwortliche Leitung hat mit dem Kita-Team sofort begonnen, dem Verdacht auf Übergriffe nachzugehen und hat die beschriebenen Anlässe geprüft." Mit allen Eltern von betroffenen Kindern habe man umgehend Einzelgespräche geführt. Dabei seien "individuelle Maßnahmen für einzelne Kinder abgesprochen, Informationen über externe Beratung weitergegeben und weitere Gespräche angeboten" worden.

Kinder empfanden Erlebtes als "massive Bedrohung"

Konkret sollen es drei Jungen im Alter von fünf und sechs Jahren gewesen sein, die mindestens zwei jüngere Mädchen genötigt haben sollen, die beschriebenen Handlungen vorzunehmen. Der "Weser Kurier" spricht von Drohungen der älteren Kinder. Geschäftsführer Schlepper bestätigte das auf Anfrage nicht.

Man sei sich der Tragweite bewusst und gehe davon aus, "dass die erlebten Grenzverletzungen von einzelnen Kindern als massive Bedrohung erlebt wurden". Junge Kinder äußerten "häufig erst durch ihr Verhalten, wenn sie sich in ihrem Lebensbezug behindert und gestört fühlen", so Schlepper. Deshalb sei den Eltern angeboten worden, "bei auffälligem Verhalten ihrer Kinder Kontakt zu Beratungsstellen herzustellen, um eine fachkundige Unterstützung zu erhalten".

Untätig geblieben? Kita wehrt sich gegen Vorwürfe

Gegen den Vorwurf, untätig geblieben zu sein, wehrt sich Schlepper auf Nachfrage: Nach Prüfung der Vorfälle und den dann geführten Gesprächen seien "in der Folge mit der Fachberatung des Trägers und unter Hinzuziehung einer externen Beratungsstelle Maßnahmen zur Unterstützung und zum Schutz der Kinder und zum weiteren pädagogischen Umgang in der Gruppe vereinbart" worden. In diese Beratungen sei der gewählte Elternbeirat der Kita eingebunden gewesen.

"Eine umfassende Information an alle Eltern erfolgte nur teilweise, um die betroffenen Kinder zu schützen", ergänzte Schlepper. Auch das Landesjugendamt sei frühzeitig informiert worden und habe "das Vorgehen zur Bearbeitung befürwortet".

Ein Kind, das sexuelle Handlungen vorgenommen hatte, sei auf Anraten der Kita-Leitung nun in einer anderen Einrichtung des kirchlichen Trägers untergebracht worden. "Dieses Vorgehen diente dem Schutz dieses Kindes", sagte Schlepper. Die anderen Kinder – ebenfalls verantwortlich für sexuelle Übergriffe – besuchen auch weiterhin die betroffene Kita.

Kirche betont rechtliche Hürden, Kindern Kitaplatz zu verwehren

Schlepper betonte in diesem Zusammenhang aber auch die rechtlichen Hürden, denen eine Kita in solchen Fällen unterliege. "Der naheliegende Ausschluss einzelner Kinder aus der Kita ist vielfach gar nicht möglich", sagte er. Der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz und die Aufnahmeordnung in Bremen verbiete es dem Träger, "wegen kindbezogener Gründe den Kitaplatz zu verwehren".

Erschwerend komme hinzu, "dass das System der Kindertagesbetreuung zeitweise überlastet ist". Die verantwortlichen Träger müssten dann abwägen, "ob trotz der Anforderungen durch einzelne Kinder der Betrieb noch verantwortbar ist".

Einige Kinder könnten "Verhalten nur bedingt regulieren"

Man erlebe im Kita-Alltag "immer wieder" Kinder, "die sich selbst oder andere mit ihrem Verhalten gefährden", darauf pädagogisch angemessen zu reagieren und "im pädagogischen Setting der Kita dafür ein angemessenes Umgehen zu entwickeln", sei schwierig. Das treffe "insbesondere auf Kinder mit Behinderung" zu. Bei ihnen sei "davon auszugehen, dass einige mit fortwährenden Einschränkungen ihr Verhalten nur bedingt regulieren können". Ob die Kinder, die andere Kinder zu den beschriebenen Handlungen gedrängt hatten, unter einer Behinderung oder Lernschwäche leiden, ließ Schlepper offen.

Die betroffene Kita betreut nach eigenen Angaben 78 Kinder ab dem Alter von etwa einem Jahr bis zur Einschulung. Insgesamt seien 17 pädagogische Fachkräfte als Gruppenleitungen, Springkräfte oder Leitung eingesetzt.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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