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BVB: Dortmunds Pläne zu möglicher Meisterfeier sind ein Armutszeugnis


Verbote statt Feiern in Dortmund
Das ist ein Armutszeugnis

MeinungVon Olga Felker

26.05.2023Lesedauer: 3 Min.
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BVB-Fans feiern das Double 2012 am Borsigplatz (Archivbild): Bei der letzten Meisterschaft feierten Groß und Klein zusammen.Vergrößern des Bildes
BVB-Fans feiern das Double 2012 am Borsigplatz (Archivbild): Bei der letzten Meisterschaft feierten Groß und Klein zusammen. (Quelle: imago sportfotodienst)

Der BVB könnte am Samstag Deutscher Meister werden. Doch Feiern in der Innenstadt wird es nicht geben – dabei wäre die Stadt das den Dortmundern schuldig.

Die Dortmunder sind schon jetzt in Feierlaune. Nach mehr als zehn Jahren könnte der BVB die Meisterschale endlich wieder in die Stadt holen. Im Spiel gegen Mainz am Samstagnachmittag wird es sich entscheiden. Doch statt eines Konzeptes für Feiern in der Innenstadt, hat Dortmund nur Verbote zu bieten. Als Meisterschaftsfeier am Sonntag ist lediglich ein Autokorso geplant, der um 16 Uhr endet. Danach sollen sich die Fans geordnet nach Hause begeben. Die Menschen sollen sich aus der Innenstadt fernhalten.

Das ist nicht nur ärgerlich für alle Dortmunder, sondern ein Armutszeugnis für die Stadtführung. Es zeigt, wie einfallslos Bürgermeister Thomas Westphal (SPD) und seine Verwaltung sind, wie wenig Bewusstsein sie für die Stimmung und Bedürfnisse der Bewohner haben.

Sicher, dass es keine Public-Viewing-Events geben wird, kann man der Stadt nicht anlasten. Sie scheiterten an Verhandlungen mit "Sky". Der Bezahlsender war nicht bereit, der Stadt bei einem Angebot entgegenzukommen und fürchtete einen Präzedenzfall. Zusätzlich berief sich "Sky" auf seine Kunden, die eine Gebühr bezahlen müssen, um die Spiele schauen zu können. Es gäbe ja zahlreiche Sportbars, die ein "Sky"-Abonnement hätten und das Spiel übertragen würden, teilte der Sender mit.

"Sky" verhindert Public Viewing

Doch diese Sportbars werden mehr als überfüllt sein. Reservierungen sind bei den meisten nicht möglich und so gilt: "Wer zuerst kommt, schaut zuerst." Wer also keine Karte fürs Stadion bekommen hat und am Samstag für einen Platz in einer Kneipe nicht in aller Früh aufstehen möchte, muss privat schauen. Doch auch hier ist Vorsicht geboten, öffentlich zum gemeinsamen Schauen einladen dürfen Privatpersonen nicht. Denn dafür bedarf es einer Lizenz.

Auch Feierlichkeiten sind am Samstag keine geplant. Keine Bühne am Friedensplatz vor dem Rathaus und selbst der Alte Markt soll bei Überfüllung gesperrt werden. Doch auch für die Fans, die nach dem Spiel vom Stadion zum Bahnhof strömen, scheint die Stadt nicht gerüstet zu sein. Denn mobile Toiletten werden in der Stadt ebenso wenig zu finden sein, wie ein Angebot, das große und kleine Fans abholt. Stattdessen gibt es ein Glas- und Halteverbot in der gesamten Innenstadt.

Wie kann das sein? Wie wenig kennen und verstehen die Entscheider die Menschen dieser Stadt? Wissen sie nicht, dass die Dortmunder den Fußball und ihren Verein leben und lieben? Selbst an normalen Spieltagen verwandeln sich Menschen und Gebäude in ein schwarz-gelbes Wimmelbild. An diesen Tagen müssen sich alle und alles in Dortmund nach dem BVB richten, egal ob sie Fans sind oder nicht.

Keine Feiern in der Stadt, dafür ein Glas- und Halteverbot

Am Samstag wird nicht nur genauso, sondern noch viel mehr los sein. Die Stadt wird kopfstehen. So wie schon bei der letzten Dortmunder Meisterschaft 2012. Damals hat Westphals Vorgänger Ullrich Sierau (ebenfalls SPD) die Brunnen in der Innenstadt abwechselnd gelb und schwarz färben lassen. Es gab zahlreiche Bühnen und ganze Familien feierten den Heimatverein. Kurz: Es war ein unvergessenes Fest für Groß und Klein.

Das ist die Messlatte, an der sich die aktuelle Stadtführung hätte orientieren müssen. Denn Dortmund profitiert enorm von der Beliebtheit des Fußballklubs. Er macht sie international berühmt und ermöglicht der Stadt hohe Einnahmen. Nun aber wirkt es fast, als sei der BVB der Stadt lästig, als fürchte sie seinetwegen nur Scherereien.

Lästig scheinen der Stadtführung aber vor allem all jene Bürger zu sein, die nicht genug Geld für eine Karte haben und sich das Spiel auch nicht in Kneipen anschauen können, weil sie zu jung, zu alt oder körperlich eingeschränkt sind.

Dabei ist die Stadt diesen Menschen eine unvergessliche Meisterschaftsfeier schuldig. Denn wer den Rest des Jahres jedes Wochenende aufs Neue betrunkene und wildpinkelnde Fußballfans in der Stadt erträgt, sollte bei einem Ereignis wie diesem mitgedacht und bei Feiern eingeplant werden.

Verwendete Quellen
  • Pressekonferenz der Stadt Dortmund und des BVB am 23. Mai 2023
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